Wo kracht es?
An diesem Mittwochmorgen, dem 21. Juli 2010, sieht es noch ruhig aus in Deutschland. Meist beginnt der Tag mit Sonnenschein, doch erkennt man besonders in der Westhälfte schon die ersten, meist höheren Wolkenfelder. Hier kündigt sich nun ein markanter Luftmassenwechsel an, der uns ein frisches Wochenende bringen wird, und der nicht ganz unproblematisch verlaufen dürfte.
Schaut man dabei etwas über den Tellerrand, so sieht man bereits über Spanien und Frankreich die Bewölkung eines Ausläufers von Tief Quendoline sehr gut, auch zeigt das Frankreichradar und Spanienradar erste Schauer und Gewitter an. Ein Pilot filmte am gestrigen 20. Juli die Wolken über Spanien:
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Westlich dieser Gewitter steht wesentlich kältere Luft bereit, und diese kalte Luft wird sich, wenn auch sehr gemächlich, von West nach Ost über Deutschland ausbreiten. Doch heute werden wir uns noch größtenteils in der heißen Luft befinden, die auf der Vorderseite von Tief Quendoline herangeführt wird (Abb. 2).
Heute erste Unwetter?
Während dabei die Strömung zunächst in der Höhe immer mehr auf Südwesten dreht, wird dabei noch die entsprechende Luftfeuchtigkeit herangebracht. Das Ergebnis ist zunehmend schwül-heiße "Gewitterluft". Doch wird es heute schon krachen?
Vom Standpunkt eines einzelnen Betrachters aus ist die Gewitterwahrscheinlichkeit trotz aller zur Verfügung stehenden Energie dabei heute noch nicht besonders hoch. Denn der Antrieb in der Atmosphäre ist voraussichtlich nicht stark genug, um den "Deckel" zu durchbrechen (Abb. 3), damit die feucht-warme Luft verbreitet aufsteigen kann, damit sich Gewitter bilden, was unter anderem mit den Windverhältnissen zusammenhängt.
Am Boden weht der südliche Wind beinahe parallel zur Kaltfront (Abb. 4), die aber heute tagsüber Deutschland noch nicht erreicht. Im Bereich über etwa 5 Kilometer Höhe ist er auch relativ schwach und gleichmäßig, auch dies ist ein limitierender Faktor für die Gewitterentstehung.
Dennoch: Im Vorfeld der heranrückenden Kaltfront kann sich, besonders durch Gebirge unterstützt, örtlich ein Gewitter bilden, und besonders in Richtung südlicher Schwarzwald und Breisgau herrscht hier die Gefahr von Starkregen, Hagel und Sturmböen. Meist wird es jedoch eher so sein, dass am heutigen Abend einige Schauer das Rheinland erreichen werden und es sonst noch überwiegend trocken bleibt bei bis zu 36°C.
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Donnerstag - Es wird unruhig
In der Nacht zum Donnerstag erreicht dann die Kaltfront den Westen Deutschlands (Abb. 5), und damit kommt Bewegung in die Atmosphäre. Bis zum morgigen Abend liegt der Ausläufer dann diagonal über Deutschland, von der Ostsee über Thüringen bis zum Schwarzwald. Damit verbleibt die Südosthälfte noch in der schwül-heißen Luft, während von der Nordsee sonst deutlich kühlere einsickert.
Auf der "warmen" Seite kommt es dabei im Umfeld des Tiefausläufers zu teils kräftigen Schauern und auch Gewittern mit Gefahr durch Starkregen und entsprechend lokalen Überschwemmungen, aber auch Hagel ist möglich. Im unmittelbaren Umfeld der Kaltfront selbst entwickelt sich dann auch ein Regengebiet, so dass es gebietsweise auch über einen längeren Raum kräftig regnen kann, teils mit Blitz und Donner. Im Osten Deutschlands scheint noch die meiste Zeit die Sonne bei bis zu 35°C an der Neiße.
Freitag
Dieses Starkniederschlagsgebiet zieht erreicht in der Nacht zum Freitag dann aber auch Vorpommern. Hohe Niederschlagsmengen bleiben weiter das Hauptmerkmal, besonders im Süden und Osten, die noch längere Zeit in der heißen, energiegeladenen Luftmasse verbleiben. Hier ist der teils kräftige Regen auch von Blitz und Donner begleitet, und die Gefahr von Überschwemmungen ist in diesem Zeitraum am größten (Abb. 6)
Auf der anderen Seite wird es am Freitag im Westen bereits deutlich freundlicher, letzte harmlose Schauer gehen nieder, und bei knapp über 20°C scheint oft auch die Sonne in klarer Luft.
Samstag und Sonntag
Am Samstag setzt sich die kühle Luft dann nach und nach auch im Osten Deutschlands durch. Meist hat man es dann mit einem Wechselspiel von Sonne und Schauern zu tun, wobei im Südosten Bayerns der längere Regen noch am längsten durchhält, während Schauer zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nur noch Einzelerscheinungen sind.
Der Nordwest- bis Westwind wird dann auch mal böig sein, besonders im Umfeld der Nordsee und nach Osten hin, sollte sich an der Front ein Tief bilden (Abb. 7). Am Sonntag treten dann besonders im Nordwesten häufig Schauer auf, während es nach Südwesten hin am freundlichsten und überwiegend trocken bleiben dürfte - bei maximal um 20°C denkt man dann allerdings eher an eine Fahrradtour als an einen Freibadbesuch.