Dürre auf Tropeninsel
Das Wetterphänomen La Niña beschert einen der kleinsten Staaten der Welt - dem Pazifikstaat Tuvalu - seit Wochen und Monaten Trockenheit, so dass jetzt wegen Wassermangels der Notstand ausgerufen werden musste.
Der Staat im Stillen Ozean Tuvalu (Abb. 1) hat rund 10.500 Einwohner, die fast vollständig vom Regenwasser abhängig sind. Seit Wochen fiel gar kein Niederschlag (Abb. 2,3,4) und seit mehreren Monaten regnetet es unterdurchschnittlich wenig.
###YOUTUBE###
Wegen des Wetterphänomens La Niña blieben die Regenfälle in den vergangenen Monaten jedoch spärlich. Seit etwa sechs Monaten regnet es nicht mehr ausreichend - und die Dürre wird wahrscheinlich noch bis Dezember andauern.
Was ist La Niña?
Ähnlich wie El Niño bezeichnet La Niña eine Temperaturanomalie im Meerwasser des äquatorialen Pazifik. Allerdings ist La Niña das Gegenteil von El Niño und folgt diesem meist nach. In diesem Fall liegen die Temperaturen im Ostpazifik vor der Küste Südamerikas deutlich unter den Normalwerten. Die Ursache für diese Abkühlung ist in der Atmosphäre zu suchen: Es besteht dann nämlich ein hoher Unterschied zwischen dem Luftdruck bei Australien und in der Region um Indonesien.
Durch diese Temperaturanomalie sorgt bei La Niña-Konditionen die so genannte Walker-Zirkulation dafür, dass der Passatwind zusätzlich verstärkt wird. Dies bedeutet, dass östliche Winde das Oberflächenwasser von der Westküste Perus und Südamerikas wegtreiben, während aus der Tiefe das kühlere Meerwasser an die Oberfläche gelangt. Diese Veränderung der Meeresströmung hat über komplexe Wechselwirkungen auch einen Effekt auf die atmosphärischen Windsysteme.
Was sind die Auswirkungen von La Niña?
Als Merksatz gilt: die natürlichen klimatologischen Bedingungen werden durch La Niña noch weiter verstärkt. Gebiete, die tendenziell trocken sind, werden also noch weniger Niederschlag als normal erwarten, hier drohen Dürren. Andererseits kann es in den Regengebieten Südostasiens zu Überschwemmungen durch überdurchschnittlich viele und hohe Niederschläge kommen.
Da auch das Starkwindband in der Höhe, der so genannte Jetstream, durch La Niña beeinflusst wird, sind die Auswirkungen durchaus global, jedoch in Einzelheiten noch nicht wirklich erforscht. Zum Beispiel bleiben in Südkalifornien ebenfalls die Niederschläge aus. Die Entstehung von Hurrikanen ist in La Niña Perioden begünstigt. Für Deutschland wird bisher vermutet, dass die Winter während La Niña im Mittel milder ausfallen, was allerdings noch nicht bestätigt ist.
Wie sieht es aktuell mit La Niña aus?
Wie an den aktuellen Meerestemperaturen zu erkennen ist (Abb. 5), befinden wir uns wieder am Anfang des La Niña Ereignisses, nachdem sich typischerweise La Niña im Nordhemisphären-Sommer abgeschwächt hatte. Vom Climate Prediction Center (CPC) wird auch vorausgesagt, dass diese starken Konditionen auf der Nordhalbkugel 2011 noch bis in den Winter hinein anhalten werden. Für die Region im westlichen Pazifik, aber auch für Ostafrika werden weiterhin wenige bis gar keine Niederschläge erwartet, die derzeitige Trockenheit wird bis auf Weiteres andauern.