Wärmster November?

Der November 2009 könnte der wärmste seit Anfang der Aufzeichnungen 1701 in Berlin werden

Gerade in den vergangenen Tagen haben wir bemerkt, dass sich der November immer mehr wie ein Frühlingsmonat benimmt. Besonders extrem war in dieser Hinsicht die vergangene Nacht. In Nordrhein-Westfalen wurden flächendeckend Tiefsttemperaturen von 12°C gemessen, das ist sogar 4°C wärmer als die mittlere Höchsttemperatur des Monats.

Dabei fing der November ganz anders an, eben so, wie man sich diesen Herbstmonat vorstellt. Die Tiefsttemperatur in Berlin-Dahlem betrug zum Beispiel am 01. November -2,3°C, dabei schien die Sonne mit knapp 8 Stunden hier in diesem Monat am zweitlängsten, trotzdem hatte man es mit dem bisher kühlsten Tag zu tun.

Im Nordwesten grau, nach Osten hin viel freundlicher
Dann übernahmen allmählich die Tiefs die Regie und brachten Wind und teils kräftigen Regen mit. Diese Tiefs fanden ihren Weg von der Nordsee her zu uns, und so kann man bei der Sonnenscheindauer für diesen November auch bereits eine Tendenz erkennen: Im Nordwesten schien die Sonne bisher viel weniger als im langjährigen Mittel, in Schleswig zum Beispiel kamen bisher nur 23% zusammen (bis 23.11.09 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1951-80), in Hamburg-Fuhlsbüttel 28%.

Nach Osten hin und weit von diesen Tiefs entfernt schien die Sonne dagegen überdurschnittlich häufig (Abb. 3). Cottbus hat bisher bereits fast ein Viertel mehr Sonnenschein (123%) als im gesamten Monat November üblich. Diese Nordwest-Ost-Tendenz wird sich auch in den kommenden Tagen weiter fortsetzen.

Den Wolken haben wir damit auch grundsätzlich höhere Nachttemperaturen zu verdanken, da dann der Erdboden seine Wärme nicht abstrahlen kann und auskühlt, sondern die Wärme von den Wolken zurückgestrahlt wird. Aber das ist natürlich nur ein Effekt, der zu diesem sehr milden Wetter führt.

Woher kommt die Wärme?
Viel wichtiger für unsere extrem milde Witterung, die ab dem 13.11. bis heute immer wieder in die Nähe von Rekordwerten rückt sind die Vorgänge auf dem Atlantik. Hier hat sich ein Langwellentrog förmlich festgefressen. Was das ist und welche Auswirkungen das hat kann man in Abb. 2 erkennen, die die Lage am gestrigen 24.11.2009 auf einer Druckfläche von 500 hPa, das entspricht einer mittleren Höhe von 5,5 km, zeigt.

Hier sieht man deutlich, wie die kalte Luft aus polaren Regionen in den Atlantikraum südlich vorstößt. Dabei macht der westliche Wind quasi einen südlichen Bogen um diesen Langwellentrog herum, um dann aus dem Südwesten die subtropisch-feucht-warme Meeresluft wieder zu uns zu bringen. So zogen die kräftigen Sturmtiefs immer auf einem nördlichen Kurs über die Nordsee nach Südskandinavien, während die kalte Luft auf deren Rückseite uns kaum erreichen konnte und der Wind immer aus westlichen bis südwestlichen Richtungen kam. Über die weiteren Gründe für die Rekordwärme (Anomalie auf dem Atlantik, El Niño) kann man derzeit nur spekulieren.

Diese Lage mit dem Langwellentrog scheint sich derzeit auch kaum zu verändern, was damit auch der Grund ist, dass der Winter weiterhin nicht in Sicht ist. Immerhin ist in den kommenden Tagen eine Abkühlungstendenz zu erkennen, während uns besagter Trog von Westen näher kommt und Tiefs auf dessen Vorderseite uns zeitweilig kältere Luft heranschaffen können (Abb. 4).

Diese kommen aber wiederum über die Nordsee, wodurch höchstens vorübergehend nasskaltes, nicht aber winterliches Wetter in Sicht kommt. Kommen wir damit zu der Hauptfrage:

Wärmster November seit Aufzeichnungsbeginn?
Wie bemerkenswert der November in der Statistik dasteht, das sieht man, wenn man sich die Aufzeichnungen aus Berlin ansieht. Dabei handelt es sich um eine Aufzeichnungsreihe, die bis in das Jahr 1701 zurückreicht, man muss allerdings dazu erwähnen, dass die Daten eine Mischung aus mehreren Berliner Standorten in sich vereinen, die Reihe kann daher nicht als offizielle Referenz herangezogen werden.

Dennoch liefert diese sehr weit zurückreichende Statistik bisher folgende 10 wärmste und 10 kälteste November:

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Wie wir sehen, müsste in Berlin-Tempelhof eine Mitteltemperatur von über 8,0°C erreicht werden, damit es sich um den wärmsten November in dieser Messreihe bis zurück in das Jahr 1701 handelt. Mit Stand vom 23.11.2009 lag die Mitteltemperatur des Novembers 2009 bei 7,9°C.

Schaut man sich die Ensembleprognose in Abb. 5 an und schätzt die mittlere Temperatur anhand einer gedachten Trendlinie entlang des gelben Graphen ab, so erkennt man, dass die Mitteltemperatur in diesen Tagen eher noch steigen dürfte, ehe sie in den letzten Tagen des Monatsendes wieder leicht fallen könnte. Damit ist die Wahrscheinlichkeit durchaus groß, dass der erste Platz hier erreicht wird.

Zu Beginn des folgenden Monats werden wir dann an dieser Stelle darüber berichten.

 

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