Noch mal Winter?
Viele haben sich schon an das milde Wetter gewöhnt, die ersten Hasel- und Erlenpollen fliegen an Weser, Rhein, Main und im Breisgau bereits sogar teils mäßig, und die ersten Narzissen strecken ihre Blüten gen Himmel. Dennoch scheint der Winter noch nicht vorbei zu sein.
Es wird kälter
Spürbar wird dies in den kommenden Tagen vor allem im Nordosten unseres Landes werden, da die Temperaturen doch teilweise spürbar nach unten gehen werden. Mehr Details zum Wetter am Wochenende und die darauf folgenden gibt es hier in unserer MeteoShow:
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...und danach?
Doch wie geht die Reise in diesem Spätwinter weiter? Dies ist eine spannende Frage derzeit, denn die Weichen scheinen noch nicht gestellt zu sein, wenn man einen Blick in die Vorhersagemodelle wirft.
Dies wird bereits deutlich, wenn man einen Blick auf die Ensembleprognosen für die Temperatur in den kommenden 15 Tagen wirft. In Abb. 2 ist diese als eine Mitteltemperatur für Deutschland dargestellt. Genauer gesagt sieht man dort nicht eine Vorhersage, sondern eine Fülle von Temperaturprognosen. In einer Ensembleprognose werden ja viele Vergleichsrechnungen vom selben Zeitpunkt an durchgeführt mit leicht veränderten Werten, um Ungenauigkeiten beim Messen sowie das Chaos der Natur simulieren zu können (mehr kann man in diesen Wetter News erfahren).
Als wichtigste Linie kann man hier die grüne betrachten, sie stellt die Temperaturvorhersage unseres Multi-Model MOS dar, das mehrere Vorhersagemodelle und auch Vergleichsrechnungen zur Grundlage hat. Beinahe genauso wichtig als Trend-Indikator ist die blaue Linie, der den Median - eine Art Mittelwert - der Verlgleichsrechnungen zeigt. Wir sehen hier in beiden Fällen eines deutlich: die Wahrscheinlichkeit, dass wir kälteren Zeiten ins Auge blicken, ist recht groß, wahrscheinlich sind Temperaturen, die ab Monatsmitte Februar leicht unter die langjährigen Durchschnittswerte sacken könnten. Dies kann jedoch noch nicht als sicher gelten.
Sicher ist noch nichts
Dies sieht man bereits an der breiten "Rauchfahne" um die grüne Temperaturprognose herum. Schaut man sich dabei die einzelnen Vergleichsrechnungen (dünne Linien) genauer an, so erkennt man zwei denkbare Szenarien, in denen sich die Linien drängeln: eine (etwas weniger wahrscheinliche) mildere Witterung und eine (etwas wahrscheinlichere) deutlich zu kalte Wetterperiode, jeweils markiert mit den gestrichelten Linien.
Die Weichen für das Wetter in der zweiten Februarhälfte sind also noch nicht gestellt, doch schauen wir uns die möglichen Varianten aus heutiger Sicht an: Wie kommt es konkret zum Temperaturrückgang, vor allem nach Osten hin?
In Abb. 3 sehen wir hierzu eine Lösung des ECMWF-Vorhersagemodells: Die Kälte kommt zwischen einem Hochs, das sich über Skandinavien etablieren soll, und einem Tief über Osteuropa und "streift" dabei auch Deutschland von Osten her. Auch im Westen sacken dabei die Temperaturen durch, nahe Tiefs über dem östlichen Atlantik und Mittelmeer verhindern hier aber allzu kalte Bedingungen.
Genau diese Gegenspieler - Tief über dem Atlantik gegen Hoch über Nordost-Europa bzw. Skandinavien - sind es dann auch, die darüber entscheiden, ob wir in Deutschland eher kalten oder milden Zeiten entgegen blicken oder eventuell sogar wieder unter einer Luftmassengrenze liegen mit entsprechender Glätteproblematik, da dann auch die Wahrscheinlichkeit für gefrierenden Regen steigt.
Eher kalt oder eher mild?
Um die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, schauen wir uns das so genannte Ensemble-Cluster in Abb. 4 an, das vergleichbare prognostizierte Wetterlagen gruppiert. Wir sehen hier exemplarisch für den 19. Februar 2011, dass 18 und 12 von 51 Vergleichsrechnungen eher für kältere Bedingungen sprechen (oben Mitte und unten links), dagegen 13 und 8 Ensemble-Mitglieder leicht bis deutlich überdurchschnittliche Temperaturen bedeuten würden (oben rechts und unten Mitte).
Rechnet man dies aus, so liegt die Wahrscheinlichkeit für den 19.02.11 bei 59% für unternormale und 41% für normale bis übernormale Temperaturen.
Fazit: Bei einem derartig hohen Unsicherheitsgrad stehen Prognosen für den weiteren Verlauf des Winters derzeit auf sehr wackeligen Füßen, es gibt jedoch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen etwas zu kalten Spätwinter.