Achtung, Sturm!
Gestern sind wir ja bereits auf die Hintergründe der Windentwicklung allgemein eingegangen. Heute widmen wir uns der aktuellen Sturmlage etwas konkreter. Was ist wo an Wind zu erwarten? Generell muss der Norden und Osten Deutschlands Acht geben.
Druckgegensätze verstärken sich
Wie bereits in den Donnerstagnews erklärt, hängt die Windstärke ja in erster Linie von den Luftdruckgegensätzen ab. Und diese sind gerade dabei, sich noch weiter zu verstärken.
Die Gegenparts, die sich gegenüberstehen, sind zum einen das Hoch Ruth, das sich mit seinem Zentrum bei den Britischen Inseln liegend noch etwas verstärken kann. Auf der anderen Seite hat das Sturmtief "Ingo" mittlerweile seinen Höhepunkt überschritten und zieht nun weiter nach Westrussland. Dies ist jedoch noch nicht das Ende der Sturmlage. Denn über Schweden hat sich ein Randtief gebildet, das auf einer ähnlichen, nur wenig weiter östlich liegenden Zugbahn, nach Südosten zieht.
Zwischen diesen beiden Druckgebilden herrscht in der Höhe also eine stramme nordwestliche Strömung (Abb. 2), gleichbedeutend mit einem auflebenden Wind.
Wo und wann wird es am "stürmischsten"?
Den Höhepunkt dieser Sturmlage werden wir daher räumlich im Nordosten Deutschlands erleben, zeitlich dann, wenn uns die Kaltfront passiert hat (Abb. 3), das wird an der Ostseeküste am Nachmittag und in Richtung Brandenburg und Berlin am Abend der Fall sein.
Denn auf dieser so genannten "Rückseite" ist die Atmosphäre labil geschichtet, das bedeutet, dass die Turbulenz größer ist. Mit anderen Worten: Die höheren Windgeschwindigkeiten aus der Höhe können den Erdboden besser "erreichen", dies ist insbesondere bei Schauern der Fall, die im Osten Deutschlands heute zumindest nicht ausgeschlossen sind.
Zur Abschätzung der Windspitzen ist daher der Wind in einer Höhe interessant, die gerade eben nicht mehr so stark von der Bodenreibung beeinflusst wird. Diese ist in Abb. 2 zu sehen im 925 hPa Niveau, das entspricht etwa Mittelgebirgshöhe, 500 bis 800 Meter. Hier herrschen zum Abend hin bereits Windgeschwindigkeiten von 50 bis 60 Knoten, also rund 90 bis 110 km/h oder Windstärke 10 bis 11 = schwerer Sturm bis orkanartiger Sturm.
Schwere Sturmböen im Flachland
Somit muss man auch in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Ostsachsen, sowie im Norden und Osten Sachsen-Anhalts zumindest mit einzelnen schweren Sturmböen rechnen (siehe auch die Prognose in Abb. 4), unmittelbar an der Ostseeküste, besonders auf Fischland-Darß und Wittow, sind auch orkanartige Böen möglich.
Dabei können größere Äste von den Bäumen brechen, auch Dachziegel können herab fallen. Wer im Norden oder Osten Deutschlands unterwegs ist, sollte leichte Gegenstände also jetzt noch sichern und sich auch heute ab Spätnachmittag nicht unbedingt im Wald aufhalten. Wer wissen möchte, ob er selbst betroffen ist, kann sich auch mit unseren Unwetterwarnungen auf dem Laufenden halten.