JAPAN: Der Wind dreht
Das Weltinteresse konzentriert sich auch weiterhin auf die Ereignisse nach dem katastrophalen Erdbeben in Japan. Nachdem der erneuten Explosion im Reaktor 3 des Atomkraftwerks Fukushima I ist die Lage aktuell in drei Atomreaktoren kritisch. Zusätzlich dreht momentan der Wind und könnte ausgetretene Radioaktivität auch in die Millionenhauptstadt Tokio wehen.
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Auch meteorologisch kritische Phase
In den kommenden Stunden muss doppelt gebangt werden, dass sich das Ausmaß in Grenzen hält, in denen Radioaktivität aus den beschädigten Atomkraftwerken entweicht. Denn die Windrichtung ändert sich vorübergehend. Bisher war es so, dass die radioaktiv verstrahlten Staubteilchen der Luft durch eine westliche Strömung hinaus auf den Pazifik getragen wurden (wir berichteten in unseren Spezial-News am Samstag).
Nun jedoch zieht ein kräftiges Tief mit seinem Zentrum über den äußersten Norden Japans und seine Tiefausläufer damit über das Land hinweg, während sich über der Philippinensee ein Hoch befindet. Wir sehen in den Abb. 3 bis 5, dass dies negative Auswirkungen auf die Windrichtung hat, auf die ja im Moment angesichts des drohenden GAUs besonders geschaut wird.
Wind auf Nordost - Tokio gefährdet?
Denn dies hat eine Winddrehung auf Nordost zu Folge. Um es deutlicher darzustellen, betrachten wir wie bereits in den vergangenen Tagen die so genannten Trajektorien, das ist der prognostizierte Weg, den ein Luftpaket von einem bestimmten Ausgangspunkt aus nimmt, in diesem Fall haben wir das entsprechende HYSPLIT Modell der NOAA vom Standpunkt der Atomkraftwerke Fukushima aus rechnen lassen. Die Ergebnisse finden sich in den Abb. 6 bis 8.
Hier wird jeweils der Weg dreier Luftpakete simuliert, die einmal aus null, 500 und 1500 Meter Höhe starten. Wir sehen: Während ein Luftpaket mit potenziell radioaktiv verstrahlten Aerosolen am frühen Montagmorgen unserer Zeit noch den Weg auf den Pazifik hinaus nahm, führt der Weg 12 Stunden später, also Montagmittag unserer Zeit, in Bodennähe von den Atomkraftwerken auf Tokio zu (Abb. 7, rote Linie). Damit wären die rund 8 Millionen Einwohner der Hauptstadt und 34 Millionen Einwohner der Metropolenregion bedroht.
Es bleibt nun auch angesichts starker Nachbeben nur zu hoffen, dass sich der Austritt radioaktiver Strahlung so in Grenzen hält, wie derzeit von offiziellen Stellen behauptet wird. Dies gilt speziell für die kommenden Stunden, in denen der Wind in Richtung Tokio zeigt. In 24 Stunden führt der Weg der Luft dann wieder in Richtung Meer (Abb. 8).
Gefahr für Deutschland?
Hierzulande bleibt die Frage, ob auch wir durch eventuell radioaktiv belastete Luft gefährdet sein könnten. Dies kann aber so gut wie ausgeschlossen werden. Bis nach Deutschland ist der Weg jedoch so weit und die Ausdünnung in der Luft so groß, dass die Radioaktivität in der Luft auf ein unkritisches Maß sinken sollte. Für genauere Informationen verweisen wir aber gerne auf dementsprechend offizielle Stellen:
Bundesamt für Strahlenschutz
Internationale Atomenergiebehörde IAEA
Wir werden die Lage selbstverständlich weiter im Auge behalten und berichten.