Eine besondere Reise

Eine Reisegruppe kehrte jüngst von einer Skidurchquerung der Hardangervidda zurück - und berichtete von allen Wettern

Die Sektion Wangen im Allgäu des Deutschen Alpenvereins (DAV) wagte wieder einmal eine ganz besondere Wanderung - durch die Hardangervidda in Norwegen, der größten Hochebene Europas auf über 1.000 Meter Höhe. Und sie erlebten jede mögliche Wetterform, von Schneesturm bis zu sonnig-klaren und milden Nachmittagen.

Die Hardangervidda liegt im Süden Norwegens, genauer im Fylke Hordaland. Wie schon in Abb. 2 auf der Google Earth Darstellung zu erkennen, handelt es sich hier um sehr gebirgiges Gelände. Die Hardangervidda ist ein so genanntes Plateaufjell, also eine Gebirgslandschaft, die größtenteils oberhalb der Baumgrenze verläuft und dabei grundsätzlich karg aussieht (Abb. 3).

Dennoch kann eine Durchquerung dieses Gebietes sehr abwechslungsreich verlaufen, besonders im Frühling, also in der Zeit, in der häufig Tiefdruckgebiete abwechselnd mildere und arktische Luft vorbei bringen. Die Reisegruppe durchquerte diese Region zwischen dem 8. und 21. März 2010. Zu dem ohnehin abwechslungsreichen Wetter sorgen zudem Föhneffekte durch das skandinavische Gebirge für noch mehr Facettenreichtum. So ist eine Durchquerung dieser Region auch nur erfahrenen Gruppen zu empfehlen, wie dem Reisebericht auch schnell zu entnehmen ist.

Hier ein Video einer vergleichbaren Tour aus dem Jahre 2009:

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Hütten - Norwegische Reisetradition
Der Reiseweg führt dabei über eine Route, die über verschiedene Hütten (hytteliv) führt. Typisch für Norwegen ist hier, dass es sich hier um Selbstbedienungshütten handelt - man also immer abwechselnd überrascht sein darf, was denn in den Vorräten dort vorzufinden ist. Im Sommer ist auch weniger alpinerfahrenen Abenteurern solch eine Wanderung durchaus zu empfehlen.

In diesem Fall jedoch waren die Sitten etwas rauer. Während der Reise über ungefähr 200 km auf ihren Skibrettern musste sich die Gruppe des DAV Wangen zunächst durch Nebel und Sturm kämpfen. Besonders die fehlende Sicht kann hier zu einem großen Orientierungsproblem werden, da typische Ortspunkte in der unbewachsenen Landschaft fehlen. Erreicht man eine der Selbstversorgerhütten, so muss diese zunächst beheizt werden. Anschließend wird Schnee gesammelt und im Topf erhitzt, um genug Wasser zum Kochen und Trinken zu bekommen, so die 5-köpfige Reisegruppe.

Anfangs Nebel und Schneesturm
Die wohl ungemütlichste Wetterphase konnte die Reisegruppe anfangs von der Kraekkja Hytta bis zum Sandhaug erleben. Denn zwischen einem skandinavischen Tief und einem kräftigen Hochdruckgebiet bei den Britischen Inseln kam es zumindest in der Höhe zu einem doch unangenehm im Gesicht beißenden Wind mit im Mittel um die 50 Stundenkilometer (Abb. 5), was schon zu gefühlten Temperaturen von -18°C (Abb. 6) führen konnte. Dies war besonders um den 10. März 2010 der Fall. Zitat aus dem Reisebericht:

"Sturm stand für den ganzen Tag auf dem Programm. Den ganzen Weg nach Kjeldebu hatten wir starken Gegenwind. Die ersten zweihundert Höhenmeter auf das kleine Plateau hinauf waren damit anstrengend. Selbst bergab mussten wir immer gehen. Schneesturm, zwischendurch Nebel und nur ganz kurz ein paar Sonnenstrahlen. Und so zog sich der Weg etwas in die Länge. An eine Pause war bei dem Sturm nicht zu denken. Einzig eine kleine Trinkpause war möglich."

Später traumhaft
Ganz anders sah es dann im Bereich des skandinavischen Föhns am 14.03.2010 aus: Durch die große Sichtweite geriet die Reisegruppe in Verzückung:

"Ein Hammertag! Wahnsinn! Heute war leichterer Wind als gestern dazu aber blauer Himmel und Sonnenschein. Wir konnten alle nicht genug bekommen vom schauen und staunen. Weite, Ruhe, Vidda. Irgendwie schon komisch, dass einen karge, eintönig fast langweilig weiße Landschaft so eine Wirkung hat."

Fazit: Für Wetterbegeisterte und Skierfahrene ist eine Reise durch die Hardangervidda im Frühjahr durchaus zu empfehlen. Andere wanderfeste Menschen können bis zum Sommer warten, denn in der südnorwegischen Landschaft gibt es sicherlich viel Aufregendes zu entdecken - und auch dann bleibt das Wetter hier spannend.

 

Hinweis: Abb. 1 unterliegt der CC-Lizenz