Südostasien unter Wasser
Der Monsun ist für Süd- und Südostasiaten existenzsichernd, doch dieses Jahr wird er lebensgefährlich.
Monsunregen als Existenzgrundlage
In Indien, Südostasien und im nördlichen Gebiet des Indischen Ozeans ist es alljährliche Normalität: Der Monsunregen, der großflächig Gebiete überschwemmt, Nährboden für die Landwirtschaft ist und vielen Bauern ihre Existenzgrundlage bietet. Ohne das viele Wasser könnte Reis, das wichtigste Nahrungsmittel in Asien, nicht in so großen Mengen angebaut werden, dem Boden würden ausserdem Mineralien und Nährstoffe fehlen. Ausgetrockneter und unfruchtbarer Boden würde dem Großteil der südostasiatischen Bevölkerung die Lebensgrundlage nehmen, da die überwältigende Mehrheit der Beschäftigten im Agrarsektor tätig ist. Der Monsunregen wird traditionell im Reisanbau berücksichtigt, sodass Bauern zweimal im Jahr ernten können und so ihre Produktion steigern.
Wie entsteht der Monsun?
Der Monsun ist aber nicht nur der monatelange Regen, sondern eine großräumige Luftmassenzirkulation. Jedes Jahr Anfang Juni beginnt der asiatische Kontinent, sich durch die Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone nach Norden zu erhitzen, wo ein bodennahes Hitzetief entsteht und das Einströmen von feuchter Meeresluft bewirkt wird. Mit der Höhenzunahme der Landmasse (z.B. durch den Himalaya) kühlt sich auch die Luft mit steigender Höhe ab. Das Wasser in der Luft kondensiert aus und regnet in Form des Monsunregens über Süd- und Südostasien ab.
Der Fluch des Regens
In alten Hochkulturen wie der Khmer- und der Induskultur konnten Bauern mithilfe von Bewässerungskanälen mit den Wassermassen umgehen, doch diese traditionellen Techniken wurden im Zuge der Modernisierung abgeschafft. Jetzt haben die Bauern mit überdurchschnittlich starkem Regen zu kämpfen, doch sie nutzen das Jahrhunderte alte Wissen nicht mehr. Das ungedämmte Wasser überflutet Dörfer, zerstört Städte und nimmt Menschen ihr Zuhause.
Die teilweise flutartigen Überschwemmungen fordern jedes Jahr aufs Neue eine Vielzahl von Opfern. Der nährstoffarme tropische Boden ist hoch erosionsgefährdet, er wird leicht vom Wasser mitgerissen und endet oft als Erdrutsch. Die Tiere der Bauern ertrinken, Menschen werden obdachlos und velieren ihre Lebensgrundlage. Nicht zuletzt fordert der Monsunregen jedes Jahr mehreren Hundert Menschen das Leben.
Thailand steht unter Wasser
In diesem Jahr sind die Überschwemmungen ungewöhnlich heftig, was besonders in Thailand Folgen hat. Der Fluss Chao Phraya tritt seit Tagen über seine Ufer, auch die zahlreichen Zuflüsse und Nebenarme überfluten die Landschaft. Man kann sich nur noch mit Booten fortbewegen, da die Infrastruktur außer Gefecht gesetzt ist und weder Bahnen noch Busse fahren, deshalb stockt die Versorgung mit Lebensmitteln, warmer Kleidung und Medikamenten. Hilfsorganisationen haben keine Möglichkeiten, allen Einwohnern zu helfen oder weitere Unfälle zu verhindern. Die Zahl der Toten steigt weiterhin. Die Flut hat bereits Thailands Hauptstadt Bangkok erreicht, äußere Bezirke der Millionenstadt stehen unter Wasser.
Weitere Informationen über die Flutkatastrophe in Thailand finden Sie hier, wo ausführlich über die aktuelle Situaton berichtet wurde.
Langfristige Folgen
Selbst wenn die diesjährige Regenzeit vorbei sein wird, müssen weitere Herausforderungen von Bevölkerung und Hilfsorganisationen gemeistert werden. Hunderttausende wurden obdachlos und durch den Mangel an medizinischer Versorgung und Hygiene muss mit der Ausbreitung von Krankheiten gerechnet werden. Malaria- und Denguemücken vermehren sich im Wasser, also sind jetzt die besten Bedingungen für die Ausbreitung der lebensgefährlichen Krankheiten gegeben. Ein weiteres Problem ist, dass das Wasser auch Müll, ertrunkene Tiere und Schmutz mitreißt, wodurch ernsthafte Hautkrankheiten und Infektionen verursacht werden. Genug sauberes Wasser und Nahrung können durch die Überflutung der Straßen nicht in die ländlichen Regionen gebracht werden, sodass Bauern nicht genug Nahrung und Trinkwasser haben.
Es besteht insgesamt ein hohes Risiko für gefährliche Krankheiten, Unterernährung und Armut in ländlichen Gebieten, wodurch sich Landflucht verstärken und die Landwirtschaft vernachlässigt werden könnte. Die Flutkatastrophe hat aber noch mehr unabsehbare Folgen, die der thailändischen Bevölkerung langfristig Probleme bereiten wird.