Was ist ein MCS?
Aktuell, am Morgen des 16.09.2009, explodieren die Gewitter förmlich über dem Mittelmeer. Auf den Satellitenbildern (Abb. 1 und 2) erkennt man die stark weiß erscheinenden Gewitterzellen, die sich zu einem großen weißen Gebiet zusammenschließen.
Nach den Unwettern, die schon in den vergangenen Tagen in der westlichen Mittelmeerregion gewütet haben, scheinen wir damit einen weiteren Höhepunkt zwischen Mallorca, Sardinien, Korsika sowie Frankreich und Italien zu bekommen.
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Verursacher ist das Tief, das in den vergangenen Tagen südwestwärts über Deutschland gezogen ist und am 16.09.2009 um Mitternacht mit seinem Zentrum in Pyrenäennähe angekommen ist. Es lenkt deutlich kühlere Luftmassen in das westliche Mittelmeer. Auf seiner Vorderseite gelangt allerdings noch einmal sehr warme und feuchte Luft in das Tyrrhenische Meer zwischen Sardinien, Korsika und Italien (Abb. 3).
Kühlere Luft in der Höhe und deutlich wärmere und feuchte Luftmassen über dem noch warmen Mittelmeer stellen dabei eine explosive Mischung dar, insbesondere wenn Dynamik ins Spiel kommt. Denn durch den rapiden Abfall der Temperatur mit der Höhe können sich leicht Gewitter entwickeln.
Wieso MCS?
Was hat das mit der Überschrift zu tun? Wie oben schon erwähnt, haben sich die Gewitter zu einem riesigen Gebiet zusammengeschlossen. Einen solchen Zusammenschluss nennt man ein mesoskaliges konvektives System (mesoscale convective system = MCS).
Merkmal eines MCS sind daher seine große Fläche und seine Lebensdauer über mehrere Stunden. Die Gefahr besteht hier vor allem in den enormen Niederschlagsmengen, die über diese Zeit an einem Ort niedergehen und für Überflutungen sorgen können. Aber wie entsteht ein MCS?
Hier kommt es auf die Windbedingungen an. In einem MCS "benimmt" sich jede Gewitterzelle so, als stünde sie allein, mit all ihren Entwicklungsstadien. Ist der Wind in der Höhe jedoch kräftig genug, so trennt er Niederschlags- und Aufwindbereich. Während sich also das Gewitter weiter entwickelt, wird es stromabwärts getragen, und rückseitig kann sich im Aufwindbereich die nächste Zelle entwickeln (Abb. 4).
Starkregen, Hagel, Tornados
Ein MCS nimmt dabei natürlich auch selbst Einfluss auf das Windfeld. Dadurch kann es dazu kommen, dass die Windscherung, also die Änderung des Windes mit der Höhe, noch weiter zunimmt. Sollte es dann doch eine isolierte Zelle geben, so kann sie sich dadurch leicht zu einer Superzelle entwickeln, die auch großkörnigen Hagel und Tornados produzieren kann.
Diese Gefahr ist am Mittwochmorgen besonders in Richtung Sizilien und Tunesien vorhanden im Bereich der größten Luftmassengegensätze, hier muss man auch mit den kräftigsten Sturmböen rechnen.