Schnee auf dem Weg
Auch wenn wir uns seit dem 1. März im meteorologischen Frühling befinden, ist von ihm draußen wieder weniger zu spüren also noch vor ein paar Tagen. Schaut man in die nahe Zukunft, so wird es sogar wieder winterlicher werden, auch winterlich weiße Landschaften sind wieder möglich.
Denn auf der Rückseite des Orkantiefs Xynthia, das mittlerweile nach Finnland weitergezogen ist, wurde der Weg frei für polare Luftmassen, die von Norden wieder nach Deutschland kommen. So kam es in der Nacht zum heutigen 03.03.10 häufig zu Nachtfrost, nur im Nordosten sorgten Wolken und der Einfluss der etwas milderen Nordsee für Tiefsttemperaturen knapp über 0°C.
In den kommenden Tagen wird sich zwischen Hoch Harro bei Großbritannien und Tief Xynthia die Zufuhr der kalten Luft sogar noch weiter verstärken, zudem ist der Himmel besonders nach Norden hin oft gering bewölkt oder klar, sodass es in den Nächten wieder teils mäßigen Frost unter -5°C geben kann.
Schnee-Tief ab Freitag
Die Temperaturen passen also eher wieder in den Winter, jetzt fehlt nur noch der Schnee. Dieser wird einige von uns von Freitag bis Samstag treffen, und zwar durch ein kleinräumiges Tief, das im "Lee", also auf der dem Wind abgewandten Seite Grönlands entsteht. Aber auch wenn dieses Tief klein ist, so kann es doch auch "oho" sein.
Die Prognose, wo denn genau am meisten Schnee auftreten wird, gestaltet sich dabei recht schwierig, denn verschiedene Vorhersagemodelle bieten verschiedene Zugwege und damit auch verschiedene Schwerpunkte der Schneefälle in Deutschland an. Zeitlich wird es etwa Freitagnachmittag an den Küsten und in der Nacht zum Samstag am Alpenrand ankommen.
Schwieriger wird die Frage zu beantworten sein, wo überhaupt Schnee zu erwarten ist. Um diese Unsicherheit zu verdeutlichen, seien zwei Vorhersagen verschiedener Wettermodelle vorgestellt, dem europäischen Vorhersagemodell ECMWF und dem amerikanischen Modell GFS des National Centers for Environmental Prediction (NCEP).
Zwei Hauptlösungen
In Abb. 2 sehen wir die Lösung des ECMWF-Modells. Das Tief zieht dabei von Grönland in das Europäische Nordmeer und von hier aus unmittelbar in die Nordsee und auf die Benelux-Staaten zu (Abb. 2 und 3). Auf der anderen Seite prognostiziert das amerikanische GFS Modell eine deutlich östlichere Zugbahn. Demnach zieht das Tief zunächst auf Skandinavien zu, wobei im Lee der Berge erneut ein noch intensiveres Tief entsteht, das dann von hier über die Ostsee zieht und in Deutschland ankommt (Abb. 4 und 5).
Was bedeutet das für den Schneefall? Die Variante des ECMWF-Modells ist sicherlich die schnee-ärmste für Deutschland. Dieses würde bedeuten, dass nur der Westen Deutschlands betroffen wäre. Während es dann nach Osten hin höchstens vereinzelt unbedeutende Schauer gäbe, natürlich nicht ganz ohne Glättegefahr.
Richtig weiß würde es dabei zeitweise nur zwischen Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Westhessen und Rheinland-Pfalz (Abb. 6), wobei gerade in Richtung Rheinhessen auch tagsüber Regen mitmischen könnte, tagsüber also eher ein nasskalter Eindruck entstehen dürfte.
Das amerikanische Vorhersagemodell prognostiziert dagegen ein deutlich winterlicheres Szenario für uns. Denn mit dem kräftig-kleinen Tief wären dann auch flächendeckend von Nord nach Süd Schneefälle verbunden. Im Bereich des Tiefs würde zusätzlich ein kräftiger Wind wehen, insbesondere nordwestlich des Tiefdruckzentrums mit stürmischen Böen, vereinzelt sogar Sturmböen, insgesamt aber bei weitem nicht so kräftig wie bei Orkantief Xynthia.
Dennoch sind mehrere Zentimeter Neuschnee möglich, die am Freitag insbesondere im Nordwesten Deutschlands, wo die Temperaturen tagsüber nur wenig über 0°C steigen und in der Nacht zum Samstag im Mittelgebirgsraum sowie an den Nordrändern für winterliche Straßenverhältnisse und Glätte sorgen dürften (Abb. 7).
Fazit
Welchem Modell soll man nun glauben? Möglich sind immerhin beide Variationen. Ratsam ist hier ein Blick auf unser Multi-Model MOS. Dieses statistische Verfahren gewichtet jedes Vorhersagemodell je nach Wetterlage, da jedes bei bestimmten Lagen bestimmt Stärken und Schwächen hat. So hat man bei aller Unsicherheit eine gute und realistische Abschätzung.
Die Wettersymbole in Abb. 8-10 zeigen dabei den dominierenden Wetterzustand der vorangegangenen 12 Stunden von Freitagmorgen bis Samstagabend an. Rote Symbole stehen in diesem Fall für Schnee, grüne für Regen. Wir sehen, dass nach derzeitigem Stand vor allem der Westen Deutschlands betroffen sein wird, besonders in der Nacht zum Samstag sollte man aber auch nach Osten hin gebietsweise mit Neuschnee und Glätte rechnen. Der Winter lässt also noch nicht locker.