Startet jetzt der Winter?
Vielerorts konnte man den vergangenen Sonntag in Deutschland genießen - unter anderem in Stuttgart, http://www.wetter24.de/de/home/wetter/deutschland/wetter-stationen/obsid/10948.htmlOberstdorf und Garsebach überstieg das Quecksilber sogar die 20°C-Marke (Abb. 2). Doch es gibt ungewöhnlich deutliche Zeichen seitens der Vorhersagemodelle, dass es mit der milden Luft nun - auch für längere Zeit - vorbei ist.
Welche Vorzeichen?
Um zu erklären, woher diese Vorzeichen kommen und wie diese denn zu interpretieren sind, möchten wir noch einmal einen kleinen Ausflug in die Welt der längerfristigen Wettervorhersage machen.
Denn eine Prognose der auf uns zukommenden Witterung in weiterer Zukunft lässt sich nicht mit einer Wettervorhersage für die kommenden Tage vergleichen. Dem Chaos der Natur ist es zu verdanken, dass man nur noch von wahrscheinlichen Abweichungen von den langfristigen Mittelwerten sprechen kann.
Niemand kann beispielsweise heute schon wissen, ob Weihnachten weiß und kalt oder der Jahreswechsel mild ausfallen wird. Derartig tagesgenaue Prognosen in solch zeitlicher Ferne kann man daher nur als Scharlatanerie bezeichnen.
Was sind Ensembleprognosen?
Man kann aber ein und dasselbe Vorhersagemodell mehrere Berechnungen anstellen lassen, die - durch kleine, absichtliche "Fehler" modifiziert - mehrere Prognosen vom gleichen Zeitpunkt aus erstellen, quasi um das Chaos der Natur und Messungenauigkeiten zu simulieren.
Deuten dennoch viele Ergebnisse in eine ähnliche Richtung, so ist eine Prognose als ziemlich sicher anzusehen, deuten alle in eine andere, ist die Vorhersage recht unsicher. Genau so funktionieren die so genannten Ensembleprognosen, die einzelnen Berechnungen nennt man Ensemble-Member. Wie sehen also diese Signale in unserem Fall aus?
Alle Vorzeichen auf Winter
Für die Verhältnisse einer Mittel- und Langfristvorhersage könnten die Signale kaum eindeutiger sein. Selbst als Laie bleibt beim Blick auf die Ensembleprognose in Abb. 3 der Temperatur für Hamburg, Berlin und München wenig Interpretationsspielraum.
Der graue Bereich in dieser Abbildung deckt übrigens 80% der oben erwähnten Vergleichsrechnungen oder Ensemble-Member ab. Wahrscheinlicher ist aber eine Temperatur im Bereich der weißen Linie, die das Mittel aller Vergleichsberechnungen zeigt. Und hier ist in allen Fällen kontinuierliche Abkühlung bis Monatsende angesagt. Auch die Prognose unserer statistischen Vorhersage, das mehrere Vorhersagemodellen und auch diese Ensembleprognose berücksichtigt (Multi-Model MOS), ist eindrucksvoll "unterkühlt", wie ein Vergleich zwischen den Abb. 4, 5 und 6 zeigt.
Warum ist das so?
Bei der Suche nach dem Grund für die Abkühlung schauen wir uns eine andere Art der Darstellung an: In der Höhenkarte auf der 500 hPa-Fläche (ca. 5,5 km Höhe) erkennt man den Weg, den die Luft von Westen her nehmen wird. Man stelle sich also die Strömung von links nach rechts entlang der Linien vor.
Es fällt auf, dass sich die Linien über dem Atlantik quasi nach Norden aufwölben. Den gleichen Weg muss die Luft nehmen: Zunächst wird also warme Luft nach Grönland geschoben. Wir aber bekommen deutlich kältere Luft aus polaren Regionen. Genau müssen wir dabei nach Nordosten in Richtung Skandinavien und vor allem Sibirien schauen. Denn mit dieser Konstellation ist es möglich, dass sehr kalte arktische Festlandsluft angezapft wird - die sich momentan aber noch nicht dort befindet.
Milde Atlantikluft: Fehlanzeige
Wichtig aber ist Folgendes: Es kann fast als sicher gelten, dass Hochdruckgebiete die Zufuhr milder Luft vom Atlantik her förmlich abblocken, und dieses wohl auch für längere Zeit. Stattdessen ist die Wahrscheinlichkeit hoch für beständige Ostlagen, wo uns also immer wieder kalte bis sehr kalte Festlandsluft erreichen kann, insbesondere, wenn sich, wie teilweise gezeigt wird, zwischen Island und Nordrussland Hochdruckeinfluss einstellen sollte.
Schon an der Temperaturentwicklung bis Ende dieses Monats in Abb. 8 kann man erkennen, woher demnächst die Luft kommt. Temperaturen von etwa -7°C im Nordosten Deutschlands sprechen bei entsprechender Wetterlage dann auch eher für Schnee bis in tiefe Lagen. Aber egal ob Schnee oder nicht: Richten Sie sich auf kalte Zeiten ein!