Böhmischer Wind
Mit sinkendem Sonnenstand beginnt entlang der tschechischen Grenze wieder die Jahreszeit des Böhmischen Windes. Dann herrscht hier oft ein ganz anderer Wettercharakter als in umliegenden Gebieten. Wie kommt es zu diesem Phänomen?
Der Böhmische Wind ist ein kalter Fallwind (siehe Abbildung 1). Er tritt in Sachsen und Bayern im Winterhalbjahr in den Gebieten nahe der tschechischen Grenze auf. Dies geschieht besonders im Bergland recht häufig, bei der richtigen Wetterkonstellation kann er aber durch das Elbtal z.B. auch Dresden erreichen. Dabei wird in Böen Windstärke 7 bis 8 auf der Beaufortskala, gelegentlich auch noch mehr, erreicht. Außerdem liegt die Temperatur oft deutlich unter den Werten, die in umliegenden, unbeeinflussten Gebieten erreicht werden. In Verbindung mit den zusätzlich auftretenden, zähen Hochnebelfeldern ergibt sich damit eine äußerst rauhe Witterung.
Entstehung
Eine typische Wetterlage für Böhmischen Wind wird in den aktuellen Modellen z.B. für kommenden Samstag gezeigt (siehe Abbildung 2). Ob diese Einzelprognose nun genauso eintreffen wird, sei an dieser Stelle erst einmal außen vor gelassen. Man kann hier aber die wichtigen Voraussetzungen für Böhmischen Wind erkennen.
Im Winterhalbjahr sammelt sich im Böhmischen Becken oft Kaltluft an. Rückt von Westen her eine Warmfront heran, so kann die Kaltluft im Schutz der umliegenden Gebirge oft nicht ausgeräumt werden, es bleibt ein Kaltluftpolster liegen (siehe Abbildung 3). Man kann sich das böhmische Becken dann wie eine mit kalter Luft gefüllte Badewanne vorstellen. An den Rändern schwappt diese Kaltluft dann in das Grenzgebiet über. Das geschieht vorzugsweise dort, wo die Gebirge am niedrigsten sind, wie z.B. in der Oberlausitz. Bei Südostwind wird eher das Erzgebirge überströmt, womit Sachsen mehr vom Böhmischen Wind betroffen ist, bei östlicherem Wind ist der Einfluss in Bayern stärker.