Am Mittwoch Sommer?
Mit goldenem Oktober verbindet man normalerweise bunte Wälder, klare Luft und bestenfalls Temperaturen, die maximal zwischen 15 und 20°C liegen. Doch was in dieser Woche auf uns zukommt, das erinnert zumindest im Süden schon eher an Sommer und T-Shirt-Wetter. Bekommen wir neue Rekorde?
Bis zu 27°C sind laut heutigen Prognosen im Südwesten Deutschlands zumindest möglich. Wie man an der Ensembleprognose für Stuttgart in Abb. 2 sieht, würden Temperaturen herrschen, die rund 15°C über dem Normalen für diese Jahreszeit lägen. Wie kommt so eine Wärme zustande?
Ein derartig massiver Warmluftvorstoß ist tatsächlich sehr selten, etwas Vergleichbares geschah zuletzt im Oktober 2001, damals wurden besonders in Bayern Dekadenrekorde gebrochen (München, 2.10.2001, 26,2°C).
Optimale Bedingungen für Wärme
Grund damals wie heute ist ein sehr günstig liegender Trog auf dem Ostatlantik, sehr gut zu sehen an den Linien gleicher Höhe - den Isohypsen - der der 500 hPa-Fläche, die im Mittel in rund 5,5 km liegt. In Abb. 3 sieht man die entsprechende Höhenströmung, die grob gesagt diesen Linien folgt.
Man sieht, wie die Luft auf direktem Weg aus dem subtropischen Südwesteuropa nach Deutschland gelangt. Nicht nur das: Der Wind ist hier auch relativ kräftig, was im Herbst recht wichtig ist, da nur mit einer entsprechenden "Durchmischung" derartig sommerliche Temperaturen erreicht werden können, die Wärme in der Höhe muss sich also bis zum Boden auch durchsetzen können.
Diese Wärme finden wir in der Höhe, in rund 1,5 km in Abb. 4. Hier sehen wir auch, dass im Süden Deutschlands noch die Alpen dem eventuellen Sommertag auf die Sprünge helfen werden durch Föhneffekte. Aber auch sonst sieht es am Mittwoch besonders im Süden Deutschlands am freundlichsten aus. Hier befindet man sich noch unter Hochdruckeinfluss und hat entsprechend viel Sonnenschein und nur ein paar hohe dünne Wolken. Die Höchsttemperaturen im Bereich 22 bis 27°C tun ihr Übriges dazu.
Sehr milde Nächte
Die ankommende Wärme und die zeitgleich herangeführte Feuchtigkeit wird man aber überall in Deutschland zu spüren bekommen, das gilt besonders für die Nächte und Morgen. Denn schon beginnend mit der Nacht zum Dienstag, dem 06.10.09, werden die Temperaturen im Verlauf eher steigen als sinken, in der Nacht zum Mittwoch geschieht das gleiche im Nordosten Deutschlands. Meist liegen die Tiefsttemperaturen zwischen 17 und 13°C, in Tälern, in denen Föhnwind bestimmend ist, wird es sogar noch milder zugehen.
Neue Temperatur-Rekorde?
Ob dabei neue Temperaturrekorde purzeln, bleibt abzuwarten. Im Bereich der höchsten Oktobertemperaturen sieht es allgemein schwierig aus, hier sind die Chancen vor allem für Bayern noch am höchsten. Im Oberrheingraben werden die Höchsttemperaturen vom 03.10.1985 (Freiburg i.Br. 30,8°C, Lahr 30,4°C) wohl nicht erreicht. Wahrscheinlicher ist, dass häufiger Rekorde für die mildesten Nächte purzeln werden.
Nord-Süd-Kontrast
Am Mittwoch, dem 07.10.09, sieht es jedoch im Norden Deutschlands doch nicht so freundlich aus wie im Süden. Hier bestimmt feuchte Luft in der Nähe eines Tiefdruckgebietes das Wetter, und in der Nähe der Küsten wird es eher wie an einem diesig-trüben Tag im Sommer zugehen.
Besonders in unmittelbarer Nähe der Nordsee sind dabei auch kräftige Regengüsse möglich, weiter südlich dominiert zeitweiliger schauerartiger Regen, wobei es vereinzelt auch zu Gewittern kommen kann.
Zum Donnerstag: Regengüsse in noch warmer Luft
Am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag kommt dann allmählich Bewegung ins Wetter, während sich ein Tiefausläufer, der bis dahin über der Nordsee verharrte, langsam südwärts in Bewegung setzen wird. Die herankommend kältere Luft sorgt für einen Anstieg der Gewitterwahrscheinlichkeit (Abb. 5), wobei dann auch im Südwesten kräftige Güsse möglich werden.
Gleichzeitig klopft an der Nordsee die kältere Luft an und sorgt im Laufe des Donnerstags, 08.10.09 für einen markanten Temperaturrückgang von teils über 6°C. Sonst wird der Tag eher unbeständig mit Schauer- und Gewitterneigung mit vielen Wolken in feucht-warmer Luft. Einzig im Südosten ist noch das Hoch spürbar, hier kann es mit Föhnunterstützung noch einmal für Temperaturen deutlich oberhalb der 20°C-Marke reichen.
Wie weit die Kaltfront am Donnerstagabend etwa innerhalb Deutschlands vorgerückt ist, erkennt man natürlich anhand der Frontenkarten wie in Abb. 6. Noch besser erkennbar sind die Kontraste der unterschiedlichen Luftmassen allerdings in Abb. 7, welche die pseudopotenziellen Temperaturen in ca. 1,5 km Höhe abbildet. Dabei handelt es sich um ein Energiemaß, dass sich sowohl aus den fühlbaren Temperaturen als auch aus dem Feuchtegehalt der Luft zusammensetzt.
Temperatur-Karussell
Wie man an der Ensembleprognose in Abb. 2 erkennt, steht dann für den Wochenwechsel und für die kommende Woche eher wieder kühle und wechselhafte Witterung an. Der Oktober wird also voraussichtlich eine richtige Wetter-Karussellfahrt werden.