Balkan-Unwetter

Schnee in Rom, Unwettergefahr auf dem Balkan: Das Wetter in Südeuropa schlägt weiterhin Kapriolen

Eine aufgeregte E-Mail erreichte uns gestern von unserem Meteorologen in Rom: Seit etwa 8 Uhr am 12.02.2010 schneite es in der Ewigen Stadt, und sogleich schickte er uns begeistert Bilder nach Berlin. Denn allzu oft kommt es nicht vor, dass sich eine Schneedecke bildet.

So hat es für Rom bei zeitweise mäßigem Schneefall immerhin zu einer Schneedecke von 1 cm gereicht, dazu wehte ein starker Wind. Hier das kurze Video unseres Kollegen:

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Dieser Schnee steht im Zusammenhang mit der Entwicklung, die uns derzeit auch in Deutschland betrifft und vor ein paar Tagen hier angesprochen wurde. Ein so genannter Kaltlufttropfen hatte sich am vergangenen Mittwoch abgelöst und ist über Frankreich in das westliche Mittelmeer gezogen.

Dabei führte es die kalte Luft mit sich (Abb. 4), sodass die Temperaturen in dieser Region auch am Boden ungewöhnlich weit in den Keller gingen, an der Wetterstation in Rom wurden fast -2°C erreicht, für diese Region recht kalt und vor allem kalt genug für Schneefälle.

Optimale Unwetter-Zutaten
Hier waren nun alle Zutaten für eine explosionsartige Tiefdruckentwicklung gegeben: die kalte Höhenluft über der milden Meeresluft ließ die feuchte Luft leicht aufsteigen, außerdem befindet sich die so genannte Frontalzone zwischen polarer und subtropischer Luft derzeit über Südeuropa, teils sogar über Nordafrika und damit ungewöhnlich weit südlich.

Dabei weht in der Höhe ein strammer Ausgleichswind, der so genannte Jetstream, der am Rand dieses Höhentiefs noch zusätzliche Beschleunigung erfährt, die maximalen Windgeschwindigkeiten in etwa 9 km Höhe liegen derzeit bei über 300 km/h (Abb. 5). Aus physikalischen Gründen sind die Bedingungen für die Verstärkung von Tiefs am linken Auszugsrand dieser Jetstream-Maxima, der so genannten Jetstreaks, ideal.

Gefährlich für den Balkan
Doch diese Tiefs über dem Mittelmeer dürften nicht nur Freude auslosen. Abgesehen davon, dass es Beeinträchtigungen im Flugverkehr gab, da der Flughafen in Rom zeitweise geschlossen werden musste, ist die Unwettergefahr im Balkan nun sehr hoch, insbesondere vom südlichen Italien bis auf die Balkan-Halbinsel.

Am frühen Samstagmorgen galt für Transdanubien in Ungarn die höchste Warnstufe für starken Schneefall mit Verwehungen, für einige Regionen Griechenlands, Rumäniens und Serbiens galt am heutigen Samstagmorgen noch eine Warnung vor schweren Gewittern (Abb. 6). Dort, wo diese auftreten, können sie auch den kräftigen Höhenwind auf den Boden transportieren und neben kräftigen Regengüssen auch für schwere Sturmböen sorgen, auch Hagel ist in dieser Konstellation möglich.

Dies ist in dieser Wintersaison jedoch nicht die erste Unwetterlage für Südosteuropa, schon seit Tagen wird aus Kalabrien in Süditalien von schweren Regengüssen berichtet (10.02.10), von schweren Windböen aus der östlichen Ägäis (11.02.10) und Hagel mit einem Durchmesser von immerhin 1-2 cm aus Athen (10.02.10). Da sich die Frontalzone weiterhin in diesem Bereich aufhalten wird, ist hier in den nächsten Wochen auch immer wieder mit Unwettern zu rechnen.