Zur Situation in Pakistan

Noch immer ist Pakistan von den Folgen des Monsuns betroffen. Lässt der Regen endlich nach?

Die Flutkatastrophe in Pakistan zählt zu den größten Unglücken der Menschheitsgeschichte. Millionen Menschen sind betroffen: Krankheiten breiten sich in dem Klima schnell aus, unzählige Dörfer und Siedlungen sind zerstört und Hilfe kommt nur schwer in die am schlimmsten betroffenen Regionen.

Der Indus, größte Fluss des Landes, hat kilometerlange Stauseen gebildet und ist oft bis weit in das Landesinnere über die Ufer getreten. Luftaufnahmen können die dramatische Situation nur wenig vermitteln (siehe Abbildung 1), schließlich sind ganze Landstriche überflutet. In Folge kräftiger Monsunniederschläge mussten die Induszuflüsse sehr viel Wasser aufnehmen. Die Pegel der Flüsse stiegen konsequent an und es gab mindestens zwei größere Flutwellen. Diese breiteten sich vom Nordosten bis in das Indusdelta im südlichen Pakistan aus. Bisher ist eine Fläche halb so groß wie Deutschland überschwemmt, über die aktuelle Notlage wird täglich im Fernsehen berichtet.

Mitleid und Unterstützung erfährt Pakistan aus aller Welt, doch kommen Hilfsmittel oft nicht vor Ort an. Nicht weil das Militär sich um die Verteilung von Lebensmitteln, die medizinische Versorgung, den Bau sanitärer Anlagen und der Errichtung von Zeltlagern kümmert, vielmehr weil es die Infrastruktur nicht zulässt. Brücken, Straßen, Wege und Schienen existieren vielerorts einfach nicht mehr. Ganze Provinzen sind von der Außenwelt abgeschnitten. Nach offiziellen Angaben schwankt die Anzahl der Todesopfer zwischen 1200 und 1600. Der pakistanische UN-Botschafter Abdullah Hussain Haroon spricht auch von einer wirtschaftlichen Katastrophe. So rechnet er damit, dass die Flut das Bruttoinlandsprodukt um 1 bis 1,5 Prozentpunkte drücken wird. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte die Welt kürzlich bei einer internationalen Geberkonferenz in New York eindringlich zur Hilfe aufgerufen. 15 bis 20 Millionen Menschen seien in Not, sagte er.

Zum Klima in Pakistan
In großen Teilen Pakistans dominiert arides subtropisches Kontinentalklima. Die Verteilung der Niederschlagsmengen ist stark unterschiedlich. Allgemein nehmen sie von Nordosten nach Südwesten ab. Die meisten Niederschläge fallen dabei fast ausschließlich während des Sommermonsuns, von Ende Juni bis Ende August, der Rest des Jahres verläuft oft niederschlagsfrei. Schwerpunkt der ergiebigsten Regenmengen ist die Region Punjab, wo teils über 1.200 mm im Jahr registriert werden. Zum Vergleich: Im westlichen Hochland betragen die Jahresniederschlagsmengen vielerorts nicht einmal 100 mm, in Deutschland sind es im Schnitt 600 mm. In diesem Jahr sind jedoch an einigen Wetterstationen im östlichen und nordöstlichen Pakistan bereits über 1500 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 8 Wochen gefallen.

Wie geht es mit dem Wetter in Pakistan weiter?
In den nächsten Tagen erwarten wir keine signifikanten Regenereignisse in Pakistan (siehe Abbildungen 3 bis 5). Vielerorts bleibt es trocken. Am ehesten im Nordosten werden schauerartige Regenfälle erwartet, diese können gebietsweise auch recht kräftig sein. Ansonsten fördert reichlich Sonnenschein und Höchstwerte von über 30 Grad Celsius (siehe Abbildung 6) den Verdunstungsprozess sowie eine Entspannung der Hochwassersituation in den betroffenen Gebieten. Extreme Niederschläge werden in der kommenden Woche vorerst nicht erwartet (siehe Abbildungen 7 und 8), denn der Monsunschwerpunkt verlagert sich weiter nach Osten über den Indischen Subkontinent. Bleibt zu hoffen, dass die humanitäre Hilfe bald alle Bedürftigen erreicht. Aufbauarbeiten können endlich beginnen, wenngleich wahrscheinlich noch Jahre vergehen werden, bis die Infrastruktur wieder hergestellt ist. Das Auswärtige Amt warnt weiterhin vor Reisen in die Flutregionen.