Schnee im Flachland?
Momentan hat uns die polare Kaltluft fest im Griff. Viele werden bemerkt haben, dass sich die Temperaturen momentan weit unter den Normalwerten befinden. Die Vorhersagemodelle lassen dabei nur den Schluss zu, dass uns diese kalte Luft auch in der kommenden Zeit noch mehr oder weniger beherrschen wird. Dabei ist sogar Schnee möglich.
Während bereits am frühen Morgen des 13.10.09 von zum Beispiel dem Brocken 4 cm Schnee gemeldet wurden, wird für das Flachland im Osten Deutschlands die kälteste und "schneeanfälligste" Phase dabei die Nacht zum Donnerstag sein.
Die Wetterlage ist dabei recht interessant: Schon in der vergangenen Woche haben wir an dieser Stelle skizziert, dass sich ein kräftiges Hoch vom Ostatlantik nach und nach auf uns zu bewegt. An seiner Ostflanke weht dabei ein nördlicher Wind die polare Meeresluft nach Deutschland, wobei über dem noch warmen Meerwasser der Nord- und Ostsee Regen- und auch Graupelschauer entstehen können, die landeinwärts ziehen.
Kaltes "Fettauge"
Zwischen einem weiteren Hochdruckgebiet über Russland ist dabei die kalte Luft förmlich eingeklemmt, schließlich verbleibt ein Höhentief, das uns in den kommenden Tagen mit Schwerpunkt über Südosteuropa beeinflusst. Diese Höhentiefs sind von den Vorhersagemodellen nur schwer zu greifen, da man ihre Verlagerung nur schwer vorausberechnen kann. Man kann sie sich in etwa vorstellen wie ein Fettauge in einer Suppe.
Doch noch hat sich dieses Höhentief nicht abgeklemmt. Zuvor geschieht noch eine Entwicklung, die für die zeitweiligen Schneeflocken bis in das tiefe Flachland Verursacherin sein wird.
Nacht zum Mittwoch: Schneeflecken in Bayern?
Zunächst erreicht die kälteste Luft auch den Südosten Deutschlands (Abb. 2). Dabei sinkt am Abend des heutigen 13.10.09 bis in die Nacht zum Mittwoch die Schneefallgrenze von anfangs 1000 Meter auf gut 500 Meter bis Mitternacht, bis zum Morgen dann auch bis in tiefe Lagen. Da noch einzelne Schauer unterwegs sind, könnte hier also schon örtlich die erste Schneeüberraschung für das bayerische Tiefland lauern.
Schaut man sich die Markierung in Abb. 2 an, so erkennt man, dass sich in der Nacht zum Mittwoch auf der Vorderseite dieses Kaltluftvorstoßes ein Tief befindet, das sich an dieser Position optimal verstärken kann. Es wird für die Entwicklung in der Nacht zum Donnerstag, den 15.10.09 verantwortlich sein.
Luftmassen werden gemixt
Denn wie wir in Abb. 3 erkennen, zieht das zugehörige Bodentief über die Ukraine nach Polen und wird dabei deutlich kräftiger. Dabei wird in der Atmosphäre buchstäblich gerührt, und zwar gegen den Uhrzeigersinn, wie sich Tiefs auf der Nordhemisphäre eben drehen.
Dabei erkennen wir an den Pfeilen, dass um das Tiefzentrum wärmere Luft herumgeholt wird (rot), die von Osten her auch Deutschland erreicht. Weiter westlich in Deutschland jedoch befindet sich, herangebracht von einer kräftigen Nordostströmung in der Höhe, die deutlich kältere Luft (blau).
Donnerstagfrüh in Sachsen
Das Zeitfenster, in dem die wärmere Luft von Osten auf die kältere aufgleitet, ist nun die Phase, in der Schneefall bis in tiefe Lagen am wahrscheinlichsten ist. Dazu betrachten wir uns die Abb. 5, die ein vertikales Temperaturprofil des Punktes zeigt, der in Abb. 4 markiert ist. Dieser Gitterpunkt des hochaufgelösten holländischen Vorhersagemodells HIRLAM befindet sich etwa in der Nähe von Belgern in Sachsen, Zeitpunkt ist Donnerstag, der 15.10.09 um 2 Uhr MESZ.
Wie man schon an den Schneesymbolen in Abb. 4 sieht, ist Schnee bis in tiefe Lagen also insbesondere in Sachsen und dem östlichen Bayern am Donnerstagmorgen wahrscheinlich, dies aber auch nur über einen gewissen Zeitraum, denn die Zufuhr milderer Luft sorgt dafür, dass nachfolgend der Schnee von Osten allmählich wieder in Regen übergeht.
Das angesprochene Temperaturprofil zeigt aber sehr gut, dass obwohl am Boden bereits leichte Plusgrade herrschen, schon in wenigen Metern Höhe die Temperatur noch unterhalb des Gefrierpunktes liegt. Wichtig ist hier auch die blaue Linie des Taupunktes, was ein Maß für die Luftfeuchtigkeit darstellt. Als Faustregel gilt hier, dass wenn etwa die Mitte zwischen blauer und roter Linie unter 1°C liegt, man mit Schnee rechnen muss. Man sieht dann aber auch gleichzeitig, dass es in den tiefen Lagen Sachsens nur gerade eben so für Schnee reicht.
Wird es glatt?
Im Flachland braucht man keine Glätte zu befürchten. Denn auch wenn Schnee fällt, so wird man in dieser Zeit sehen, dass nur Wiesen und Bäume, vorübergehend vielleicht auch mal Brücken weiß werden. Auf den Straßen werden die Schneeflocken fast augenblicklich zu Wasser. Das liegt an dem noch recht warmen Boden um diese Jahreszeit.
Das ist auch an den Prognosen der Temperaturen für die Straßenoberfläche zu sehen, die in Abb. 6 dargestellt ist. Man sieht, dass nur im Westen Deutschlands unter lockerer Bewölkung die Straßenoberflächentemperaturen in den Minusbereich rutschen, wobei es hier insbesondere auf Brücken auch vereinzelt zu Reifglätte kommen kann.
Durch die den Niederschlägen vorausgehende Bewölkung ergibt sich im Osten Deutschlands jedoch eine Gegenstrahlung von oben, die zusammen mit der milderen Luft dafür sorgt, dass die Straßentemperaturen im Flachland bequem im Plusbereich bleiben und somit Glätte unwahrscheinlich ist. Im Erzgebirge, im Bayerischen Wald und natürlich in Richtung Alpen sollte man sich ab morgen, dem 14.10.09 allerdings auf Schneeglätte einstellen (Abb. 7).