Guter Hochnebel
Vielerorts hat man es gestern schon in Deutschland erlebt: Über Stunden befand man sich unter gleichmäßigem Grau, aber irgendwann im Tagesverlauf tauchte erst eine Lücke auf, und es kam nicht selten vor, dass nur wenig später der gesamte Himmel blau war. Aber auch der Hochnebel hat seine guten Seiten.
Die guten Seiten des Hochnebels offenbaren sich anhand der Nachttemperaturen. Denn dort, wo die Wolkendecke geschlossen bleibt, hatte man es in der Nacht zum Montag, 15.02. als auch zum heutigen Dienstag mit meist nur leichtem bis mäßigem Frost über -10°C zu tun.
Man erkennt auch anhand der Tiefsttemperaturen sehr deutlich, wo in der Nacht der Hochnebel den Blick auf die Sterne verwehrt hatte und wo nicht. Besonders auffällig ist dies bei den Tiefsttemperaturen in der Nacht zum Montag (Abb. 2). Man erkennt deutlich den Streifen strengen Frostes mit Temperaturen unter -10°C, der sich vom Sächsischen Elbland die gesamte Elbe hinauf bis zur Nordsee erstreckte.
Diesen Streifen erkennt man auch im infraroten Satellitenbild in Abb. 4. Das Erzgebirge hat ein Loch in die tiefe Hochnebeldecke gerissen, das sich mit der leichten Südostströmung bis zur Nordsee durchgesetzt hatte.
Wieso halten Wolken warm?
Den Ausdruck "Wolkendecke" kann man dabei wörtlich nehmen, denn solch eine Wolkendecke hält wirklich wärmer. Denn Wolken reflektieren die Wärmestrahlung, sowohl auf ihrer Ober- als auch auf ihrer Unterseite. Tagsüber haben die Wolken daher einen kühlenden Effekt, da sie die einfallende Sonnenstrahlung nur teilweise passieren lassen und den verbleibenden Anteil reflektieren und wieder in den Weltraum zurückstrahlen.
Nachts hingegen gibt es keine Sonneneinstrahlung. Die Erdoberfläche ist aber aufgeheizt, und so gibt diese auch Strahlung ab. Nun wirken Wolken eher wärmend, da sie einen Anteil der abgegebenen Wärme an ihrer Unterseite zurück reflektieren (Abb. 6). Ist der Himmel dagegen völlig klar, so kann die gesamte Wärmestrahlung nahezu ungehindert in den Weltraum abstrahlen, und es kühlt stark aus, jedenfalls bei einer windschwachen Wetterlage. Dieser Effekt ist über ausgedehnten Schneeflächen noch größer.
Hochnebel spart Energie
Die großen Unterschiede, die sich hierdurch ergeben können, sieht man am Vergleich der Tiefsttemperaturen von Grainet-Rehberg, Landkreis Freyung-Grafenau, Niederbayern und Leutkirch-Herlazhofen im Allgäu. Beide Stationen befinden sich auf ähnlicher Höhe (628 und 672 m ü. NN) und in der gleichen Luftmasse. Jedoch meldete Grainet-Rehberg als Tiefsttemperatur zum 16.02.10 -6°C, während das Quecksilber in Leutkirch-Herlazhofen auf knapp unter -20°C fiel.
Im Idealfall (die ganze Nacht klarer Himmel über Schneeflächen gegen durchweg dichter Hochnebel) ist ein Temperaturunterschied bis zu 20 Grad möglich. Hier sieht man, wie eine sehr dünne Wolkenschicht dafür sorgen kann, dass wir enorme Mengen an Heizkosten sparen.
Nachteil: Die schwierige Vorhersage
Andererseits haben Meteorologen mit Hochnebel ihre liebe Not. Da es sich um eine nur sehr dünne Wolkenschicht handelt, die sich bei Hochdruckeinfluss an der kälteren Luft in Erdbodennähe bildet, reichen auch schon kleinere Änderungen (Zehntel Grade Temperaturunterschied, etwas mehr Wind, Gebirgseffekte) aus für den Unterschied zwischen trübem Grau und strahlend blauem Himmel.
Auch die Vorhersagemodelle der Computer können Hochnebel nur sehr unbefriedigend vorhersagen, meist unterschätzen sie, wie zäh solch eine graue Schicht sein kann. Dies liegt unter anderem auch daran, dass die Wolkenschicht so dünn ist und dass die Auflösung der Modelle in der Vertikalen, also mit der Höhe, noch verbesserungsbedürftig ist.
Dementsprechend weicht die Prognose der Computermodelle teils stark von der Wirklichkeit ab, wie man am Vergleich der gemessenen Tiefsttemperaturen in Abb. 2 und 3 mit den Vorhersagen in Abb. 9 und 10 erkennt. Genauere Anhaltspunkte hat man auch als Mensch nicht, aber zumindest spielt beim Meteorologen die Erfahrung mit, die kein Rechner ersetzen kann.
Als Fazit kann man immerhin mitnehmen, dass selbst, wenn der Hochnebel einen trüben Tag bereitet, er immer auch noch seine guten Seiten hat.
Hinweis: Für Abb. 1 sind bestimmte Rechte vorbehalten.