Bluthochdruck bei Kälte

Eine neue Studie belegt, dass der Blutdruck im Winter höher ist. Dies gilt besonders für ältere Menschen

Bluthochdruckpatienten haben besonders im Winter zu leiden, insbesondere ältere Menschen. Dies belegt eine Studie aus Frankreich, die im Januar in den Archives of International Medicine vorgestellt wurde. Dies gilt unabhängig von Luftdruck und Außentemperatur.

In der Studie (Arch. Intern. Med. 2009;169(1):75-80) konnten die Mediziner nachweisen, dass der Blutdruck allgemein - also auch bei jüngeren Menschen - steigt, wenn die Außentemperatur spürbar fällt. Am ausgeprägtesten ist dieser Effekt jedoch bei Bluthochdruckpatienten gehobenen Alters: Bei Menschen zwischen 65 und 74 Jahren steigt der obere Wert des Blutdrucks (Systole) bei einer Abkühlung von 15 Grad Außentemperatur um 0,8 mm Hg (Millimeter Quecksilbersäule), bei über 80-Jährigen aber um 5,1 mm Hg.

Auch der Blutdruckabfall bei sehr warmer Witterung ist bei älteren Menschen ausgeprägter. Bis zu 8,0 mm Hg unterschied ergeben sich zwischen Außentemperaturen unter 7,9 und bei oder über 21,2°C.

Für noch jüngere Menschen wurde ebenfalls eine Abhängigkeit festgestellt, dies in einer älteren Studie, die im Jahr 2007 bei den American Heart Association's Scientific Sessions, vom 4.-7. November in Orlando, Florida vorgestellt wurde.

Die Forscher des Institut National de la Santé et de la Récherche Médicale (INSERM) aus Paris unternahmen hierfür eine Basismessung des Blutdrucks und weitere, regelmäßige Messungen zu allen Jahreszeiten über einen Zeitraum von zwei Jahren. Untersucht wurden 8801 Testpersonen mit einem Alter von 65 oder älter aus den französischen Städten Bordeaux, Dijon und Montpellier, also aus verschiedensten Ecken Frankreichs.

Unabhängig von Raumtemperatur
Erstaunlich dabei ist, dass sich der Blutdruck auch durch kurzfristige Erwärmung nicht normalisiert, denn alle Messungen wurden bei 20°C vorgenommen. Auch der Einfluss des Luftdrucks wurde untersucht, hier wurde kein Effekt festgestellt. Einzig maßgebliche Beeinflussung ist also die Außentemperatur selbst.

Welches sind die Ursachen?
Die genauen Hintergründe zu dieser Temperaturabhängigkeit werden noch untersucht. Sicherlich ist ein Teil der Blutdruckänderung mit dem Regulierungsmechanismus des Körpers zu erklären. Ist es draußen kalt, so ziehen sich Blutgefäße und Kapillare zusammen. Auf diese Weise wird weniger körpereigene Wärme vom Blut an die Umwelt abgegeben.

Ein kleinerer Querschnitt bei gleichem Volumen bedeutet dann mehr Gefäßwiderstand und weiterhin auch ein Anstieg des Druckes. Den umgekehrten Effekt gibt es bei sehr warmer Witterung: Hier erweitern sich die Blutgefäße, um mehr Wärme zu verlieren.

Die oben erwähnte ältere Studie aus den USA nennt jedoch noch andere Gründe. Generell neigen viele Menschen dazu, sich im Winter fettreicher zu ernähren, außerdem fehlt meist die ausreichende Bewegung.

Konsequenzen?
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass es durchaus Berechtigung dafür gibt, bei Unwetterwarnungen auch vor großer Kälte und großer Hitze zu warnen. Die amerikanischen Forscher schlagen den behandelnden Ärzten vor, bei ihren Bluthochdruckpatienten mehr auf die Temperaturen zu achten und besonders an kalten Wintertagen besonders wachsam zu sein. Denkenswert wäre auch eine an die Außentemperatur angepasste Dosierung der blutdruckregulierenden Medikamente