Nasse Woche
Wer am Montagmorgen seine Rollläden zwischen Hamburg und Magdeburg sowie Berlin hochzog, der konnte dazu passendes Wetter bestaunen. Viel Regen hat es hier bereits gegeben. Aber das soll für diese Woche noch nicht das Ende sein...gerade im Süden, später aber auch andernorts in Deutschland kommt noch einiges an Wasser auf uns zu.
Grund für dieses doch gänzlich anders als in der vergangenen Woche anmutenden Wetters ist ein massiver Kaltluftvorstoß über Westeuropa, auf dessen Vorderseite wir liegen. Deutlich zu sehen ist dieser auf der Karte der Temperaturen in rund 5,5 km Höhe in Abb. 2.
Innerhalb dieses so genannten Troges ist zudem die "Ausbuchtung" über BeNeLux und dem nordöstlichen Frankreich zu sehen, ein Höhentief. Gekoppelt an dieses Tiefdruckgebiet in der Höhe ist ein entsprechendes am Boden mit dem Namen Tilla (Abb. 3, blauer Pfeil).
Bereits an den hier eingezeichneten Fronten erkennen wir aber, dass die Situation ungleich komplexer ist. In einem Nord-Süd-orientierten Bereich über Westeuropa existiert ein breiter Tiefdruck-Korridor, genannt Tiefdruckrinne, in der kleine Tiefs entstehen. Heute wird es dabei vor allem in der nördlichen Mitte sowie im Osten Deutschlands noch teils länger anhaltend regnen, aber auch andernorts sind Schauer und Gewitter möglich, und nur im Westen kann sich die Sonne zeigen. Betrachten wir die Abb. 3 aber noch einmal, so erkennen wir mit dem roten Pfeil markiert ein zweites Tief, das über der Iberischen Halbinsel entstanden ist.
Mittelmeer-Tief bringt Wind...
Dieses Mittelmeer-Tief entstand auf der Vorderseite dieses Kaltluftvorstoßes und zieht unter Verstärkung weiter ostwärts. Morgen wird es am Golfe du Lion angekommen sein und "drückt" hier gegen das kräftige Hoch mit seinem Zentrum westlich von Irland (Abb. 4). Wir sehen dies anhand der starken Drängung der Linien gleichen Luftdrucks, der Isobaren.
Hohe Luftdruckgegensätze bedeuten dabei auch hohe Windgeschwindigkeiten, und so muss morgen auch noch im Südwesten Deutschlands mit einem beständig frischen Nord- bis Nordostwind mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden (Abb. 5). Der Extremwetterindex des europäischen Vorhersagemodells von 0,6 (Maximum: 1, siehe Abb. 6) gibt hier Hinweise, dass man diese Region genauer beobachten wird müssen. Insbesondere aber über Südwest-Frankreich ist mit extremen Windereignissen zu rechnen.
...dann Dauerregen im Süden
Gleichzeitig bringt das Mittelmeertief feucht-warme Luft, die auf die kältere im Norden aufgleitet. Dabei kommt es zu Regen, der teilweise sehr anhaltend sein kann. Besonders auf der Südseite des Alpenhauptkamms wird man in dieser Woche beim Durchzug des Tiefs aufpassen müssen; Stauniederschläge dürften hier für eine deutlich erhöhte Überschwemmungsgefahr und Gefahr durch Schlammlawinen sorgen.
Aber auch nördlich des Alpenhauptkamms hält sich Regen, wenn auch nicht in gleicher Intensität, ist er aber sehr ausdauernd, während das Tief über Korsika weiter über Italien ostwärts ziehen wird. Bis Mittwoch halten sich dabei die Niederschläge aber nur im Süden Deutschlands auf, während in der Nordhälfte ganz gegenteiliges Wetter dominiert. Die Sonne scheint, wenn auch in nicht allzu warmer Luft, und Schauer sind hier die Ausnahme.
Ab Donnerstag Unwetter?
In der Nacht zum Donnerstag jedoch zieht das Tief nach jetzigem Stand östlich um die Alpen herum und schlägt dann einen Weg nach Norden bis Nordwesten ein (Abb. 7). Dies ist eine so genannte Vb-Zugbahn, die schon häufig extreme Niederschläge vor allem in den Osten Deutschlands gebracht hat. Auch in diesem Fall schlägt der Extremwetterindex an; wo am ehesten mit unwetterartigem Dauerregen zu rechnen ist, kann man dabei in Abb. 8 sehen.
So wird sich der Regen von Südosten her allmählich ausbreiten und voraussichtlich zum Freitag auch die Emsmündung erreicht haben, hier weht zudem ein kräftiger Wind. Die Temperaturen halten sich im Dauerregen dann bei maximal 10°C auf. Nur der äußerste Südosten Deutschlands wird deutlich wärmer bleiben - auf der "warmen Seite" der Luftmassengrenze sind im Berchtesgadener Land durchaus 20°C maximal möglich, allerdings auch teils kräftige Gewitter. Nach einem sehr nassen Freitag wird sich das Wetter zum Samstag hin dann wohl allmählich beruhigen.
Die Regenmengen sind jedoch recht beachtlich. Auf der Alpensüdseite ist dabei höchste Alarmbereitschaft gefragt, schaut man sich die prognostizierte Regensumme bis zum Ende dieser Woche (9. Mai) an (Abb. 9). Hier werden Mengen von über 200 Litern pro Quadratmeter prognostiziert. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Monatssumme für Mai in München liegt bei 109 Litern pro Quadratmeter.