Extremes Hochwasser
Nach tagelangen, teils ergiebigen Niederschlägen herrscht in einigen Balkanländern Ausnahmezustand. Insbesondere der Fluss Drina, der Grenzfluss zwischen Bosnien und Herzegowina und Serbien, hat weite Flächen überschwemmt und für Evakuierungen gesorgt.
Notstand ausgerufen
In drei Balkan-Ländern, Bosnien, Serbien und Montenegro, haben die Behörden dabei den Notstand ausgerufen, nachdem die Drina den höchsten Pegel seit 104 Jahren erreicht hat.
Der Fluss, sonst beliebt bei zum Beispiel Kajak-Fahrern, wurde dabei zum reißenden Strom. Wie wir im folgenden Amateur-Video sehen, stehen die sonst ufernahen Häuser teilweise bis unter das Dach unter Wasser:
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Touristenbüros in der Region verliehen dabei ihre Boote, damit Rettungskräfte Einwohner in der Stadt Fo?a in Sicherheit bringen konnten. Die südbosnische Stadt ist am schlimmsten betroffen, hier steht das Wasser bis zur ersten Etage der Häuser.
Auf der anderen Seite des Flusses in Serbien und Montenegro kam es zu Evakuierungen. Dabei mussten rund einhundert Menschen ihre Heimat vorübergehend verlassen, als das Wasser der Drina Ackerland, Straßen und Häuser überflutete. Schulen wurden geschlossen, es kam gebietsweise zu Stromausfällen. Das Trinkwasser ist in weiten Teilen der Überschwemmungsregion verunreinigt.
"Von meiner Terrasse sehe ich jetzt keinen Fluss mehr, sondern einen See, der Teile der Ortsmitte überflutet hat", sagte Muris Razanica der Nachrichtenagentur AP. Sein Hotel liegt auf einem Hügel mit Blick auf das bosnische Goražde. "Diese Region ist berühmt für Wildwasser-Rafting, aber wenn das so weitergeht, können bald große Schiffe in Goražde anlegen, es ist wirklich unglaublich."
Woher kommt das Hochwasser?
Das Hochwasser auf der Balkanhalbinsel und auch unsere Kälte stehen dabei im Zusammenhang. Denn beides hat mit dem derzeitigen Verlauf des so genannten Jetstreams zu tun. Dies ist ein kräftiger Ausgleichswind, der in großer Höhe an der Grenze der unterschiedlich temperierten Luftmassen entlang weht. Er stellt gewissermaßen die "Autobahn" für die Tiefdruckgebiete dar.
Wir sehen den aktuellen Verlauf des Jetstreams in Abb. 5. Wir sehen, dass er um Mitteleuropa einen weiten Bogen südwärts macht. Nördlich hiervon befinden wir uns, wie wir derzeit deutlich zu spüren bekommen, in polarer Luft. Dabei entstehen Tiefs im südlichen Europa beziehungsweise über dem Mittelmeer und werden über dieses weiter ostwärts geleitet, um schließlich dem Jetstream nach Nordosten zu folgen. So war es in den letzten Tagen auch bei den Tiefs "Hanni", "Jenna" und "Katharina" (Abb. 6).
Auf dem Weg über das noch warme Mittelmeerwasser können diese Tiefs sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, die dann in Form teils kräftiger Niederschläge wieder abgeladen wird. Dies gilt insbesondere, wenn sich den Wolken ein Gebirge in den Weg stellt. Im Fall der Balkanhalbinsel sind dies vor allem die Dinariden, die die Drina entwässert (Abb. 4).
Keine Entspannung in Sicht
Da sich das Strömungsmuster zunächst noch nicht grundlegend ändert, wird man in dieser Region wohl auch weiter große Probleme mit neuen Niederschläge haben. Schon am heutigen Freitag kann es immer wieder teils kräftigen Regen an der Adria geben (Abb. 7), und auch in den kommenden Tagen dürften noch ganz beachtliche Niederschlagssummen zusammen kommen (Abb. 8).