Straßenbelag reinigt Luft
Gerade an den kommenden heißen Tagen wird man wieder zunehmend von Ozonwarnungen hören oder lesen. Schon am heutigen Donnerstag (08.07.10) kann im Westen vereinzelt der Melde-Schwellenwert von 180 µg/m³ Luft überschritten werden. Doch ein neuer Straßenbelag aus den Niederlanden kann jetzt einige Schadstoffe aus der Luft filtern.
Über diesen neuen Belag referierte Professor Jos Brouwers am vergangenen Freitag in seiner Antrittsvorlesung an der Technischen Universität Eindhoven TU/e in den Niederlanden.
Im Rahmen eines Experiments ermittelte die Forschergruppe um Brouwers durch die neue Fahrbahnoberfläche eine Reduktion der gefährlichen Stickoxide (NOx) zwischen 25 und 45 Prozent. Das Experiment wurde im niederländischen Hengelo durchgeführt. Dabei wurde im vergangenen Frühling 1.000 Quadratmeter neuer, mit Titandioxid versetzter Straßenbelag auf dem Castorweg mit der herkömmlichen Oberfläche verglichen.
In drei Experimenten wurden dabei Luftproben aus Höhen zwischen 0,5 und 1,5 Metern über den jeweiligen Straßenbelägen entnommen. "Die luftreinigende Eigenschaft der neuen Straßenoberfläche wurde im Labor bereits nachgewiesen, aber die jetzigen Ergebnisse zeigen, dass es auch unter freiem Himmel funktioniert", sagte Prof. Brouwers.
Wie funktioniert die Reinigung?
Das Titandioxid ist für die selbstreinigende Wirkung verantwortlich. Titandioxid absorbiert das ultraviolette Sonnenlicht und wird daher in Sonnenschutzmitteln eingesetzt. Bei hoher Energie des ultravioletten Anteils der Sonnenstrahlung wirkt es als Katalysator und oxidiert dabei einen Teil der gefährlichen Stickoxide, die sonst zur Anreicherungen bodennahen Ozons beitrügen.
So werden hieraus dann harmlosere Nitrate und Salpetersäure, die dann mit dem Regen abgewaschen werden. Dieses Prinzip der photokatalytischen Selbstreinigung wird auch bereits in anderen modernen Baustoffen wie zum Beispiel selbstreinigenden Fenstern eingesetzt. Als zweiten Effekt werden durch die Oxidation nämlich auch Algen- und Schmutzpartikel aufgebrochen, sodass die Oberfläche sauber bleibt.
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Mehr theoretische Grundlagen zur Redoxreaktion finden Sie in den Links am Ende dieser News.
Kaum Mehrkosten
Im praktischen Leben sind natürlich die Kosten ein entscheidender Faktor. Hier wird man laut Prof. Brouwers wohl nicht so viel tiefer in die Tasche greifen müssen. Zwar seien die im Test verwendeten Pflastersteine, die von der Firma Struyk Verwo bereits gekauft werden können, um 50 Prozent teurer als herkömmliche. Jedoch lägen die gesamten Straßenbaukosten nur um lediglich 10 Prozent höher.
Das Titandioxid kann dabei auch offenem Asphalt für etwa Bundesstraßen oder Autobahnen beigemengt werden, und auch luftverbessernde und selbstreinigende Wände von Gebäuden sind denkbar.