Extremes 2010?

Zu nass und zu kalt war das Wetterjahr 2010 in weiten Teilen Deutschlands. War es auch extrem?

Das Wetterjahr 2010 ist vorbei. Trotzdem lohnt sich eine Nachbetrachtung. Nicht im klassischen Sinne nach Mittelwerten und Monatsniederschlagsmengen, sondern nach Extremwerten einzelner Tage und Jahreszeiten.

Was ist ein Wetterextrem?
Die Frage lautet: War 2010 ein extremes Jahr? Was ist eigentlich ein Wetterextrem? Zum einen könnte man sich die Temperaturmittelwerte und Niederschlagsmengen der einzelnen Monate anschauen. Demnach war das Gesamtjahr deutschlandweit nicht extrem. „Nur“ ca. 0.5 °C zu kalt und leicht zu nass. Besser bleiben jedoch einzelne Ereignisse im Gedächtnis haften, die wirklich noch nie da gewesen sind. Daher bietet es sich an, eine Klimazeitreihe auf jeden einzelnen Tag zu untersuchen, ob es bereits ein kälteren/wärmeren/nasseren 1. Januar, 2. Januar, …, 31. Dezember in der Vergangenheit gab. Wenn nicht, wurde ein neuer Exremwert erreicht.

Einzelne Allzeitrekorde gebrochen!
So gab es zum Beispiel an eine der längsten, durchgängig messenden Wetterstationen Europas, der Säkularstation Potsdam (Messung seit 1893, sehr homogene Messbedingungen, kein Stadteffekt), an einem 1. Dezember noch nie ein so niedriges Tagesmaximum wie 2010, nämlich -6.5 °C. Sogar der Folgetag war mit -8.0 °C Rekord. Die weiteren Extremwerte von 2010 für Potsdam sind in Abb. 1 aufgelistet. Dass einzelne Rekorde gebrochen werden, ist aber nichts außergewöhnliches, jedoch sollte die Anzahl der Rekorde pro Jahr mit zunehmender Länge der Klimazeitreihe abnehmen.

Auf den ersten Blick nicht extrem.
In Abb. 2 sind die Extremwertübertreffungen (Differenz zwischen alten und neuen Extremwert) für jeden Tag des Jahres aufsummiert, hier für die tiefsten Höchstwerte (TXmin). Um zu testen, ob das Ereignis signifikant (extrem) ist, wurde die Originalklimazeitreihe auseinander geschnitten und anschließend 50000mal neu zusammengesetzt. Von jeder dieser 50000 Zeitreihen wurden ebenfalls die Extremwertübertreffungen bestimmt. In unserem Fall für Potsdam sieht man, dass der diesjährige Wert für TXmin nicht extrem war, wohl aber die Werte von 1929 und 1940 (beides Jahrhundertwinter).

Sommer und Herbst außergewöhnlich
Jedoch zeigen die Extremwertübertreffungen für den Sommer (Juni-August) einen Ausschlag bei den wärmsten Nächten (TNmax, siehe Abb. 3.). Ein solches Signifikanzniveau wurde in Potsdam letztmalig im sehr heißen Sommer 1947 erreicht. Die Klimazeitreihe für Dresden (seit 1917) zeigt auch überraschende Ergebnisse. Bei den Extremwertübertreffungen der nassesten Tage (RRmax, siehe Abb. 4) gab es im Herbst 2010 (September bis November) ein noch nie da gewesenes Exremwertniveau von mehr als 99.9 %. Hier waren besonders die letzten Septembertage entscheidend, wo Dauerniederschlag über drei Tage hinweg für neue Extremwerte bei den jeweiligen Tagesniederschlägen sorgte.

Weiterführende Information gibt es hier.