Unwetter in Österreich

Tornado-Verdacht - laut Zeitungsbericht hat ein Feuerwehrmann sogar eine Katze vorbeifliegen sehen

Schwere Unwetter haben im Osten Österreichs, besonders in der Buckligen Welt in Niederösterreich für Murenabgänge, Überschwemmungen und länger andauernde Hagelfälle gesorgt. Es wird von mehreren Tornados berichtet, Indiz liefert auch ein Webcam-Video. 

Die Bucklige Welt, auch bekannt als "Land der 1000 Hügel" bekannt, ist dabei eine Region, die sich im südöstlichen Teil des Bundeslandes Niederösterreich befindet. Aus dieser Region stammen die meisten Unwettermeldungen vom 26.05.2010. So ertrank eine Frau in Stickelberg im Bezirk Wiener Neustadt-Land in einem Bach. Ebenfalls in diesem Bezirk starb ein 69-jähriger Mann an einem Herzinfarkt, vermutlich angesichts der Schäden, die das Unwetter verursachte.

Es gibt ebenfalls mehrere Verdachtsfälle von Tornados, etwa aus den Bezirken Tulln, Wien-Umgebung und Hollenthon. Im letzten dieser Fälle wird der Verdacht durch ein Video erhärtet, das um kurz nach 14 Uhr von eine Webcam aus Hollenthon aufgezeichnet wurde. Man erkennt hier den typischen kurzzeitigen Rüssel, der vermutlich auch Bodenkontakt hatte:

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In Klosterneuburg verursachte der mutmaßliche Tornado erhebliche Schäden, knickte Bäume um und deckte Häuserdächer ab. Laut österreichischem Standard hat ein Feuerwehrmann sogar eine Katze an einem Fenster vorbeifliegen sehen.

Wie entstanden die Unwetter?
Grundsätzlich verantwortlich waren für diese extremen Unwetter war eine Luftmassengrenze an der sich kaum bewegenden Front des Tiefs Anja. Wie man an Abb. 2 erkennt, bildeten sich an diesem wellenden Frontenzug (teils kommt die Warmluft etwas nach Norden voran, teils die kältere etwas nach Süden) mehrere kleine Tiefs. Das betreffende für die gestrigen Unwetter ist hier rot markiert.

In der Höhe befinden sich über Europa zwei derzeit markante Höhentiefs mit kalter Luft, deutlich zu erkennen in Abb. 3, an deren Südflanke eine kräftige westliche bis südwestliche Strömung herrscht.

In der feuchtwarmen (Abb. 4) und damit energiereichen (Abb. 5) Luft strömte so im Bereich des heranrückenden kleinen Tiefs die Luft zusammen (mehr dazu wurde bereits in den Wetter News zu den Tornados am Pfingstmontag geschrieben). Schaut man sich Abb. 2 noch einmal genau an, so erkennt man eine gestrichelte Linie, genannt Konvergenzlinie. An ihr strömt die Luft zusammen, was zu einer zusätzlichen Aufwärtsbewegung führt. Dabei nimmt ebenso die Scherung zu, also die Windänderung mit der Höhe, sie ist ja Grundvoraussetzung für die Bildung von Tornados. Auch der hügelige Untergrund sorgt für eine zusätzliche Änderung bodennaher Winde.

Eine solche Windscherung sehen wir beispielsweise im Radiosondenaufstieg der Wetterstation Wien-Hohe Warte in Abb. 6. Am Boden weht schwacher Ostwind, ab etwa 1,5 km Höhe herrscht bereits ein Westwind mit 65 km/h vor. Damit sind die Voraussetzungen für die Tornadoentstehung gegeben. Und auch heute noch sind im Bereich dieser feucht-warmen Luft in der Nähe der Luftmassengrenze quer durch Europa weitere Unwetter möglich.