Feuchtwarmer Sommer
Der Juni - Viel Sonne, warm und meist viel zu trocken
Nach einem, vor allem im Süden nassen Junistart, folgte rasch die erste Hitzewelle in Deutschland. Kurz vor der Monatsmitte kam es zu einem Kaltlufteinbruch, welcher mit kräftigen Gewittern den ersten Hochsommervorgeschmack beendete.
Um den astronomischen Sommeranfang sank die Schneefallgrenze in den Alpen sogar bis auf 1300 Meter ab, bevor zum Ende des Monat der Sommer wieder zurückkehrte. Somit war der Juni an den Küsten insgesamt leicht zu kalt, sonst lag die Temperatur mit einem bis maximal zwei Grad über den langjährigen Durchschnittswerten. Spitzenreiter war München mit 33,5°C am 10.06.2010 und bemerkenswerten elf Grad über dem Mittelwert. Mit dem folgenden Kälteeinbruch zur Schafskälte, kam es in Meiningen noch im Juni zu leichtem Bodenfrost.
Während der anfängliche Regen mit teils extremen Mengen in der Südosthälfte Deutschlands (Spitzenreiter der 24-stündigen Niederschlagsmenge mit 63,7 Liter pro Quadratmeter war der Hohenpeissenberg) für einen leicht zu nassen Juni sorgte, lag vor allem der Osten weit unter dem Monatsdurchschnittswert. Berlin-Dahlem meldete nur 1,8 Liter pro Quadratmeter und stellte damit einen neuen Rekord auf (trockenster Juni seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1908). An der Station Cottbus wurde sogar über einen Zeitraum von 22 Tagen kein Niederschlag gemessen. In der zweiten Dekade kam es im Süden, örtlich auch in mittleren Teilen Deutschlands, erneut zu kräftigen Niederschlägen und dabei zu Überschwemmungen und überfluteten Kellern. Mit den Gewittern kam es zu einer 15 cm hohen Hageldecke am 11.07.2010, die in Frankenstein (Pfalz) für Behinderungen sorgte. Um diesen Zeitraum wurden in Deutschland (Nordrhein-Westfalen sowie auf Rügen) drei Tornados beobachtet.
Auch an Sonnenschein mangelte es nicht, insgesamt schien die Sonne im Juni um 28% länger als im langjährigen Durchschnitt und damit fast doppelt so lange wie im Mai. Örtlich an den Küsten sowie im Schwarzwald und Bayerischen Wald war es etwas weniger als im Mittel. Am sonnenscheinreichsten zeigte sich der Osten des Landes.
Der Juli auf Rekordfahrt
Hitze, Waldbrandgefahr, Gewitter - zumindest für die ersten beiden Drittel des Juli gibt es kaum bessere Schlagworte. Erst gegen Ende des Monats endete die Hitzewelle mit intensiven Niederschlägen. Somit fiel dieser Monat deutlich zu warm und insgesamt zu nass aus. Die Sonnenscheindauer lag dabei meist über dem Durchschnitt. Im Mittel lag die Temperatur in Deutschland in dem Monat über drei Grad über den Durchschnittswerten.
Die Hitze hatte vor allem den Nordosten des Landes im Griff, etwas erträglicher war es dagegen am Hochrhein. Am 11.07.2010 wurde in der Hauptstadt ein neuer Rekord aufgestellt: Im Berliner Stadtteil Buch wurde mit 38,2°C die höchste, jemals gemessene Temperatur erreicht, dabei gehen die Aufzeichnungen aus dieser Region zurück bis in das Jahr 1889. Der zweite Hitzerekord in Deutschland stammt ebenfalls aus Berlin, und zwar vom Flughafen Tegel. Der hier gemessene Wert von 37,7°C wurde seit 1963 ebenfalls noch nie erreicht. Bemerkenswert waren aber gerade die Nächte. In Berlin kam es zu 13 Tropennächten (also Nächten mit Tiefstwerten über 20°C), an der Station Berlin-Alexanderplatz sogar zu acht Nächten hintereinander. Viele Hauptstädler wichen dabei auf die Parkanlagen als Nachtquartier aus, um dem heimischen Backofen zu entkommen. Die Ostsee brachte oftmals keine wirkliche Erfrischung mehr mit Wassertemperaturen über 23°C.
Was den Niederschlag angeht, könnte die Verteilung nicht unterschiedlicher gewesen sein. In einem Streifen vom Sauerland zur Kieler Bucht und Rügen fiel deutlich weniger als im Mittel, während manche Gebiete in Bayern, Thüringen und Sachsen mehr als die doppelte Niederschlagsmenge registrierten (Erfurt hatte 282% der normalen monatlichen Summe). Recht bemerkenswert ist auch die 2-stündige Niederschlagssumme an der Messtation Stuttgart-Weilimdorf mit 102,3 Liter pro Quadratmeter.
