Nach dem Blizzard...

...ist vor dem Blizzard. So könnte man derzeit für den Nordosten der USA sagen. Bald scheint es auch New York zu treffen

Die USA blickt schon jetzt auf einen sehr markanten Winter 2009/2010 zurück. Einen weiteren Höhepunkt erlebten die nordöstlichen Atlantik-Staaten in der vergangenen Woche, als ein Schneesturm rekordverdächtige Mengen in die Hauptstadt Washington und benachbarte Regionen brachte.

Dabei wurde in Virginia und Delaware der Notstand ausgerufen, auch in Washington, D.C. fielen seit Freitagmittag, 05.02.10, teils über 60 Zentimeter Neuschnee, seit Jahrzehnten wurden derartige Mengen nie erreicht. Der absolute Rekord sei dabei laut Tagesschau von George Washington und Thomas Jefferson aufgeschrieben worden, im Jahr 1772 wurden 91 cm erreicht. (Schneemengen auch in Abb. 2). Begleitet wurden die Schneefälle von einem in Böen stürmischen Nordostwind (Abb. 3).

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Durch die Temperaturen, die während des Schneefalls um die 0°C pendelten, kam es zu abwechselndem Tauen und Gefrieren, so dass teils große und schwere Schneelasten auf den Bäumen lagen, die diese teilweise zum Umstürzen brachten. Da im Gegensatz zu deutschen Verhältnissen in den USA ein Großteil der Stromversorgung überirdisch verläuft, bedeutet dies massenweise Stromausfälle. Zeitweise waren Zehntausende ohne Stromversorgung und waren es am Montagmorgen zum Zeitpunkt dieser News noch immer.

Der nächste Schneesturm kommt
Neue Schneerekorde könnten nun gebrochen werden, da sich schon ein neues Tief entwickelt, das enormes Potenzial für unwetterartige Entwicklungen aufweist. Amerikanische Meteorologen vergleichen die anstehende Lage bereits mit dem "April Storm" aus dem Jahr 1982 oder dem "Lindsay Snowstorm" am 9. und 10. Februar 1969, benannt nach dem damaligen Bürgermeister von New York, der dafür verantwortlich gemacht wurde, nicht rechtzeitig für die Räumung der Schneemassen gesorgt zu haben, was ihn beinahe die Wiederwahl gekostet hätte.

Jedenfalls könnte auch der kommende Schneesturm insbesondere für den "Big Apple" gefährlich werden, während der vorangegangene vom letzten Wochenende New York knapp verfehlt hat. Die Wetterlage sehen wir in Abb. 4. Ein Kaltluftvorstoß von Kanada kommend sorgt für den zusätzlichen "Kick" für ein Tief, das sich gerade von den nördlichen Great Plains auf den Weg nach Osten macht. Durch die Dynamik in der Höhe kann sich dieses Tief auf der Vorderseite des Kaltluftvorstoßes deutlich verstärken.

Gefährliche Mischung
Gleichzeitig zieht ein zweites Tief von der Golfküste heran, und während sich beide Tiefdruckgebiete im Nordosten vereinen, kann die hohe Luftfeuchtigkeit zusammen mit der kräftigen Dynamik und der Luft polaren Ursprungs zu einer sehr schneeträchtigen Mischung werden.

Dies bedeutet ein Schneefallgebiet nördlich seines Zentrums, ein schmales Band gefrierenden Regens mit Eisglätte südlich und einem breiten Regengebiet südwestlich. Insbesondere ist dabei selbstverständlich der Eisregen kritisch, aber auch die Schneemassen, die entstehen, während sich das Tief an Chicago vorbei in Richtung Ostküste bewegt. In jedem Fall kann es dabei gebietsweise für hohe Schneemengen sorgen, wenn es die mit Feuchtigkeit gesättigte Luft über den Großen Seen (Lake Effect) oder dem Atlantik mit einbezieht, letzteres ist besonders für New York von Interesse.

Schnee und Sturm
Der Rekord-Schneewinter geht also weiter. Für Philadelphia, Pennsylvania und Wilmington, Delaware hat 2009/2010 bereits Platz 2 der schneereichsten Winter belegt, bis Mittwoch ist hier durchaus ein neuer Rekord möglich. Bis Dienstagfrüh, 09.02.10 Ortszeit (Dienstagmittag unserer Zeit) sind Mengen bis zu 30 cm im Bereich Chicago möglich, im Laufe des Mittwochs dann noch mehr. Modellberechnungen gehen derzeit von bis zu 50 cm aus (Abb. 5).

Dazu sind im unmittelbaren Küstenbereich noch schwere Sturmböen möglich, wenn das dann kräftige Tief hinaus auf den Atlantik zieht. Sicherlich wird man dann in den Nachrichten von Chicago, New York oder Philadelphia hören.

 

Hinweis

Abb. 1 unterliegt der CC-by-sa Lizenz