Hochwasser in Venedig

Hochwasser gehört in Venedig mehrmals im Jahr zur Routine. Montag jedoch herrschte das stärkste seit 20 Jahren

Dass häufig im Jahr in Venedig der Markusplatz unter Wasser steht, gehört für einen echten Venezianer zum normalen Leben in der Lagunenstadt. Dann werden die Gummistiefel zur Pflicht, und man geht beinahe routiniert seinem Alltagsleben nach.

Am vergangenen Montag jedoch, dem 30. November 2009, genügten Gummistiefel nicht mehr. Denn nach der ersten Hochwasserwelle am frühen Morgen mit über 130 cm über dem Normalstand folgte im Tagesverlauf mit der nächsten Flut ein Höchststand von 156 cm über normal.

Das letzte Mal hatte es eine ähnlich starke Flut im Jahr 1986 gegeben, als das Wasser bis zu 158 cm über die Normalmarke stieg, dies sei damit die zehntschlimmste Flut der letzten 100 Jahre, so der Präsident der Region Venetien, Giancarlo Galan. Damit war beinahe die gesamte Stadt überschwemmt. Den bisher höchsten Wasserstand gab es am 4. November 1966 mit 194 cm über Normal.

Er kritisierte in dem Zusammenhang, dass die Hochwassersituation vom zuständigen Meeresinstitut nicht ausreichend erkannt worden sei und nannte die Flutvorhersage unzuverlässig. Hier ein paar unkommentierte Bilder vom vergangenen Montag.

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Woher kam die Flut?
Eine ähnliche Wetterlage wie die vom vergangenen Montag ergiebt sich besonders in den Herbst- und Wintermonaten oft, wenn Tiefdruckgebiete häufiger über die Mittelmeerregion ostwärts ziehen. Das verantwortliche Tief war in diesem Fall das Tief Peter, das an dem Frontenzug des steuernden Tiefdruckgebietes Ohm, das sich am frühen Montag über dem Kanal befand, entstanden war (Abb. 4).

Wir erinnern uns: Dieses Tief war unter anderem auch verantwortlich für die Schneefälle im Alpenraum und den östlichen Mittelgebirgen sowie für den regnerischen Dienstag im ostdeutschen Flachland. Von Sonntag auf Montag befand sich dieses Tiefdruckgebiet dabei im Alpenraum und zog südlich des Alpenhauptkamms weiter ostwärts. Da die Luft bei uns gegen den Uhrzeigersinn in das Tief hineinfließt, herrschte dementsprechend am Boden über der Adria eine südliche bis südöstliche Strömung, die in der Nähe zum benachbarten Hoch über Südosteuropa recht kräftig war.

Dadurch wehte, wie in Abb. 5 gut zu erkennen ist, der Wind das Wasser über das offene Mittelmeer direkt in die Adria hinein und auf die Lagunenstadt zu. Gleichzeitig regnete es auch (Abb. 6), so waren die Bedingungen günstig für eine markante Flut. Auch die Stationswettermeldungen zeigen den teils kräftigen südöstlichen Wind über der Adria mit immerhin bis zu 25 Knoten im Mittel (46 km/h, Bft 6, Abb. 7).

Mehr Probleme durch Klimawandel?
Italienische Forscher befürchten nach dpa-Meldungen, dass der Klimawandel die Probleme für Venedig verschlimmern könnte. Da die auf Pfählen gebaute Stadt ohnehin pro Jahrhundert um 30 Zentimeter sinkt, wird der gleichzeitig steigende Meeresspiegel zusätzlich zu einem Problem. Dieser sei in den vergangenen 100 Jahren um 24 Zentimeter gestiegen, pro Jahr steige das Meer aktuell um drei Millimeter.

Dementsprechend nähmen auch die Hochwasser deutlich zu: Im Jahr 1925 habe man nur sieben Mal die Gummistiefel benutzen müssen, in den letzten Jahren seien es jeweils 50 Fälle gewesen.

 

 

Hinweis: Bilderlizenzen - Abb. 1 und 2 CC-by / Abb. 3 CC-by-nd