Kalifornien-Unwetter

Für den Südwesten der USA hat seit gestern vermutlich eine Serie von sehr schweren Unwettern begonnen

Das erste Unwetter von einer mutmaßlichen Serie von Stürmen hat den Südwesten der USA getroffen. Am Donnerstag dem 21.01.10 mussten hier 800 Häuser evakuiert werden. Denn nach den Waldbränden im Sommer fehlen hier die Bäume, die sonst Halt für die Hänge boten, daher drohen Erdrutsche und Schlammlawinen. Und wahrscheinlich wird die Stärke der Unwetter noch zunehmen.

Schon jetzt gab es große Probleme, mehrere Hauptverkehrsachsen waren unterbrochen. Es kam auch zu ersten Stromausfällen, zwei Flugzeuge wurden nach Angaben von Spiegel-Online vom Blitz getroffen, konnten aber sicher landen. Auf dem folgenden Satellitenfilm der NASA ist gut zu sehen, wie die kräftigen Sturmwirbel vom Pazifik auf die Westküste zuziehen:

###YOUTUBE###

El Niño
Verantwortlich für die Sturmserie, die nun für mindestens eine Woche (nicht nur) den Süden der USA weiter beschäftigen wird, sind die Meerestemperaturen des äquatorialen Pazifik, die wegen eines mäßigen El Niños über den Normalwerten liegen (wir berichteten).

Die veränderten Wassertemperaturen sind auch gekoppelt mit Veränderungen in der Atmosphäre, die dazu führen, dass der subtropische Jetstream, ein Starkwindband in der Höhe, während eines El Niño Ereignisses nicht mehr so stark polwärts ausgelenkt wird, sondern eher "glatt" in Äquatornähe und verläuft und deutlich stärker ist als im Durchschnitt (Abb. 2 und 3). 

Aktuell ist der so genannte "storm track" gut im Niveau 200 hPa (etwa eine Höhe von 12 km) zu sehen mit Spitzengeschwindigkeiten zwischen 160 und über 200 Knoten (300 - 370 km/h, Abb. 4). Durch diese sehr hohe Dynamik in der Höhe kommt es immer wieder zur Entwicklung kräftiger Sturmtiefs, die dann für die kräftigen Niederschläge und auch extreme Sturmböen sorgen können.

Gefährliche Rückkopplung
Dabei haben diese kräftigen und teils hoch reichenden Tiefdruckgebiete wiederum Einfluss auf den Jetstream selbst. Mehrere Modellvorhersagen stimmen darin überein, dass sich dieser Subtropen-Jet, so kräftig er bereits ist, sogar noch weiter verstärken und sich in einem Zeitraum über eine Woche hinaus nach Süden verlagern kann.

Aber schon bis dahin gibt es noch einiges zu durchstehen. Der nationale Wetterdienst rechnet für einige Regionen innerhalb von fünf Tagen mit Niederschlagsmengen von bis zu 500 Litern pro Quadratmetern, das entspricht fast der Jahressumme an Niederschlag von Berlin.

Zu Beginn des Februars könnte dann dieser "storm track" noch kräftiger werden. Bisher kommt er ja über den Pazifik von Nordwesten, bringt also zunächst auch noch kältere Luft mit. Mit der erwarteten südlichen Verlagerung beziehen die kräftigen Sturmtiefs aber noch feuchtere und wärmere Luftmassen aus den tropischen Regionen mit ein, man bezeichnet eine solche unwetterartige Lage auch als den pineapple express.

"Perfect Storm"?
Es ist also möglich, dass das abgestimmte Zusammenspiel all dieser Einflüsse für etwas reicht, das im Englischen als "perfect storm", sinngemäß das größtmögliche Unwetter, bezeichnet wird. Extreme Unwetter mit sintflutartigem Regen,  Sturmfluten, Schlammlawinen und all ihren Folgen könnten dem Südwesten der USA also noch länger drohen. Wir werden die Lage weiter im Auge behalten.

Hier folgen noch ein paar Aufnahmen im Vorfeld des ersten Unwetters. Interessant für Hobbymeteorologen mit guten Englischkenntnissen ist auch der Kommentar, der die Zusammenhänge und möglichen Entwicklungen sehr gut erklärt:

###YOUTUBE###

 

Hinweis: Für Abb. 1 von Gabriel Flores Romeno sind bestimmte Rechte vorbehalten.