Fast tropisch bis Frost
Als "Tropische Nacht" werden Nächte bezeichnet, in denen die Tiefsttemperatur mindestens 20°C beträgt. Selbst im Hochsommer kommen derartige Nächte nicht allzu häufig vor. Noch ungewöhnlicher ist, dass wir solch eine Nacht zum 08.10.09 nur knapp verpassten. Nach 19°C minimal kündigt sich ab der nachfolgenden Nacht sogar Bodenfrost an!
Deutschland zwischen Schnee und Tropischem Sturm
Dabei befand sich der Großteil Deutschlands am frühen Morgen des 08.10.09 noch unter dem Einfluss dieser sehr feuchten und sehr warmen Luft. Schaut man sich die Tiefsttemperaturen in Abb. 2 an, so sieht man aber auch, dass die Grenze hin zur kühlen Luft sehr markant ist. Ebenso deutlich ist die Luftmassengrenze anhand der pseudopotenziellen Temperaturen in Abb. 3 zu sehen.
Grund hierfür ist, dass auf der einen Seite auf der Vorderseite eines Kaltluftvorstoßes westlich der Iberischen Halbinsel nicht nur die feucht-warme Mittelmeerluft herangeführt wird, es kommen auch noch Überreste des ehemalig Tropischen Sturms Grace hinzu (wir berichteten), der zusätzlich für Feuchtigkeit sorgt.
Auf der "anderen Seite", also nördlich der sich nur langsam bewegenden Kaltfront, steht dagegen deutlich kühlere Luft polaren Ursprungs bereit. Unter anderem ist dabei bis nach Mittelfinnland hinein bereits Schnee gefallen, die südlichste Station, die am frühen 08.10.09 um 7 Uhr MESZ Schneeflocken meldete, war Jyväskylä.
In Richtung Ostsee am kältesten
Wie geht es nun weiter? Am heutigen Donnerstag wird sich diese Kaltfront nur sehr langsam weiter südwärts bewegen, wobei während der Passage der Wind auf Nord bzw. Nordwest drehen wird. Damit lassen die Niederschläge nach, es lockert auf und kann noch einzelne Schauer geben. Gleichzeitig gehen die Temperaturen im Tagesverlauf eher zurück.
Über dem Süden Deutschlands bleibt die erwähnte Kaltfront dann stehen, da gleichzeitig der erwähnte Kaltluftvorstoß von Westeuropa heranzieht und "dagegen drückt" mit milderer und vor allem feuchterer Luft. So wird es am Abend und in der Nacht in Baden-Württemberg und Bayern weiter dichte Bewölkung und zeitweilig leichten Regen geben bei meist zweistelligen Tiefsttemperaturen.
Nach Norden hin setzt sich jedoch ein Zwischenhoch durch. Es sorgt hier für einen abflauenden Nord- bis Nordwestwind in kühler und trockener Luft (Abb. 4). Es klart also teilweise auf, und damit können die Temperaturen weit in den einstelligen Bereich zurückfallen. Besonders in freien, windgeschützten Lagen muss man mit Bodenfrost rechnen. Hier sollte man also empfindliche Pflanzen entsprechend schützen (siehe entsprechende Wetternews). Die tiefsten Temperaturen werden dabei wohl in der Nähe der kältesten Luft im Nordosten Deutschlands erreicht werden.
Samstagfrüh noch etwas kälter?
Von Freitag auf Samstag zieht das Zwischenhoch dann weiter in Richtung Baltikum. Nun liegen wir südwestlich seines Zentrums, was bedeutet, dass wir an der Elbe und weiter nordöstlich in den Einfluss kälterer Festlandsluft aus Polen kommen (Abb. 5), wodurch die Temperaturen noch etwas weiter durchsacken könnten (Abb. 6).
In Muldenlagen kann man sogar stellenweise Tiefsttemperaturen bis 0°C nicht ausschließen, Bodenfrost dürfte auch etwas häufiger auftreten (Abb. 7). Damit ist innerhalb von 48 Stunden ein Temperaturunterschied in einigen Tiefstwerten von Thüringen, Sachsen und dem südlichen Brandenburg von 20°C durchaus möglich (Abb. 1).
Von Südwesten her ziehen andererseits Tiefausläufer mit dichter Bewölkung und Regen heran, die wärmere Luft heranführen (Abb. 8), sodass hier keine Frostgefahr besteht.
Kleiner Ausblick - noch kälter
Noch kurz zum Schluss: Zur kommenden Woche scheint sich die polare Meeresluft dann vollkommen in Deutschland durchzusetzen. Damit dürften die Höchsttemperaturen nur noch knapp zweistellig sein, nachts kommt es in freien Lagen zu den ersten Minustemperaturen, und auf dem Feldberg und Fichtelberg sind durchaus die ersten Schneeschauer zu erwarten.