Rekordhitze in Indien
Indien stöhnt und schwitzt bereits seit März unter der Hitze. Momentan ist es aber besonders schlimm: Verbreitet wurde am Montag die 40°C-Marke überschritten, insbesondere im Norden des Landes.
Das folgende Video gibt einen Eindruck über die Bedingungen zu Beginn dieser Woche. In Indien ist dies gerade der Beginn des Sommers, aber die Hitze ist schier unerträglich. Die Menschen berichten davon, dass das Arbeiten im Freien durch die Hitze unmöglich geworden ist, und dass die Menschen den Aufenthalt im Freien tagsüber meiden.
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45 bis 47°C
Das ist auch angesichts der Höchsttemperaturen in Abb. 2 kein Wunder. Am heftigsten hat es den Norden erwischt mit den indischen Bundesstaaten Westbengalen im Nordosten bis Rajasthan im Nordwesten. Hier wurde die 40°C-Marke teils deutlich überschritten, und eine Entspannung ist für die nächste Zeit nicht in Sicht.
An allen Tagen zwischen vergangenem Freitag und Montag, also zwischen 9. und 12. April 2010, lagen die täglichen Höchsttemperaturen bei 44 und 45°C in Jharsuguda im nördlichen Orissa. Ebenfalls an jedem dieser vier Tage lagen die Maxima in Jamshedpur, Bundesstaat Jharkhand bei 43 bis 44°C. Samstag und Sonntag erreichte das Quecksilber in Bankura, Westbengalen 45°C. In Nawabshah, Pakistan, wurden am Freitag sogar 47°C erreicht (Abb. 3). Im Himalaya im Norden Indiens, in Shimla, wurde zum zweiten Mal in den letzten Jahren ein neuer Hitzerekord aufgestellt. Die Beobachtungen reichen hier rund 100 Jahre zurück.
Die Temperaturen liegen damit mindestens in dieser Woche 5 bis 10°C über den langjährigen Mittelwerten. Bisher liegen die Temperaturen auf dem gesamten Kontinent in diesem April bereits bei 2°C über Normal mit der heißesten Zone im Norden und Osten Indiens bis nach Pakistan (6 bis 8°C, in der Wüste 10°C positive Abweichung).
Wie lang anhaltend und durchgreifend die gegenwärtige Hitzewelle ist, zeigen die Abb. 4 und 5. In Westbengalen (Kalkutta / Dum Dum) wurde die lang anhaltende Periode mit übernormalen Temperaturen lediglich im vergangenen Januar kurz unterbrochen, um mit voller Gewalt ab Februar zurückzukommen. Dies wird besonders deutlich im mittleren Teil der Abb. 4. Sie stellt das gleitende Monatsmittel der Temperaturabweichungen von den Normalwerten im letzten Jahr dar. Noch beeindruckender ist die gleiche Grafik für den Karachi Flughafen in Pakistan. Hier gab es im gesamten vergangenen Jahr ausschließlich zu warme Monate mit deutlichen Abweichungen nach oben.
Wie geht es weiter?
An dieser Situation wird sich wohl auch in kommender Zeit wenig ändern. Unmittelbare Ursache ist hier ein extrem beständiger Hochdruckeinfluss, der seit März zwischen Indischem Ozean und Südasien dominiert. In seinem Bereich ist die Luft mit dem nun steigenden Sonnenstand immer mehr ausgetrocknet. Durch die niedrige Luftfeuchtigkeit (Abb. 7) kann dann die Sonneneinstrahlung direkt in fühlbare Wärme umgewandelt werden, der indische Subkontinent heizt sich immer weiter auf.
An dieser Wetterlage wird sich auch zumindest bis Ende des Aprils wenig ändern (Abb. 8 und 9), sodass wohl eher noch eine weitere Aufheizung und neue Hitzerekorde zu befürchten sind. Auch Wasserknappheit und Stromausfälle werden in Indien bereits zu einem Problem.
Städte besonders heiß
Für die neuen Rekordtemperaturen gibt es aber noch einen Grund, der in folgendem Video angesprochen wird:
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Hier wird unter anderem gezeigt, dass das Zurückdrängen der Vegetation in der Stadt und das weitere Versiegeln der Flächen zu einer weiteren Überhitzung der Metropolen führen wird, da die "natürliche Klimaanlage" nicht mehr funktioniert.
Auch in Deutschland befürchtet man, dass die Überhitzung in den Städten ein besonderes Problem der Zukunft darstellen wird, hier das Beispiel Berlin. Darum denkt man darüber nach, wie man das Mikroklima in den Großstädten durch Vegetation und ausreichende Belüftung in den Sommern erträglich halten kann.
Hinweis: Abb. 1 unterliegt der CC-Lizenz