Rekordkälte in Norditalien

Rekordverdächtige Tiefsttemperaturen in Norditalien. Wie kalt war es und was waren die Ursachen?

Pünktlich zum kalendarischen Winteranfang wurden in vielen Teilen Norditaliens die niedrigsten Tiefsttemperaturen seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung gemessen. Schauen wir uns an, wie es zu dieser Rekordkälte gekommen ist und wie kalt es wirklich war.

Eisige Temperaturen an der Adria...
Bereits in der gestrigen Weltwetterübersicht wurde in diesem Zusammenhang die Region Venetien betont, wo an der Station Treviso/Istrana (nördlich von Venedig) eine geschlossene Schneedecke von 18 cm Höhe gemeldet wurde. In Venedig wurde in der vergangenen Nacht eine Tiefsttemperatur von -9,4°C gemessen, an der Station Venedig Lido gab es sogar mit -11,5°C strengen Frost (Abbildung 1). Doch ist das nun neuer Rekord? Diese Frage kann mit einem eindeutigen JA beantwortet werden, denn bisher lag die niedrigste Temperatur, die jemals im Dezember in Venedig gemessen wurde, bei -8°C. Es ist zwar lediglich eine Abweichung von knapp 1,5°C, trotzdem ist es ein neuer Rekord.

...und im Piemont
Auch in Turin fielen die Temperaturen in der letzten Nacht deutlich auf Rekordwerte, was ebenfalls aus den Stationsmeldungen aus Abbildung 1 ersichtlich wird. Hier beträgt die Abweichung vom bisherigen Rekord sogar knapp 3°C, nämlich von ursprünglich -10°C auf nun -12,9°C (gemessen an der Station Torino/Caselle am 21.12.2009, vgl. Abbildung 1 und 2)

Welche Faktoren führen zu dieser Rekordkälte?
Die eisigen und teilweise niedrigsten Temperaturen seit dem Beginn der Wetteraufzeichnung haben verschiedene Ursachen. Beginnen wir bei der großräumigen Zirkulation. Die Abbildung 3 zeigt einen arktischen Langwellentrog, der zurecht in den vergangenen Tagen häufig als "Eisschrank Europas" bezeichnet wurde. An seiner Südostflanke strömte "arktische Kontinentalluft" aus Osteuropa nach Norditalien. Die Luftströmung stellt in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Faktor für die Rekordkälte dar. Aber damit nicht genug, hinzu kommt die verbreitet geschlossene Schneedecke in Norditalien. Schnee dient als optimaler Wärmeisolator, wodurch die Wärme aus dem Boden nicht an die Luft abgegeben werden kann. Der letzte bedeutende Faktor ist die Bewölkung, wodurch bei klarem Himmel die langwellige Wärmeausstrahlung maximal ist.

Alle drei Faktoren waren in der letzten Nacht in Norditalien gegeben, woraus sich schließlich diese Rekordkälte erklären lässt.