Winter oder nicht?

Der Winter steht derzeit am Scheideweg: Wie geht der Dezember weiter, mild oder kalt? Was ist mit Weihnachten?

Viele haben nach der Vorwitterung der vergangenen Tage die Hoffnung auf Weiße Weihnachten längst aufgegeben. Ist das berechtigt? Jedenfalls fällt die zweite Adventswoche sehr unwinterlich aus. Doch spannend wird es danach: Wie geht es mit der zweiten Dezemberhälfte weiter?

Beginnen wir zunächst mit der recht sicheren Aussage, die sich für die kommende Woche ergibt. Dabei kommt es wieder zu erhöhter Tiefdruckaktivität über dem Atlantik, wodurch für die Britischen Inseln und das nordwestliche kontinentale Europa wieder Sturm bis Orkanstärke zumindest im Bereich des Möglichen erscheint.

Zunächst mild
Für die meisten von uns in Deutschland bedeutet diese Lage auf der Vorderseite der Tiefs (Abb. 2) dagegen hauptsächlich milde Luft und gelegentlich Regen, der insbesondere in der Westhälfte immer wieder auftreten wird, den Osten dagegen nur in sehr abgeschwächter Form erreichen wird. Die Temperaturen werden dabei von Südwesten her wieder steigen auf für die Jahreszeit übernormale Werte (Abb. 3), damit sieht es bis zur Monatsmitte kaum nach Winter aus.

So sieht man es auch in dem Ensemble-Mittel der Temperaturen in 850 hPa, eine Druckfläche, die sich in rund 1,5 km Höhe befindet (Abb. 4, obere Zeile): Hier werden meist Temperaturen zwischen 0 und 5°C herrschen, es also bis zu 5°C über dem Mittel zu warm sein. Damit sieht es selbst für die höheren Mittelgebirgslagen in der kommenden eher schlecht aus für Schnee. Doch was kommt dann?

Und die zweite Dezemberhälfte?
Man beachte bereits in der oberen Zeile der Abb. 4 den Nordosten. Hier ist deutlich zu erkennen, wie die Temperaturen im Verlauf der kommenden Woche zurückgehen werden. Über Sibirien bildet sich ein beeindruckendes Kältehoch, wodurch die Temperaturen hier immer weiter zurückgehen. Dies ist das Potenzial, das man auch in Deutschland für einen richtigen Winter benötigt.

In der unteren Zeile sehen wir, wie diese Kälte sich dann allmählich südwestwärts auf Deutschland zu bewegt. Im Mittel des Ensembles gibt es jedoch keine eindeutigen Anzeichen darauf, dass sie auch wirklich durchgreifen wird. Denn auf der anderen Seite versuchen die Tiefs vom Atlantik, auch immer wieder die milde Meeresluft von Westen heran zu bringen. Kurz und gut: Es deutet sich ein Kampf der Luftmassen an, der Ausgang ist bisher völlig unklar.

Schaut man sich die Ensembles und die verschiedenen Cluster an, die möglich Wetterlagen und deren Wahrscheinlichkeit widerspiegeln, so finden sich nur wenig Hinweise auf einen Kälteeinbruch (Abb. 5 und 6). Am wahrscheinlichsten scheint daher bisher, dass die Temperaturen nach dem 3. Advent zwar wieder ungefähr auf Normalwerte zurückgehen, aber ansonsten häufig ruhiges, zu Nebel und Hochnebel neigendes Wetter herrschen wird.

Weiße Weihnacht?
Fazit: Ein Kältepotenzial, das vorhanden ist, muss noch lange nicht angezapft werden. Immerhin ist die kalte Festlandsluft aber in der Nähe, und darum gibt es weiter Hoffnung für unseren Winter. Interessant, aber kaum wahrscheinlich, ist ein "Ausreißer", der die sibirische Kälte mit voller Wucht hereinkommen lässt, zu sehen in der 28-Tages-Prognose von MeteoPower in Abb. 7. Würde es genau so kommen, dann gäbe es am 21. und 22. Dezember in Berlin eine Kälte-Katastrophe mit einer mittleren Tagestemperatur von unter -30°C.

Wir sollten jedenfalls den Winter nicht aufgeben, er liegt "auf der Lauer". Von einer Weißen Weihnacht im Flachland sollten wir allerdings nicht unbedingt ausgehen, die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt bei unter 50 Prozent.