Reichlich Schnee durch Vb?
Spätestens seit dem Tief Daisy, wahrscheinlich bereits seit dem Elbehochwasser 2002 ist die Vb-Lage wohl auch einigen außerhalb der Meteorologenwelt geläufig. Nun kündigt sich wieder ein solches Tief zum Dienstag hin an, das im Südosten Deutschlands für einen Schnee-Auftakt mit Pauken und Trompeten sorgen könnte. Sicher ist jedoch noch nichts.
Vb-Lage bringt reichlich Niederschläge
Dabei ist "Vb" eine Nummerierung aus der vergangenen Zeit der Meteorologie. Damals wurden typische Zugbahnen von Tiefdruckgebieten mit römischen Zahlen belegt, wobei V die südlichen unter ihnen darstellen. Die Variante Vb ist auch heute noch gebräuchlich, da die damit verbundenen Wettererscheinungen markant sind - Je nach Temperaturniveau gibt es dabei reichlich Regen oder eben Schnee.
Bei der Vb-Zugbahn (Abb. 1) bildet sich dabei ein Tief im Mittelmeerraum, meist in der Nähe des Golfes von Genua. Seine weitere Zugbahn führt auf der Alpensüdseite weiter nach Osten, um dann östlich der Alpen nach Nordosten einzudrehen.
Dabei kann es gerade in dieser Jahreszeit über dem noch warmen Mittelmeer sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen. Diese feucht-warme Luft schiebt sich dann auf die kältere, die nördlich des Tiefdruckzentrums herangeführt wird (die Luft um das Tief dreht sich ja gegen den Uhrzeigersinn).
Bei diesem Hebungs- und Abkühlungsprozess entsteht ein kräftiges, umfangreiches Niederschlagsgebiet. Im ungünstigsten Fall kann zusätzlich zum Schnee dann noch ein kräftiger Wind hinzukommen, wobei es insbesondere an der Ostsee durch Schnee und Sturm dann zu erheblichen Problemen kommen kann - dies ist bei Tief Daisy geschehen (Abb. 2).
Wie sieht es aktuell aus?
Nach aktuellen Modellprognosen ist die Wahrscheinlichkeit zumindest sehr groß, dass es im Süden und Osten Deutschlands reichlich Niederschläge geben dürfte. Die Abb. 3.1 bis 3.3 zeigen die vom europäischen Vorhersagemodell zurzeit prognostizierten Positionen des Tiefs zwischen Montagmittag und der Nacht zum Mittwoch. Man beachte hier auch, wo die feucht-warme (gelb-rötliche Färbung) Luftmasse auf die deutlich kältere (grün-bläulich) trifft, die sich dann auch letzten Endes durchsetzen wird.
Die hier berechnete Zugbahn ist für Deutschland nahezu ideal, um reichlich Niederschläge zu bringen. Man muss dabei allerdings gleichzeitig betonen, dass es gerade bei Vb-Tiefs sehr auf die Kleinigkeiten ankommt. So sollte man bei dieser Prognose die Unsicherheit im Detail durchaus im Hinterkopf behalten.
Regen oder Schnee?
Dabei dürfte im Laufe des Montags zunächst vor allem Regen im Flachland fallen, während sich das Tief allmählich nähert. Dieser Regen erreicht dann zum Abend etwa den südlichen Harz und das Oderbruch. Nur, wenn der Regen sich dabei verstärkt, kann auch in tiefen Lagen mal etwas Schnee mit dabei sein, und zwar insbesondere in Richtung Thüringen, Anhalt und dem Westen Sachsens.
Ob jetzt nun weiter Regen oder Schnee fällt, hängt von zwei Faktoren ab: Der genauen Zugbahn des Tiefs und der Intensität der Niederschläge. Denn die Lufttemperatur wird sich in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag selbst meist noch im Plusbereich aufhalten. Jedoch werden sich dann die Niederschläge verstärken.
Und wenn diese - so wie derzeit berechnet - anhaltend und intensiv sind, dann können auch ganz erhebliche Neuschneemengen zusammenkommen. Unser Multi-Model MOS, das mehrere Modellberechnungen berücksichtigt, prognostiziert für den Erzgebirgsnordrand immerhin Mengen bis 30 cm (Abb. 5)! Wie gesagt kann sich dieses in den nächsten Tagen jedoch entweder relativieren oder bestätigen.
Womit ist zu rechnen?
Jedenfalls kann man aus heutiger Sicht sagen: Wer im Osten und Süden Deutschlands mit dem Auto unterwegs ist, sollte bis Montag seine Winterreifen aufgezogen haben. Denn die Wahrscheinlichkeit für zumindest zeitweise winterliche Straßenverhältnisse ist doch recht groß.
Auf schwierige Bedingungen sollte man sich vor allem in den östlichen Gebirgen, zuvorderst Fichtelgebirge, Thüringer Wald, Vogtland und vor allem dem Erzgebirge einstellen. Hier empfiehlt es sich, eine längere Autofahrt wenn möglich zu verschieben. Dagegen ist die Nordwesthälfte Deutschlands kaum betroffen.
Achtung Hochwasser!
Beinahe wäre zu hoffen, dass die Niederschläge größtenteils als Schnee fallen, was aber wohl nicht der Fall sein dürfte - ein großer Teil der prognostizierten Mengen in Abb. 4 wird wohl als Regen oder Schneeregen niedergehen. Damit verschärft sich in jedem Fall an den Flüssen im Osten Deutschlands die Hochwassergefahr. Bereits heute hat die Schwarze Elster etwa wieder die Alarmstufe 3 (von 5) erreicht.
Fazit: Die aufkommende Schnee- und Hochwassersituation werden wir weiter im Auge behalten und an dieser Stelle darüber berichten. Für die konkrete Entwicklung an Ihrem Ort empfiehlt sich dann auch, das entsprechende Ortewetter regelmäßig zu überprüfen. Denn für Details ist es heute noch zu früh.