Unwetteralarm!

In den kommenden 48 Stunden werden für die Kanaren sowie für Marokko und Algerien schwere Unwetter erwartet

So untypisch wie sich das Wetter derzeit weltweit verhält, so verhält es sich auch auf den "Inseln des ewigen Frühlings", den kanarischen Inseln. Die auch von vielen Deutschen im Winter genutzten Ferieninseln müssen sich nämlich  weiter auf Überschwemmungen und Sturmböen einrichten. Aber auch auf Marokko, Algerien und später die Balearen sowie die Riviera kommen Regengüsse zu.

Zunächst jedoch gilt bei Meteoalarm für die Kanarischen Inseln die zweithöchste Warnstufe "Orange" für starke Regenfälle sowie für Sturmböen, bisher galt die Vorwarnstufe "Gelb". Auch der Extremwetterindex EFI des europäischen Vorhersagemodells ECMWF zeigt, wo Unwetter durch Regen (Abb. 2) oder Wind (Abb. 3) zu erwarten sind.

Ein kräftiges Tief über dem mittleren Atlantik brachte bereits gestern am 16.02.10 wieder Sturmböen im Bereich 75 bis 85 km/h (Abb. 4). Am Tag zuvor saßen bereits 4.700 Flug-Passagiere auf der Insel La Palma fest, da alle Flüge gestrichen werden mussten. In diesem Winter wurden die Kanarischen Inseln immer wieder von Unwettern heimgesucht. Hier ein Beispiel vom 02.02.10:

###YOUTUBE###

Woher kommen die Unwetter?
Im kleinen betrachtet ist der Verursacher das kräftige Tief, das auf seiner Vorderseite zunächst sehr feuchte und warme und damit energiegeladene Luft mit der Südwestströmung heranbringt. Verbunden mit der entsprechenden Dynamik entlädt sich diese Energie in Form von schauerartigen Regengüssen und Gewittern, während bei Durchzug des Tiefs die höhenkältere Luft herankommt (Abb. 5). Ist dann noch die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe, ausreichend groß, so können hoch reichende Gewitterwolken entstehen, die dann auch für kräftige Sturmböen verantwortlich sein können.

Dass diese Tiefs so kräftig sind oder werden, liegt an ihrer Lage. Denn sie befinden sich entwicklungsgünstig auf der Vorderseite Kaltluftvorschubs (siehe Abb. 6), dazu wird vom warmen Atlantik- und Mittelmeerwasser ständig Energie nachgeliefert. So wird sich auch das aktuelle Tief auf seinem Weg in den Golf von Genua weiter verstärken. Dementsprechend ist die Unwettergefahr bei allen Anrainern des westlichen Mittelmeers weiterhin gegeben.

Wieso ausgerechnet hier?
Schaut man sich den Grund für die Entwicklung dieser Tiefs an, so wird der Meteorologe auch nicht an der Betrachtung des Jetstreams vorbei kommen. Dieses ist ein kräftiger Ausgleichswind, der in diesem Fall zwischen kälterer polarer und milderer subtropischer Luft weht und teils sehr kräftig sein kann. Im Mittel weht dieser Jetstream in der Höhe in unserem Winter etwa über Mitteleuropa, an seinem Rand ziehen häufig Tiefs von West nach Ost durch.

Das wirklich außergewöhnliche in diesem Winter ist aber die sehr südliche Lage dieses Jetstreams (Abb. 7). Dies bedeutet mit anderen Worten auch, dass die polare Luft sehr weit südwärts vorankommt, wie wir ja in diesem Winter auch des öfteren zu spüren bekommen haben.

Damit ziehen die Tiefs auch weiter südlich über den Atlantik und betreffen besonders den Bereich zwischen Nordafrika und Mittelmeer. In diesem Fall wird besonders Marokko betroffen sein, an der Atlantikküste sind Niederschlagsmengen über 100 Liter pro Quadratmeter möglich (Abb. 8), zusammen mit Sturmfluten und teils orkanartigen Böen (Abb. 9) wird es hier auch sehr ungemütlich werden. Wie man an den letzten Abbildungen sieht, ist dann in weiterer Abfolge zunächst auch auf den Balearen, besonders aber an der Riviera mit Unwettern zu rechnen.

Dies beantwortet aber noch nicht die Frage nach dem Warum. Hier muss man den NAO (Nordatlantische Oszillation)-Index bemühen, einer zyklischen Schwankung atmosphärischer Strömungsmuster über dem nördlichen Atlantik. Während wir uns in der letzten Dekade überwiegend in der positiven Phase befanden, ist der Index derzeit oft negativ, zurzeit sogar stark negativ (Abb. 8).

Im stark negativen Fall vertauscht das typische Tief bei Island mit dem Hoch bei den Azoren die Position. Die Folge ist ein blockierendes Hoch bei Grönland (Abb. 7), das die so genannte Frontalzone weit nach Süden verschiebt; die Westwinddrift ist bei einer derartigen Lage stark gestört.

Da der NAO-Index selbst im Kurzfristzeitraum 2 bis 5 Jahre für eine Umkehr benötigt, ist davon auszugehen, dass die aktuelle Phase noch für mindestens ein Jahr anhalten könnte. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass es auch in der nächsten Zeit im Mittelmeerraum weiter unruhig bleiben wird.

 

Hinweis: Für Abb. 1 sind bestimmte Rechte vorbehalten.