Wochenende nutzen!
Heute müssen wir ein bisschen Spielverderber sein. Denn so, wie es momentan in der Wetterküche aussieht, ist das schöne und sommerliche Wochenende bei ja schon hochsommerlichen Maximaltemperaturen bis örtlich 30°C am Oberrhein ein Einzelfall. Schon im Lauf der kommenden Woche deutet sich eine Umstellung an...
Hoch Urs in Bedrängnis
So verdanken wir dieses fast bilderbuchreife Wochenendwetter dem Hoch Urs, der sich am heutigen Freitag zwischen Grönland und der Iberischen Halbinsel bis Deutschland ausdehnt und gerade so an diesem Wochenende über uns in Richtung Polen hinweg wandert. Wir haben es hier also nicht mit einem beständigen und ortsfesten Hochdruckgebiet zu tun, wie wir es für einen ganzen sommerlichen Monat bräuchten.
Wovon viele sicherlich träumen, ist eine so genannte Omega-Lage, wie wir sie im April 2007 hatten mit wochenlangem Sonnenschein (und der daraus resultierenden Problematik der Trockenheit). In unserem Fall ist das Hoch mit Namen "Urs" allerdings in arger Bedrängnis, wie man auch an den nahen Frontensystemen in Abb. 2 erkennen kann.
So kann man schon am Sonntag nicht mehr für jeden im Westen und Südwesten Deutschlands garantieren, dass es ganztägig trocken bleibt. Denn von Westen folgt schon ein so genannter Trog, der in Abb. 3 über England und Nordwest-Frankreich gut zu erkennen ist. Dieser hat zwei Effekte: Zum einen verstärkt er die Zufuhr warmer Luft, was uns nur recht sein kann, da diese ja für die teils hochsommerlichen Temperaturen verantwortlich ist.
Zum anderen bringt er aber ein bisschen mehr Dynamik in die Atmosphäre, so dass man eben zwischen Ems und Bodensee sowie am Alpenrand einzelne Schauer oder Gewitter zum Nachmittag nicht ausschließen kann.
Wochenwechsel = Wetterwechsel
In der Nacht zum Montag greifen dann die nahen Tiefausläufer endgültig von Westen auf Deutschland über, während der Osten diese wohl nur in abgeschwächter Form mitbekommen sollte. Hier sieht es zum Start in die nächste Woche deutlich freundlicher, wärmer und nur vorübergehend unbeständig aus. Den Grund hierfür sehen wir oben links in der Abb. 4:
Denn der Trog, als "U"-förmiges Muster in den Höhenlinien zu erkennen, hält sich zunächst nur über dem westlichen Europa auf. Je mehr man sich nach Osten bewegt, umso mehr entfernt man sich und nähert sich dem umgekehrten Strömungsmuster, wobei gleichzeitig mit zunehmender Entfernung vom "Wellental" in Richtung "Wellenberg" das Wetter ruhiger und beständiger ist, am anfälligsten für Unwetter ist dabei die unmittelbare Vorderseite des Troges.
Allerdings fällt an der Abb. 4 auch auf, dass sich dieser Trog nach den Modellberechnungen im Verlauf der kommenden und übernächsten Woche weiter ostwärts in Bewegung setzen wird und in Folge ganz Deutschland in seinen Einfluss zu kommen scheint.
Im Westen kühler, im Osten noch warm
Die Temperaturaufteilung sieht dementsprechend aus. Während sich mit dem Trog die kühlere Luft von Nordwesten nähert, bleibt es nach Osten hin noch deutlich wärmer, sodass hier auch zur Wochenmitte hin noch sommerliche Höchstwerte über 25°C möglich sind (Abb. 5). Es gibt ein klares Südost-Nordwest-Gefälle, an der Grenze dieser Luftmassen lauert erneut die Gefahr kräftiger und teils gewittriger Regenfälle.
Ob und wie weit sich nun die kühlere Luft im Juni endgültig wieder über Deutschland ausbreiten kann, ist dabei gegenwärtig nicht klar, denn nach Wochenmitte herrscht große Unsicherheit der Vorhersagemodelle. Dies ist auch an dem zunehmend breit gestreuten Bereich der Temperaturen in der Ensembleprognose zu sehen (Abb. 6): im Deutschlandmittel sind da am übernächsten Wochenende um den 12. Juni Werte zwischen 15 und 30°C denkbar.
Die Unsicherheit erklärt sich mit der Lage dieses Troges. Es ist zum Beispiel möglich, dass der Trog über Westeuropa verbleibt und dabei ein kräftiges Tief über die Biskaya nach Süden zieht. Dann verbleibt besonders der Osten Deutschlands auf der Vorderseite des Troges, wodurch zumindest das warme Wetter erhalten bleibt (Abb. 7 und 8 unten rechts).
Aus heutiger Sicht ist es aber wahrscheinlicher, dass der Trog von der Nordsee in Richtung Deutschland weist und deswegen allgemein der Temperaturtrend zum nächsten Wochenende hin nach unten zeigt. Dabei muss allerdings das Wetter nicht zwingend verregnet sein, eher sieht es nach einem Szenario mit wechselnder Bewölkung und Schauern aus, in frischer und klarer Luft.
Windig und kalt?
Eine interessante, wenngleich ungemütliche Variante deutet die gestrige Berechnung des europäischen Vorhersagemodells an. Nach dieser soll bei dem Kaltluftvorstoß ein Tief über Deutschland entstehen, das dann unter rascher Verstärkung in die Ostsee und in das südliche Skandinavien zieht (Abb. 9). Auf diese Weise würde es dann rückseitig, also westlich seines Zentrums, die kälteste verfügbare Luft über Europa anzapfen und mit einer sehr kräftigen Strömung über die Nordsee nach Deutschland bringen.
Damit wären dann ein kräftiger Nordwestwind und auch mögliche Sturmböen möglich (Abb. 10). Aber Vorsicht: Diese Wetterentwicklung ist zwar aus heutiger Sicht durchaus denkbar, allerdings alles andere als sicher.