Der Winter kommt!
Typisch für eine Phase, in der eine Umstellung der großräumigen atmosphärischen Strömungsmuster im Gange ist, waren sich die Vorhersagemodelle untereinander und auch mit sich selbst nicht einig, wie es denn nun mit dem Wetter weiter geht. Nun scheint sicher zu sein, dass der Winter kommt mit Frost und wahrscheinlich auch mit Schnee.
Am vergangenen Freitag noch war die Lage deutlich unsicherer, es gab allerdings schon die ersten sichtbaren Anzeichen für einen bevorstehenden Wintereinbruch. Hier berichteten wir noch von dem Kampf der Luftmassen: Gewinnt die milde Luft vom Atlantik oder die Kälte, die aus Sibirien kommt? Mittlerweile herrscht bei den bekanntesten globalen Wettermodellen ECMWF und GFS nun Einigkeit, dass es milde Luftmassen von Westen demnächst sehr schwer haben werden.
Mit anderen Worten: Man sollte sich gedanklich allmählich damit vertraut machen, dass der Winter in Deutschland nun auch fühlbar wird. Was für Zutaten benötigt man für einen richtigen Winter? Natürlich Frost und Schnee. Um dies zu erreichen, bedarf es natürlich der richtigen kalten Luft und eines Tiefs, das die Niederschläge bringt.
An der Kälte wird derzeit bereits nordöstlich von uns gebastelt. In Sibirien hat sich über den ausgedehnten Landflächen bereits beeindruckend die Kaltluft angesammelt (Abb. 2), die allmählich von hier auch immer mehr unsere Nähe rückt, zu sehen am Temperaturverlauf des russischen Tscherepowez (Abb. 3).
Noch mild
Jedoch bringt es nur wenig, wenn die Kälte sich zwar im nordöstlichen Europa ansammelt, aber nicht zu uns vordringt, weil atlantische Tiefausläufer die Oberhand behalten. So ist heute von dem ankommenden Winter auch wenig zu spüren. Grund hierfür ist wie so oft in vergangener Zeit die Vorderseite mehrerer atlantischer Tiefs, momentan zunächst Tief Ronny und zum Dienstag, 08.12.09 Orkantief Sebastian, die auf ihrer Vorderseite mit südwestlicher Strömung für milde Luft verantwortlich sind.
Dennoch ist der Umbau der atmosphärischen Strömung bereits im vollen Gange. Achtet man genau auf den Lebenszyklus dieses zweiten, kräftigen Orkantiefs, so fällt bereits auf, dass es nicht mit voller Kraft nach Europa vordringt, sondern förmlich auf dem Nordatlantik "verhungert". In Längengraden ausgedrückt kommt keines der beiden Tiefs mit ihren Zentren über den Null-Meridian ostwärts hinaus, eine Entwicklung, die Meteorologen die Augenbrauen heben lässt.
Dennoch sind diese Tiefs und vor allem die nachfolgenden von entscheidender Bedeutung für die kommenden Entwicklung. Sie sind Produkte von Kaltluftvorstößen über Nordamerika, ein markanter bahnt sich heute am 07.12.09 an. Entscheidend wird dabei das Tief sein, das nach Einigkeit der Wettermodelle auf der Vorderseite dieses Kaltluftvorstoßes über Nordamerika entstehen wird und dann über den mittleren Westen ostwärts auf den Atlantik zieht (Abb. 4).
Auf der Vorderseite dieses Tiefs wird dabei ein "Berg" warmer Luft auf den mittleren Nordatlantik geschoben, zusätzlich steigt hier der Luftdruck an. Das bedeutet für uns, dass sich hoher Luftdruck über West- und Mitteleuropa etabliert, wodurch uns die milde atlantische Meeresluft nicht mehr erreichen kann. Der von Westen kommende Wind wird im Gegenteil dazu gezwungen, einen hohen Bogen sehr weit nördlich zu nehmen, wodurch nach dem 10.12.09 am Rande dieses Hochdruckgebietes die oben erwähnte Kaltluft aus Nordosten einsickern kann (Abb. 6). Damit ist der wichtigste Grundstein für den Winter gelegt: Die Kälte.
Winter schleicht sich an
Allerdings wird der Winter sich zunächst nur anschleichen. Die Temperaturen dürften dann in Richtung drittes Adventswochenende zunächst in den leichten bis mäßigen Nachtfrost driften, während tagsüber besonders nach Nordwesten hin die Temperaturen knapp über 0°C steigen werden (Abb. 7). Durch den Hochdruckeinfluss wird es auch zunächst nicht zu großen Schneemengen kommen, höchstens geringe Mengen hier und da, häufiger werden wir es mit Nebel und Hochnebel zu tun haben, da sich die kälteste Luft in Bodennähe befindet, die durch östliche Winde herangetragen wird.
Schaut man allerdings noch etwas weiter in die Zukunft, dann bieten einzelne Modellläufe auch entsprechende Entwicklungen an, die durchaus verbreitet für Neuschnee bis in das Flachland sorgen könnten, eines davon vom amerikanischen Wettermodell für den 15.12.09 in Abb. 8 zu sehen. Auch ein kräftigerer Kälteeinbruch mit mäßigen, teils strengen Nachtfrösten wird nach Monatsmitte wahrscheinlicher (Abb. 9). Es gibt also berechtigte Hoffnungen auf weiße Weihnachten, zumindest ist die Wahrscheinlichkeit in diesem Jahr deutlich höher als die durchschnittlichen 36%, die für Lagen unter 500 Meter im langjährigen Mittel gelten.