Unterkühlter Regen
Im äußersten Nordwesten Deutschlands staunten manche Menschen am frühen Dienstagmorgen nicht schlecht - Auf Straßen und Ästen sowie auf Autos fand sich ein dicker Eispanzer, auf den Straßen gab es hier nur stellenweise Glatteis. Wesentlich größere Probleme ergaben sich dann im Laufe des weiteren Morgens...
Oben wärmer als unten
Die Wetterlage haben wir dabei gestern schon generell beschrieben, doch müssen wir für den konkreten Eisregen-Fall etwas näher "hineinzoomen", um die Vorgänge vor Ort zu verstehen.
Wir erinnern uns (siehe auch Abb. 2): Das Tief "Paolini", das sich wiederum auf der Vorderseite eines gigantischen Tiefs auf dem Atlantik befindett, bringt mit seinem Ausläufer Niederschläge von Westen nach Deutschland. Dieser Tiefausläufer bleibt aber über Deutschland "stehen", da als Gegenspieler das Skandinavienhoch "Gabriela" mit Ostwind und trocken-kalter Festlandsluft gegenhält.
Die Luft auf der Vorderseite des atlantischen Tiefdruckgebietes ist dagegen feucht und mild (Abb. 3). Wenn diese nun von Westen auf die kältere und damit schwerere Luft im Osten trifft, so gleitet sie auf.
Wasser unter 0°C
Damit befindet sich im Bereich der Luftmassengrenze in der Höhe ein Bereich, in dem die Temperatur über 0°C liegt, darunter ist es kälter (Abb. 4). Niederschlag, der sich hier bildet oder durch diese Luft fällt, kann dann bei Minusgraden (Abb. 5) als Wasser auf die kalten Oberflächen treffen.
Das Wasser hat auf dem Weg durch die kältere Luft in Erdbodennähe dann tatsächlich eine Temperatur unter 0°C und wird erst bei Erschütterung zu Eis, so etwas nennt man unterkühltes Wasser. Dieses können kleine Staubkörner sein, die sich in der Luft befinden, dann fallen Eiskörner zur Erde. Oft wird das Wasser aber auch erst dort zu Eis, wo es auf die Oberfläche trifft, also zum Beispiel auf gefrorenen Straßenbelägen.
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Dass im äußersten Nordwesten das Eis nur auf Ästen oder Autos zu sehen war, lag dann wiederum daran, dass die Straßenbelagstemperatur über dem etwas wärmeren Erdboden ebenfalls noch eine Temperatur von knapp über 0°C hatte. So konnte das unterkühlte Wasser nur kurzzeitig zu Eis werden und taute sogleich wieder.
Gebietsweise Glatteis und Unfälle
Leider waren die Straßen nicht überall im Norden Deutschlands "warm genug", wie man in Abb. 6 an den Straßenbelagstemperaturen unseres Winterdienst-Portals www.glaette24.de sieht. So kam es besonders in einem Bereich zwischen Hannover und Magdeburg zu zahlreichen Glatteis-Unfällen.