Mysteriöser Eisbrocken

Am 27. April 2010 ist in Hettstadt bei Würzburg ein mysteriöser Eisbrocken von etwa 20 kg in einen Vorgarten eingeschlagen

Der Besitzer des Grundstücks staunte nicht schlecht, als er am Dienstag, 27. April 2010, in seinem Vorgarten den 20 kg Koloss aus Eis entdeckte. Durch die Gewalt des Aufschlags hat dieser Eisbrocken sogar einen Kunststein zerschlagen - die Herkunft solcher "Megacryometeore" ist den Wissenschaftlern bis heute ein Rätsel.

Das Geschoss, das jetzt in den fränkischen Vorgarten in Hettstadt bei Würzburg einschlug, hatte laut BR einen Durchmesser von beinahe 50 Zentimetern und bohrte sich etwa 20 cm tief in einen Muschelkalkstein. Dabei wurden noch 50 Meter rund um diese Einschlagstelle Splitter gefunden. Die Wucht dieses Aufschlags kann man sich vorstellen, wenn man eine freie Fallgeschwindigkeit von 150 bis 180 Stundenkilometer abschätzt. Wäre ein Mensch getroffen worden, so hätte dies immer tödlich ausgehen können.

Woher kam der Eisbrocken?
Die Herkunft dieses Eisbrockens ist rätselhaft. Ein Meteor wird ausgeschlossen, da diese eine andere Zusammensetzung aufweisen. Meist sind hier Zusammensetzungen aus Eisen und Stein anzutreffen, nie jedoch ausschließlich Eisgeschosse.

Auch Hagel kann man aus meteorologischer Sicht ausschließen. Denn am 27.04.10 herrschte über Deutschland Hochdruckeinfluss (Abb. 2) und das Niederschlagsradar zeigte im fraglichen Zeitraum (am Vormittag) ebenfalls im fränkischen Raum kein Echo (Abb. 3).

War es ein Flugzeug?
Natürlich kommen bei solch mysteriösen Eisbrocken schnell größere Flugzeuge in Frage. Immer wieder kommt es vor, dass Eisklumpen aus einer Mischung von Kot, Urin und dem typisch blauen Infektionsmittel vom Himmel fallen. So vermutet man zumindest bei einigen Vorfällen, wie in Deutschland zum Beispiel aus Dortmund oder aus der Schweiz aus Zug. Hier ein Fernsehbericht aus den USA:

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Doch allzu oft werden solche Eisbrocken-Vorfälle den Flugzeugen zugeschrieben - eine nähere Untersuchung ihrer Zusammensetzung hält dieser These oft nicht stand. Die genaue Herkunft ist daher rätselhaft und immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen.

"Megacryometeore"
So hat der Geologe Jesús Martínez-Frías vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid viele Aufschläge seit dem Jahr 2002 aus der ganzen Welt dokumentiert, auch aus der Vergangenheit kennt er viele Vorfälle, die sich nicht durch undichte Ventile an Flugzeugtoiletten erklären lassen.

Denn untersucht man die Zusammensetzung dieser Eisklumpen, so stellt man fest, dass keine Spuren von menschlichen Fäkalien zu finden sind. Die dort festgestellten Isotope haben die gleichen Merkmale wie die von Regentropfen. Eine natürliche Ursache in der Atmosphäre könnte also die beste Erklärung sein. Für diese Eis-Geschosse unbekannter Herkunft hat er auch den Begriff Megacryometeore geschaffen, übersetzt etwa "große, aus Eis bestehende Gegenstände, die vom Himmel fallen". Seine Ergebnisse hat er auf seinem Blog zusammengefasst.

Die bisher plausibelste Erklärung
Ein Zusammenhang konnte nach einem Einschlag eines solchen Megacryometeors in ein Auto im Jahr 2000 in Südspanien hergestellt werden. Satelliten-Daten der NASA zeigten, dass die Ozonschicht in diesem Gebiet zu diesem Zeitpunkt sehr dünn war. Dadurch kühlte die obere Atmosphäre aus. Zudem herrschte in der Höhe eine hohe Luftfeuchtigkeit, während die Sonnenstrahlung die tieferen Schichten erwärmte.

Durch den steigenden Temperaturunterschied wehte ein kräftiger Ausgleichswind, der stark genug gewesen sein kann, um ein Eiskorn bis zu dieser Größe anwachsen zu lassen, bis es schließlich aus buchstäblich heiterem Himmel zur Erde stürzte.

Jedoch ist auch dieser Erklärungsansatz stark umstritten und wird von vielen Wissenschaftlern stark angezweifelt. Selbst Jesús Martínez-Frías ist sich nicht sicher und kann dies nur als ein "atmosphärisches Extremereignis" einstufen, das es weiter zu untersuchen gilt.