Tropensturm trifft Guatemala
Die Pazifische Wirbelsturmsaison startete in diesem Jahr verheerend. Der erste Sturm „Agatha“ forderte in Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua über 100 Todesopfer.
Mit einer maximalen Windgeschwindigkeit von nur 75 km/h und einem minimalen Druck von 1000 hPa war der Sturm eigentlich alles andere als intensiv (siehe Abbildung 1, welche die Entwicklung von „Agatha“ in 6-Stunden-Intervallen zeigt). Obwohl die Bedingungen vor der Westküste Costa Ricas eigentlich ideal gewesen wären mit Wassertemperaturen um 30°C und geringer Windscherung, verstärkte sich der Sturm nicht weiter. Daraus folgt auch die kurze Lebensdauer mit einem Tag vom 29. Mai bis zum 30. Mai 2010, welche nicht unbedingt eine katastrophale Entwicklung vermuten lässt. Und doch: Als „Agatha“ plötzlich nach Norden schwenkt und den Kontinent im Bereich der mexikanisch-guatemalischen Grenze erreicht, nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Bereits davor sorgte der Sturm für teils heftige und wolkenbruchartige Regenfälle über einige Tage entlang der Küste von Nicaragua bis zum Golf von Tehuantepec. Diese waren verbunden mit Mengen, die zum Teil die durchschnittliche Monatssumme für Mai bei weitem überschritten. La Union in El Salvador meldete innerhalb von vier Tagen 406,6 Liter pro Quadratmeter (siehe Abbildungen 4 bis 7). Im ähnlich gelegenen Acajutla gelten im Mai 166 Liter pro Quadratmeter normal (zum Vergleich: in Berlin sind es 55 Liter pro Quadratmeter), womit in La Union fast die dreifache Monatssumme innerhalb von vier Tagen vom Himmel niederging. Die größte Bedrohung ging aber von Sturzfluten und Muren aus. Straßen wurden blockiert, Häuser und teils Dörfer zerstört und allein in Guatemala wurden mehr als 20.000 Menschen obdachlos.
Bereits davor wurden 2000 Personen in El Salvador und Nicaragua evakuiert. Dennoch, die Maßnahmen waren wohl nicht ausreichend, denn der Sturm hat insgesamt 102 Todesopfer zu beklagen, 42 Personen gelten als vermisst. Am schlimmsten betroffen war Guatemala mit 83 Toten und 30 Vermissten. Bereits zwei Tage vor dem Sturm musste evakuiert werden aufgrund der Eruption des Pacaya-Vulkans 40 Kilometer südlich von Guatemala City. Trotz der Regenmengen von etwa 360 Litern pro Quadratmeter wurde zumindest auf den Kaffeeplantaschen der Regen als positiv aufgefasst, da die Vulkanasche von den Blättern entfernt wurde.
Die letzten beiden Stürme, die Guatemala schweren Schaden zugefügt haben, waren Wirbelsturm Mitch und Stan. Dabei waren jeweils 384 und 1.513 Tote zu beklagen. Dieser traurige Rekord wurde zumindest in den letzen Tagen nicht gebrochen.