Herbststurm

Herbstzeit ist die Zeit der Stürme. Im Norden wird man dies in den kommenden Tagen zu spüren bekommen

Typischer könnte das Wetter zurzeit nicht sein. Denkt man an den Monat November, so denkt man an trüb-graue Tage. Denkt man an die Jahreszeit Herbst, so denkt man an Herbststürme. Sowohl das eine als auch das andere wird uns in dieser Woche geboten.

So hatte man es gestern bereits im Norden Deutschlands, heute vielerorts mit einem trüben Start in den Tag zu tun. Die beherrschende Farbe Grau stammt dabei von der feuchten Meeresluft, die von Ausläufern des Atlantiktiefs Yentl von Norden sowie vom Mittelmeertief Xanthippe von Süden herangebracht wird, über Deutschland aber durch Einfluss des Hochs Quentin zu Ruhe kommt (Abb. 2).

In dieser Waschküche wird sich heute auch wenig bewegen. Hier und da lockert die Bewölkung im Tagesverlauf auf, insbesondere, wenn Gebirge ein Loch in die tiefe Wolkendecke reißen können.

"Frontalzone"
Wer allerdings heute in Küstennähe unterwegs ist, der wird schon an dem frischen bis starken Südwestwind bemerken, dass sich etwas tut. Das Tief Yentl rückt mit seinen Ausläufern hier immer näher, und schaut man sich Abb. 2 noch einmal genauer an, so sieht man, dass die gezackte Kaltfront-Linie weiter westlich zu einer Warmfront (Halbkreise) wird.

Denn der Norden Deutschlands befindet sich im unmittelbaren Bereich der Frontalzone, also gewissermaßen dem Grenzbereich der verschiedenen Luftmassen. Mehr dazu gibt es in den Wetternews über Herbststürme. Deutlich sichtbar werden die verschiedenen Luftmassen auch in den Abb. 3 und 4.

In der Höhe weht entlang dieser Luftmassengrenze ein kräftiger Ausgleichswind, der Jetstream. In den kommenden Tagen führt sein Weg über den Norden Deutschlands hinweg, was man auch an den Windgeschwindigkeiten in rund 5,5 km Höhe deutlich erkennen kann (Abb. 5).

Solange wir uns dabei noch vor der Kaltfront befinden, wird dabei der Wind relativ gleichmäßig von den Küsten her zunehmen. Richtig stürmisch wird es dabei am heutigen Dienstag zunächst nur im äußersten Norden sowie in Höhenlagen der Mittelgebirge.

Wenn allerdings im Laufe der kommenden Nacht und morgen die Kaltfront bis zur Mitte Deutschlands zieht, so wird es bei Frontdurchgang und auf der Rückseite nach Norden hin ziemlich unruhig. Denn durch die labile Schichtung weht der westliche Wind dann nicht mehr gleichmäßig, sondern böig, der kräftige Höhenwind kann dann im Norden Deutschlands für schwere Sturmböen sorgen, wie man auch an der Vorhersage in Abb. 6 erkennen kann. Auf den Gipfeln der nördlichen Mittelgebirge kommt es zu Sturm, über den Brocken fegen Orkanböen.

Nicht nur Wind, auch Regen
Dadurch, dass sich die Tiefs mit ihren Ausläufern in den nächsten Tagen quasi die Klinke in die Hand geben werden, gesellt sich zu dem Wind auch Regen, der teils länger anhaltend ist. Insbesondere in Küstennähe sowie im Westen Deutschlands kommen dabei zwar nicht dramatische, aber doch ganz ordentliche Niederschlagssummen zusammen, wie die Vorhersage des europäischen Modells in Abb. 7 zeigt.

Den Süden Deutschlands erreichen diese Ausläufer nur in abgeschwächter Form. Den Unterschied zeigt ein Vergleich, wenn man das Ortswetter Sankt Peter-Ording mit dem von Garmisch-Partenkirchen vergleicht: Kommen bei letzterem doch einige Sonnenstunden zusammen, so ist die Summe der Sonnenscheindauer im Norden aus heutiger Sicht bei Null.