Sehnsucht nach Sommer
Zu kühl, zu nass, zu ungemütlich. Dies dürften wohl die spontanen Assoziationen sein, wenn man jemanden nach dem Wetter der vergangenen Tage fragt. Dass ein September auch so ganz anders kann, zeigt heute unser kleiner Rückblick. Halten Sie sich also fest, es könnte heute etwas weh tun...
Doch zunächst wollen wir mit den guten Nachrichten starten, nämlich den Lichtblicken, die uns in der MeteoShow zum Wochenendwetter in Deutschland geboten werden:
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Ist ein Spätsommer in Sicht?
Es sieht also auch weiterhin nicht so aus, als könnten wir mit Temperaturen weit jenseits der 20-Grad-Marke in diesem Monat rechnen. Dies bestätigt uns auch ein Blick auf die Ensembleprognose verschiedener Städte. Eine solche Prognose beinhaltet ja mehrere Berechnungen des gleichen Computermodells und gibt damit auch einen Einblick in die Eintreffwahrscheinlichkeit einer vom Computer generierten Wettervorhersage. Man erhält aber auch Aussagen über eine Einschätzung der überhaupt machbaren Temperaturen, nach oben wie nach unten.
In Abb. 1 sehen wir dazu den grauen Bereich, der 80% der Ergebnisse für die Temperaturprognose beinhaltet. Klar gesagt wird also die Temperatur zu 80% Wahrscheinlichkeit in dem gezeigten Bereich zu finden sein. Dabei sehen wir, dass wir zur Monatsmitte dieses Septembers wohl den Höhepunkt der "Wärme" erreicht haben werden, welcher alles andere als deutlich ausfallen dürfte - viel mehr als 24°C ist dabei in keiner der großen Städte zu erwarten. Danach deutet sich ein Temperaturrückgang an.
Dementsprechend liegen die Temperaturen mit allergrößter Mühe für ein paar Tage im für September normalen Bereich, meist aber eher darunter. Und nun müssen Sie stark sein: Der September kann nämlich auch so ganz anders, und das ist noch nicht einmal lange her.
Der sommerliche Herbstanfang 2009
Der meteorologische Herbstanfang 2009 etwa ist durchaus denkwürdig. Viele dürften sich noch an den durchwachsenen Sommer des letzten Jahres erinnern können. Ende August setzte sich dann Hochdruckeinfluss durch, und am 1. September startete man mit Temperaturrekorden, die an manchen Wetterstationen sogar die Maximalwerte des denkwürdigen Septembers 1947 überboten (über 1947 siehe die News: "extreme September").
In Seehausen in der Altmark wurden noch einmal 33,8°C erreicht, auch sonst wurden vielerorts Temperaturen oberhalb der 30°C gemeldet (Abb. 2). Nicht nur in Deutschland, auch im Alpenraum und nach Osten hin begann der meteorologische Herbst sommerlich. Menschen flanierten in kurzen Hosen und Röcken durch die Straßen (Abb. 3). Danach gab es eine kurze wechselhafte Periode, ehe sich danach oft freundliches Altweibersommer-Wetter einstellte. Insgesamt lag der September 2009 dann in Deutschland 1,4 Grad über dem 30-jährigen Durchschnittswert.
Der Jahrhundertherbst 2006
Doch wir haben Sie bisher noch nicht genug leiden lassen. Denn wenn wir vier Jahre in die Vergangenheit blicken, dann schauen wir auf einen Herbst, der neue Maßstäbe gesetzt hat. Und das gilt nicht nur, aber auch für den September. Denn mit häufig südwestlicher Strömung wurde immer wieder warme Luft herangeführt. Mit einer Mitteltemperatur von 12,0°C lag er um 3,2 Grad über dem Temperaturmittel der Jahre 1961 bis 1990, ein unglaublicher Wert. Damit ist der Herbst 2006 mit Abstand der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1901.
Um etwa diese Zeit vor vier Jahren war es das Hoch Ismail, das sich lange mit seinem Zentrum über Deutschland aufhielt. Am 13. September 2006 wurde dabei noch örtlich die 30-Grad-Marke durchbrochen, Spitzenreiter war die Wetterstation Kalkar am Niederrhein mit 31,4°C (siehe unsere News von damals).
Leute spazierten mit T-Shirts durch die Einkaufsstraßen oder saßen in Straßencafés und Biergärten (Abb. 5 ff.). Die globale Erwärmung war nach diesem Herbst in aller Munde, durch den deutlichen positiven Temperaturabstand dieses Rekordherbstes zu seinen Vorgängern sah man eine Serie heißer Jahre auf sich zukommen. Eine Befürchtung, die sich - wie wir deutlich spüren - nicht bestätigt hat.
Bilderlizenzen:
Abb. 3 und 5 unterliegen der CC-by-sa Lizenz
Abb. 6 unterliegt der CC-by Lizenz