Auf Föhr gestrandet
Es wurde für einige Menschen eine unfreiwillige Übernachtung auf Föhr auf den gestrandeten Fähren und im Reedereigebäude. Denn das Sturmtief Imogen sorgte dafür, dass ab dem Abend zwischen der Nordseeinsel und dem Festland nichts mehr ging.
So wurden der Salon der gestrandeten Fähre "Nordfriesland" nach Dagebüll zur Notunterkunft, auf der das Deutsche Rote Kreuz Decken verteilte, die Schullandheime und Hotelgäste der Insel zur Verfügung stellten. Erst am Donnerstagmorgen um 5 Uhr konnte wieder abgelegt werden, verkündete die Wyker Reederei. Auch im Reedereigebäude selbst übernachteten Menschen.
Die Gestrandeten waren überwiegend Tagesurlauber, die die Nordseeinsel besuchen wollten, oder auch Berufspendler. Insgesamt 250 Menschen saßen auf diese Weise fest, wobei sich insbesondere die Urlaubsgäste schnell auf das unfreiwillige Abenteuer einstellen konnten, weiß der Inselbote zu berichten. Hior ein Video, das mit einem iPhone von der Fähre gemacht wurde:
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Orkanartige Böen
Die Entscheidung war sicherlich richtig, ab 18 Uhr keine Fähre mehr ablegen zu lassen, wie auch die Meldungen der Wetterstationen belegen (Abb. 2). Der Leuchtturm "Alte Weser" meldete zwischen 19 und 20 Uhr eine höchste Böe von 112 km/h, das entspricht Windstärke 11 auf der Beaufort-Skala (orkanartige Böe). Die phänomenologische Beschreibung auf See für diese Windstärke lautet:
"brüllende See, Wasser wird waagerecht weggeweht, starke Sichtverminderung"
Grund für diesen Herbststurm ist das Tief "Imogen". Ein kleines, aber intensives Randtief, das sich im Umfeld des umfangreichen Tiefdruckkomplexes über dem Nordmeer mit dem steuernden Tief Hiltrud gebildet hatte (Abb. 3). In diesem Bereich befindet sich polare Meeresluft. Über dem noch vom Sommer aufgewärmten Wasser des Atlantik können Tiefdruckgebiete dabei kräftig gedeihen.
So entstand im Umfeld des ohnehin schon mächtigen "Muttertiefs" das Randtief, das die Windsituation noch einmal verschärfte. Man erkennt dies an der Drängung der Isobaren, also an den Linien gleichen Luftdrucks in Abb. 4. Das Hauptsturmfeld ist auch in Abb. 5 erkennbar, hier sind die Windgeschwindigkeiten an den Windsymbolen ("Windfiedern") ablesbar. Spitzenwerte von 50 bis 55 Knoten (93 bis 102 km/h) in gut 1,3 km Höhe sind hier zu erkennen.
Beim Durchzug einer Front des Tiefs Imogen kam es dabei zu schauerartigen, teils gewittrigen Regengüssen (Abb. 8), wobei diese Höhenwinde noch nach unten beschleunigt wurden, wodurch dann die höchsten Windspitzen entstanden.
Küsten bleiben stürmisch
Geht es so stürmisch weiter? Grundsätzlich wird uns dieser mächtige Tiefdruckwirbel über Nordeuropa noch beschäftigen, allerdings nur noch mit seinem südlichen Rand. So beschränkt sich die Gefahr von Sturmböen in den nächsten Tagen auf die Nord- und Ostseeküste (Abb. 9), wobei an der Ostsee wegen des ablandigen Windes nicht ganz so große Spitzen auftreten werden wie rund um die Deutsche Bucht. Orkanartige Böen sind aber vorerst nicht mehr zu erwarten. Wer zeitnah informiert werden möchte, besucht am besten regelmäßig unsere Seite mit Unwetterwarnungen.
Hinweis: Für Abb. 1 "Sturm" sind bestimmte Rechte vorbehalten.