Super-Sonnensturm 2012?
Saison der Sonnenstürme beginnt
Alle 11 Jahre erreicht der sogenannte Sonnenfleckenzyklus seinen Höhepunkt. Dieser soll im Jahre 2012 sein und Astro-Meteorologen erwarten für dieses Jahr eine Super-Sonneneruption. Im Internet kursieren die schlimmsten Vorhersagen, doch welche Auswirkungen hat so ein Sturm auf die Erde und unser Leben dort wirklich?
Sonnenstürme
Bei einem magnetischen Sturm, auch Sonnensturm genannt, werden gigantische Gaswolken mit Milliarden Tonnen elektrisch geladener Teilchen von der Sonne ins All geschleudert. Nach etwa 24 bis 48 Stunden erreichen sie die Erde und können meist in Polnähe als Polarlichter beobachtet werden. 2012 soll der Sturm so stark sein, dass die Lichter bei klarem Himmel auch in subtropischen Gebieten beobachtet werden können, was für die meisten Menschen sicher ein gern gesehens Naturschauspiel wäre. Die Erde schützt uns durch ihr Magnetfeld vor der Strahlung, allerdings kann durch so einen Sturm die Satellitenkommunikation, Fernsehübertragungen, GPS-Navigation und auch der Stromfluss beeinträchtigt werden, warnen Forscher.
Sonnenstürme in der Vergangenheit
Der stärkste registrierte Sonnensturm ereignete sich im August 1859. In Rom und Hawaii bestaunten Anwohner bunte Lichter am Himmel und Augenzeugen berichteten, dass die Sonne eine volle Minute lang doppelt so hell geleuchtet hätte wie sonst. In den Telegrafenämtern schlugen Funken aus den Leitungen, einige Stationen gingen sogar in Flammen auf. Heute wäre ein Sonnensturm dieser Stärke katastrophal, da sowohl das Internet, das Elektrizitätsnetz und die Satelliten betroffen wären.
Im Jahre 1989 legte ein Sonnensturm das Stromnetz im kanadischen Quebec lahm. Millionen Menschen saßen neun Stunden lang im Dunkeln, der Schaden wurde auf hunderte Millionen Dollar geschätzt.
Im Jahr 2003 mussten durch Sonnenstürme getroffene Satelliten zeitweise abgeschaltet werden oder wurden gar vermisst. Radar- und Sprechfunkanlagen von Flugzeugen waren beeinträchtigt und es kam zu Flugverspätungen.
Heutige Folgen
Wissenschaftler der NAS (National Academy of Sciences) warnen vor den Folgen für das Stromnetz: Die von der Sonne abgestoßenen Sonnenfackeln bringen das Erdmagnetfeld zum Wanken und verursachen starke Stromspitzen in den Überlandleitungen. In den USA könnten in manchen Bundesstaaten so mehr als die Hälfte der vorhandenen Trafos regelrecht verschmoren. Bis zu 130 Millionen Amerikaner wären tage- oder gar wochenlang ohne Elektrizität.
Das verwobene Hochspannungsnetz Europas müsste ähnlich anfällig sein, da es durchaus mit dem US-amerikanischen Stromnetz zu vergleichen ist. Ganze Handy-Netze könnten ausfallen, GPS-Satelliten sich um zehn bis hundert Meter irren. Die Erdatmosphäre wird stark aufgeheizt und dehnt sich aus, was Satelliten sogar aus der Bahn werfen könnte.
Kritik
Allerdings sollte man die Thematik auch mit einem kritischen Auge betrachten. Ein Sonnensturm mit derartigen Auswirkungen für das Leben auf der Erde kann nicht auf ein Jahr genau vorhergesagt werden. Neueste Prognosen haben das Sturmmaximum auf das Frühjahr 2013 verschoben, ausserdem soll dessen Intensität vermutlich viel geringer ausfallen als befürchtet. Andere Forscher prognostizierten, dass der Zyklus vielleicht sogar ganz ausfallen würde.
Im Jahre 2007 war nämlich das Minimum an Sonnenaktivität für den 23. Zyklus errreicht. Danach hätte eigentlich eine stetig steigene Anzahl an Sonnenflecken und ein damit verbundener Wiederanstieg der solaren Aktivität den 24. Zyklus einleiten sollen. Doch stattdessen verschwanden die neu aufgetauchten Flecken plötzlich wieder. Erst seit Anfang diesen Jahres zeigten sich vermehrt Flecken auf der Sonne, diese sind aber bis heute ebenfalls wieder verschwunden (siehe Spaceweather).
Solarstürme sind zwar nicht zu unterschätzen, aber auch nicht gefährlicher als andere Naturkatastrophen. Die Wissenschaftler beschreiben ausserdem das schlimmstmögliche Szenario. Und dass das tatsächlich eintrifft ist eher unwahrscheinlich.
Dass ein Super-Sturm erneut auftreten könnte, halten Forscher zwar für sicher, aber wann das passiert, kann nicht vorausgesagt werden. Die Sonne ist dafür noch nicht genug erforscht, was genaue Prognosen sehr ungenau, wenn nicht unmöglich macht, wie das aktuelle Beispiel beweist. Man sollte sich also nicht von irgendwelchen Vorhersagen verrückt machen lassen. Mit den heutigen Instrumenten könne man den Sturm aber sofort registrieren und Warnungen ausgeben.