Frühlingserwachen?
"Veronika, der Lenz ist da, Die Mädchen singen tralala. Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst! Veronika, die Welt ist grün, ..." - viele kennen den Schlager der Goldenen 20-er von den Comedian Harmonists, der auch heute noch häufig im Radio zu hören ist. Vor allem nach so einem langen, kalten und schneereichem Winter würden wir uns endlich darüber freuen, wenn Teile aus dem Lied wahr werden und wenn nicht nur die Mädchen, sondern auch die Vögel bei frühlingshaften Temperaturen "tralala" singen.
Die vergangenen Tage waren aber alles andere als frühlingshaft. Der Winter hat sich in weiten Teilen Deutschlands mit Schnee-, Schneeregen- oder Graupelschauern zurückgemeldet und somit war bei Freunden des Winters für jeden Geschmack etwas dabei, aber eben nun einmal nicht für frühlingsliebende Menschen. Aber vielleicht waren das auch die letzten Winterzuckungen, denn zur Wochenmitte strömt frühlingshaftere Luft ins Land, so viel steht fest..."tralala".
Grund für diesen plötzlichen Frühlingsausbruch ist eine Umstellung der Wetterlage (Abbildung 1). Zwischen tiefem Luftdruck über dem Nordatlantik und hohem Luftdruck über dem Mittelmeer stellt sich eine zyklonale Strömung ein. Anhand der Abbildung 2 lässt sich sehr schön die Druckverteilung im 500hPa-Niveau, also in etwa 5000 Meter Höhe, erkennen. In dieser Höhe strömt die Luft isobarenparallel, also herrscht dort eine durchgreifende West- bis Südwestströmung, die sich bis in tiefere Luftschichten auswirkt und quasi die milde Luft vom Atlantik sowie dem Mittelmeerraum direkt nach Deutschland bläst.
Frühling zuerst im Westen
Von diesem milden West- bis Südwestgebläse profitieren zuerst die Bewohner der westlichen Landesteile, dort können dann Tageshöchstwerte bis örtlich 14 Grad erreicht werden (Düsseldorf). Auch im Nordosten sollte in der zweiten Wochenhälfte die 10-Grad-Marke geknackt werden. Bei Föhneffekten sind im Süden lokal sogar 17 bis 19 Grad möglich, wie beispielsweise am Hochrhein. Der Wettercharakter bleibt allerdings wechselhaft, vor allem von Nordwesten kann es auch zeitweise regnen (Abbildung 3). Also landesweit sonniges Wetter wird sich nicht einstellen - aber wir können ja auch nicht gleich das volle Frühlingsprogramm erwarten, immerhin stehen auf dem Kalender noch ein paar Wintertage.
Bleibt die Milderung nachhaltig?
Ob die Milderung nun wirklich nachhaltig sein wird, dem langen Winter demnach endgültig die Puste ausgeht und auch in der kommenden Woche die Temperatur annähernd im Bereich des Klimamittels für die letzte Märzdekade liegt, ist im Moment noch schwierig zu prognostizieren. Schauen wir dafür auf die Ensemble-Prognose des ECMWF-Modell der Temperatur für Berlin (Abbildung 4). Nach einem Anstieg der Temperatur deutlich über dem Normalwert (gestrichelte Linie) setzt zu Beginn der kommenden Woche auch wieder eine Abkühlung ein. Die einzelne Modellläufe weisen jedoch eine breite Streuung auf, wodurch eine genaue Tendenz noch unsicher ist. Erneute Frostnächte sind aber relativ wahrscheinlich und vielleicht ist auch nochmal der ein oder andere Schneeschauer mit dabei.