Die Sonne zeigte sich in ganz Deutschland überdurchschnittlich oft. Mit den starken Gewittern, den Orkanböen und dem Starkregen häuften sich die Wetterschäden im Monat Juli. Blitzeinschläge führten immer wieder zu Bränden und umstürzenden Bäumen. Hagel, teils im Zentimeterbereich, verwüstete dagegen Gärten und zerschlug Dachfenster und Solaranlagen. Auch ein Tornado wurde Anfang des Monats am Staffelsee beobachtet und bestätigt.
August vielerorts grau und extrem nass
Der August wird vielen von uns - nicht nur wegen der jüngsten Ereignisse, als sehr nasser, grauer und gefühlt kühler Monat, an dem man die Hundstage schmerzlich vermissen musste (die Hundstage sind ja normalerweise die heißesten Tage im Jahr). In der bisherigen Auguststatistik (bis zum 25. dieses Monats) spiegelt sich das "gefühlt Kalte" jedoch nicht überall wider, meist entsprach die Augusttemperatur den Mittelwerten, im Nordosten war es sogar teils über zwei Grad wärmer als normal (siehe Abb. links). Mit 50 bis 70% der sonst üblichen Sonnenscheindauer war er jedoch sehr sonnenscheinarm. Und natürlich wegen der Starkregenereignisse im Südosten und jetzt besonders in der nördlichen Mitte Deutschlands geht der August 2010 als extrem nasser Monat in die Statistik ein. Schon bis zum 26. dieses Monats wurde zum Beispiel in Nürnberg das Doppelte des Niederschlags mit 202% erreicht, nach dem extremen Dauerregen zwischen NRW und Niedersachsen sind dabei noch größere Abweichungen nach oben zu erwarten.
Schon zu Beginn des Monats deutete sich dieser Trend zu reichlich Niederschlägen an. Ein Tiefdrucksystem brachte anhaltende Regengüsse nach Tschechien und in den Osten Deutschlands. Mit dem Hochwasser am 7.08.2010 gab es einen neuen Rekord: Am Samstagmorgen wurde in Görlitz mit 7,07 Meter der höchste bisher verzeichnete Pegelstand der Lausitzer Neiße erreicht. Die Pegelstände der Neiße waren rapide gestiegen, nachdem am Samstagabend ein Damm des Stausees gebrochen war. Ein Spitzenreiter des Niederschlags war Bertsdorf-Hörnitz 101,2 mm in 24 Stunden, 159,8 mm in 48 Stunden. Diese Niederschlagsmengen dürften durch die aktuellen Tiefs Cathleen und Doreen noch übertroffen werden, immerhin wurden in Steinfurt im Westmünsterland bis heute Morgen, 27.08.2010 in 36 Stunden 169 mm erreicht, das ist mehr als das Dreifache der normalen Monatssumme im August. Im Norden NRWs führen einzelne kleinere Flüsse derzeit bereits Hochwasser.
Ungewöhnlich für einen Augustmonat war dabei die rasante Tiefdruckentwicklung auf dem Ostatlantik. Die Stärke der Tiefs bis hin zu kräftigen Sturmtiefs wird dabei sonst meist nur im Winterhalbjahr erreicht. Dementsprechend hatte man es mit widrigen Windverhältnissen und auch Windscherungen zu tun, und im Zusammenhang mit diesen traten auch relativ häufig Tornados und Wasserhosen auf. Der jüngste Tornadoverdacht betrifft Bad Salzuflen, wo zwei Häuser abgedeckt und meterdicke Bäume umgeknickt wurden. Mehrere Tornadoverdachtsfälle gab es auch in Hessen, gesichert ist unter anderem der auf Video festgehaltene Tornado auf Usedom, der einen Zeltplatz stark beschädigte.
Sommerstatistik insgesamt
Die extremen Niederschläge der vergangenen Stunden müssen noch ausgewertet werden. Abgesehen davon muss man aber sagen, dass wir einen eher zu warmen und sehr unbeständigen Sommer hinter uns lassen werden.
Die Temperaturen liegen mit Stand vom 26.08.2010 1,5 bis 2,5 Grad über den langjährigen Mittelwerten, die Sonnenscheindauer liegt meist in der Nähe des Durchschnitts, nach Norden hin eher etwas darüber, nach Süden hin eher darunter. Und besonders in der Mitte und im Osten Deutschlands wurde das Niederschlagssoll teils weit übertroffen.
Dabei fällt auf, dass es in diesem Sommer extrem auf und ab ging mit länger anhaltenden warmen und ebenfalls lang anhaltend kühlen Phasen.