US Open und "Earl"

Bei den US Open ächzten die Spieler bei teils über 40°C auf dem Court. Was droht nun durch Hurrikan EARL?

Die rekordverdächtige Hitze von 42°C auf dem Court in New York sorgte für große gesundheitliche Probleme bei den US Open.

So wurde angenommen, dass Victoria Azarenka am gestrigen 01.09.10 auch wegen der Hitze zusammenbrach. Als sie gegen Gisela Dulko aus Argentinien mit 1:5 zurück lag, sackte sie an der Grundlinie zusammen und war der Ohnmacht nahe. Die Weltranglisten-Elfte musste mit einem Rollstuhl vom Spielfeld gebracht werden. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass es sich um Spätfolgen einer Gehirnerschütterung handelte. Hier der Vorfall im Video:

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Rekord-Hitze im Nordosten
Aber nicht nur in New York, auch in anderen Städten des Nordostens der USA begann der September so ungewöhnlich heiß wie der meteorologische Sommer geendet hatte. So erreichte Atlantic City, New Jersey, einen neuen heißesten Septembertag mit 36°C. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1941 mit 34°C. Newark, NJ, überholte mit 37°C den alten Rekord von 36°C aus dem Jahr 1953 (siehe Abb. 2). Diesen Rekorden ging ein extrem warmer Sommer voraus. In allen großen Städten der Mittelatlantikstaaten war dies sogar der heißeste Sommer seit Aufzeichnungsbeginn.

Grund hierfür ist nach wie vor ein beständiges Hochdrucksystem, das sich vom Nordosten der USA bis weit in den Atlantik hinein erstreckt (Abb. 3). Durch seine Beständigkeit konnte sich die Luft bis zum heutigen Tag immer weiter aufheizen und für die schwierigen Bedingungen sorgen, die für die Tennisspieler zum Start der US Open geführt haben.

Hitze-Regeln bei Tennistournieren
Dabei gibt es bei den Australian Open in Melbourne eine "Extreme Heat Policy": Bei über 35°C werden keine Matches mehr begonnen, die Pausen verlängert und den Schiedsrichtern das Recht eingeräumt, das Match jederzeit zu beenden.

In New York gibt es nur wenige Regularien, was die Hitze betrifft. Wenn hier die "Wet Globe Bulb Temperature", ein Maß für die Hitzebelastung aus Temperatur und Luftfeuchtigkeit, 30,1°C erreicht oder überschreitet, so darf zwischen zweitem und drittem Satz eine 10-minütige Pause gemacht werden, darüber hinaus werden medizinische Behandlungen erlaubt.

Die Tennisspieler selbst beugen der Hitze mit eisgekühlten Handtüchern vor, die sie sich beim Seitenwechseln in die Nacken legen. Für manche steht auch eine Badewanne mit 10°C kaltem Wasser bereit. Es wurde nämlich herausgefunden, dass Leistungssportler die Hitze besser vertragen, wenn sie sich vor der Anstrengung unterkühlen.

Jetzt Hurrikan EARL
Doch das Hauptaugenmerk des amerikanischen Wetters gilt eindeutig Hurrikan Earl, der in den folgenden Tagen insbesondere die Ostküste Amerikas bedroht und auch für die US Open noch zu einem Problem werden könnte. "Earl" ist ein so genannter Major Hurricane, also ein sehr starker tropischer Wirbelsturm mit der zweithöchsten Kategorie 4. Am heutigen 02.09.2010 um 5 Uhr unserer Zeit liegen die Windgeschwindigkeiten im Mittel bei 220 km/h und Böen bis 270 km/h (siehe auch Abb. 4 und 5). 

Die Prognose des National Hurricane Centers (NHC, siehe Abb. 6) zeigt, dass er mit seinem Zentrum mit kleinem Abstand an der nordamerikanischen Ostküste entlangzieht, welche derzeit gebietsweise evakuiert wird aus Angst vor dem Sturm, der Sturmflut und den extremen Regenmengen.

Erst schwül-heiß...
Doch heute ist davon in New York noch nicht viel zu spüren. Die Sonne wird weiter scheinen, und manche Spieler könnte wieder ihre Probleme mit der Hitze bekommen. Die Hitzebelastung nimmt sogar noch etwas zu, da durch das Näherrücken von Hurrikan Earl, der ja die warme, tropische Luft des Atlantiks mit sich führt (Abb. 7), die Luftfeuchtigkeit weiter steigen lässt.

Mehr Luftfeuchtigkeit bedeutet, dass das Schwitzen den Menschen nicht mehr so gut abkühlen lässt, wodurch die Gefahr von Hitzeschäden noch weiter zunehmen, wir kennen das von schwül-heißen Tagen vor Gewittern.

...dann Regen und Wind
Freitag ist dann der Tag, an dem Hurrikan Earl östlich von New York vorbeizieht. Dabei ziehen dichte graue Wolken auf mit zeitweise kräftigem schauerartigen Regen sowie Blitz und Donner. "Earl" wird immer noch kräftig sein mit Kategorie 2 oder 3, sodass man in New York noch mit starken bis stürmischen Böen rechnen muss. Das ist nicht dramatisch, allerdings reicht es, um Tennisspiele unterbrechen zu lassen.

Dies könnte auch durch stärkere Regenfälle passieren. Momentan kann man von etwa 10 Litern pro Quadratmeter ausgehen. Auch dies ist nicht unwetterartig, kann aber den Ablauf des Turniers doch ordentlich durcheinanderbringen.

...dann Entspannung
Wenn dann am Wochenende "Earl" weiter nordwärts zieht, setzt sich auch bei den US Open spürbar kühlere Luft durch, und auch hoher Luftdruck kann sich wieder etablieren. Bei 24 bis 25°C Höchsttemperatur sind dann alle Bedingungen günstig, dass die Tennisspieler in Topform aufspielen können.

 

Hinweis: Für Abb. 1 sind bestimmte Rechte vorbehalten.