Unwettergefahr
Nun ist der Sommer da, und die Gewittersaison ist gleichzeitig mit eröffnet. So startet die erste "heiße Phase" dieses Sommers nicht nur in Bezug auf Temperaturen über 30°C in Deutschland, sondern auch im übertragenen Sinne wegen der doch recht hohen Unwettergefahr. Wo muss man also ab heute aufpassen?
Die Wetterlage ist schon in den vergangenen Tagen in der Wetternews skizziert worden. Ein Tiefdruckkomplex über Westeuropa, dessen Steuerorgan vor der Bretagneküste den Namen Doris trägt, schaufelt auf seiner Vorderseite mit einer südwestlichen Strömung die feuchte Mittelmeerluft nach Deutschland.
Genauer gesagt erreicht uns die heißeste Luft in den kommenden Tagen über die Alpen und östlich um die Alpen herum, sodass sich der Osten auf einen Hitze-Höhepunkt am Freitag gefasst machen kann mit Höchsttemperaturen bis 35°C und mit entsprechender Schwüle.
Jedoch haben wir es dabei nicht mit störungsfreiem Hochdruckwetter zu tun, wie es bei vergleichbaren Temperaturen im August 2003 oder Juli 2006 der Fall war. Sondern der besagte Tiefdruckkomplex ist uns recht nahe und bewegt sich nur sehr langsam, heute sogar gar nicht weiter nach Osten.
Dabei liegt gerade der Westen Deutschlands über die kommenden Stunden, sogar bis zum Freitag im Bereich einer Luftmassengrenze, die sich in diesem Bereich immer hin- und herbewegt. Man sagt dazu auch, dass man es mit einer zur Wellenbildung neigenden Front zu tun hat (von dem Problem mit der Vorhersagbarkeit von Wellen haben wir im Mai 2007 bereits berichtet).
An dieser Luftmassengrenze entstehen immer wieder neue Tiefs, eines davon ist in Abb. 2 skizziert. Es entsteht am heutigen Tag über Frankreich und zieht dann in der Nacht in den Nordwesten Deutschlands (Abb. 3).
Heutiger Unwetter-Fokus: Südbaden
Kleinräumige Störungen können dabei schon heute für die ersten kräftigen Überraschungen sorgen. Energie ist jedenfalls ausreichend vorhanden, wie man an Abb. 4 sieht. Gerade im Südwesten Deutschlands ist dabei die Unwettergefahr für den heutigen 09.06.2010 am höchsten. Denn außer der potenziellen Energie für Schauer und Gewitter ist auch eine ausreichende Windscherung, also eine Änderung des Windes mit der Höhe, vorhanden (Abb. 5 und 6).
Und wenn die Sonne den Erdboden genügend aufgeheizt hat, reicht die Energie, um die feuchte Luft in Bodennähe nach oben zu transportieren, wo gewaltige Gewitterwolken entstehen können. Zur Unwetter-Entstehung beitragen können auch die zunehmenden Föhneffekte, die auf der Alpennordseite trockenere Luft "beimischen" und der Schwarzwald, wo die Luft durch die Unebenheit der Oberfläche zum Zusammenströmen und Aufsteigen gezwungen werden könnte.
Fast überall möglich, in den Alpen Föhnsturm
Man sieht schon, dass hier viele kleinräumige Effekte im Spiel sind, die es unmöglich machen vorherzusagen, wann und wo genau ein Unwetter entstehen wird. Man kann aber sagen, dass die Zutaten ausreichen, um lokal begrenzt Gewitter mit Gefahr von vor allem großkörnigem Hagel, Starkregen und Sturmböen entstehen zu lassen. Die Warnungen vor Unwettern sollte man also zeitnah verfolgen, wenn es nach draußen gehen soll.
Und auch wenn der Fokus heute auf dem Südwesten liegt: möglich sind Schauer und Gewitter beinahe überall in Deutschland, ausgenommen sind heute nur der äußerste Nordwesten in der kühleren Luft und der unmittelbare Alpenrand. Hier kann dafür mit der kräftigen Südströmung (Abb. 7) Föhnsturm aufkommen, der besonders in der Nacht zum Donnerstag mit schweren Sturmböen in einzelnen Gipfellagen daherkommt.
Donnerstag
In der Nacht zum Donnerstag wird besagtes Tief dann von Frankreich kommend für ein Gebiet mit kräftigem, gewittrigem Regen sorgen, das über die Eifel nach Nordrhein-Westfalen und dann über das westliche Niedersachsen in Richtung Nordsee und tagsüber von hier zur Ostsee zieht. In seinem Kern sind beachtliche Regenmengen mit örtlich über 50 Liter pro Quadratmeter möglich (Abb. 8), auch hier ist also mit lokalen Überschwemmungen zu rechnen.
Weiter östlich und südöstlich scheint häufig die Sonne, allerdings sind alle Zutaten für die Entstehung kräftiger Gewitter mit Hagel, Starkregen und Sturmböen im Tagesverlauf gegeben. Es heißt also in den nächsten Tagen immer, dass man immer auch mit kräftigen Überraschungen rechnen sollte.