Tornado gefilmt

In Südspanien wütete am 16.04.10 ein Tornado. Er ist durch Amateurvideos außerordentlich gut dokumentiert

Ab dem April nimmt die Anzahl der gemeldeten Tornados in Deutschland und Europa wieder deutlich zu. Das jüngste Beispiel stammt aus Südspanien, Andalusien. Hier hatte am 16. April 2010 solch eine Windhose eine Farm und mehrere Hektar Ackerland verwüstet. Das Besondere ist, dass dieses Ereignis aus vielen Richtungen gefilmt wurde.

Der Tornado hat dabei laut Angaben eines deutschsprachigen Internetmagazins am Morgen des 16.04.2010 bei Cartaya in der Provinz von Huelva gewütet. Es wurden mehrere Hektar Anbaufläche, darunter eine Pfirsichplantage, sowie ein Gewächshaus zerstört.

Auch wenn einzelne auftretende Tornados um diese Jahreszeit und besonders im bereits wärmeren Süden Europas häufiger auftreten, so ist dieser doch beachtenswert, da von ihm mehrere Videos aus nächster Nähe im Internet zu finden sind.

Am Ende dieser News sehen Sie eine kleine Auswahl.

Man erkennt hier, dass der sichtbare "Rüssel" des rotierenden Aufwindschlauchs relativ breit ist. Laut Angaben von Beobachtern soll der Tornado etwa 5 km über das Land - darunter auch über die oben angesprochene Farm Valdurique gezogen sein, seine Zerstörungsschneise maß eine Breite von etwa 40 Metern (siehe Skywarn-Forum). Der Tornado soll 15 Minuten lang sein Unwesen getrieben haben.

Wetterlage
Schauen wir uns die Bedingungen an, die zur Entstehung dieses Tornados geführt haben, so sehen wir alle Zutaten vereint. Diese sind zum einen feucht-warme und damit energiereiche Luft, die in der Atmosphäre leicht aufsteigen kann. Vor allem wichtig ist aber die Drehung des Windes mit der Höhe, die so genannte Windscherung. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Aufwindbereich in Rotation gerät. Dieser kann dann durch Abkühlung und damit Verdunstung in Form des bekannten Schlauches sichtbar werden.

Schauen wir die Bodendruckkarte mit dazugehörigen Fronten in Abb. 2 an, so sehen wir ein Tief mit Zentrum über dem Atlantik unmittelbar vor der portugiesischen Küste. Ein weiteres Tief befand sich über dem Mittelmeer, das Frontensystem lag um 2 Uhr morgens (Zeitpunkt dieser Analyse) leicht wellend über dem betroffenem Gebiet.

Auch in der Höhe herrschte entsprechende Dynamik, denn Andalusien befand sich auf der Vorderseite eines so genannten Troges. Besonders interessant in dem Zusammenhang ist der Radiosondenaufstieg von Gibralatar von 2 Uhr am 16.04.10 (Abb. 3), weil er die wichtigsten Zutaten für einen Tornado noch einmal sichtbar macht: Eine starke Windscherung (in Bodennähe frischer Ostwind, in 3 km Höhe stürmischer Südwestwind) und hochreichend feuchte Luft (die gestrichelte Linie des Taupunktprofils - ein Maß für die Luftfeuchtigkeit - befindet sich in der Nähe des durchgezogenen Temperaturprofils).

Mehr Tornados durch Klimawandel?
Immer häufiger sieht oder hört man in den letzten Jahren von Tornados. Haben wir es hier schon mit einem sichtbaren Effekt des Klimawandels zu tun? Vermutlich nicht.

Denn es ist eher der sprunghaft steigenden Anzahl an Digitalkameras und Fotohandys und dem Internet zuzuschreiben, dass sich Tornadobeobachtungen häufen. Das Tornado-Expertennetzwerk TorDACH hat die Dichte von Tornadomeldungen in Deutschland untersucht und kommt auf ein wichtiges Ergebnis. Denn hier "kommen die meisten Meldungen aus Nord- und Westdeutschland. Die Maxima bei Berlin und München treten wahrscheinlich durch die dort höhere Bevölkerungsdichte hervor - es wird einfach ein größerer Prozentsatz der Fälle erkannt."

Und weiter: "Seit ca. dem Jahr 2000 hat die Zahl der Meldungen stark zugenommen, in erster Linie von schwachen Ereignissen. Dieser Beobachtungstrend wird sich wohl fortsetzen - wie oben in den Tornadokarten gezeigt fehlen noch viele Fälle aus Ostdeutschland, ebenso wie die Archive der deutschen Forstbehörden noch weitgehend unerforscht sind. Somit handelt es sich hier in erster Linie um einen Beobachtungseffekt und nicht das Abbild des globalen Klimawandels"

Der hier dokumentierte Tornado ist ein passender Beleg dafür, wie schnell ein solches Ereignis heutzutage in der Welt verbreitet werden kann, das früher wohl nur in einem lokalen Archiv vor Ort eingeschlossen geblieben wäre.

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