Noch einmal Hochsommer?
Schaut man sich die kommende Woche in den verschiedenen Wettermodellen an, so zeigt die Temperaturprognose meist nach oben. Der Hochsommer könnte also noch einmal zurückkommen. Wie viel müssen wir also schwitzen, wie wahrscheinlich und wie ausdauernd ist die Rückkehr?
Über 32°C?
Wer jedenfalls am gestrigen 12. und heutigen 13.08.09 einen Blick in unsere Profikarten geworfen hat, dem dürfte es direkt heiß geworden sein. Insbesondere die angemeldeten Benutzer bekamen mit dem derzeit besten Wettervorhersage-Modell ECMWF Schweißperlen angesichts der prognostizierten Temperaturen für übernächsten Freitag, den 21.08.09: Flächig wurden für Deutschland Nachmittagstemperaturen von 32°C prognostiziert (Abb. 2), das bei hoher Luftfeuchtigkeit (Abb. 3), also schwül-heißes Hochsommerwetter.
Woher soll die Hitze kommen?
Doch heißt es, diese Temperaturvorhersage mit größter Vorsicht zu genießen, doch dazu später. Woher soll diese Hitze kommen? Dazu hilft ein Blick auf die anderen Modellkarten, in diesem Fall auf die kombinierte Karte mit der Temperatur in ca. 1,5 km Höhe als Farbfläche (Abb. 4). Deutschland befindet sich demnach an besagtem Freitag auf der Vorderseite eines Tiefs bei Island und hohem Luftdruck über Mitteleuropa.
Der prognostizierte extreme Warmluftvorschub würde in diesem Fall von einem sich bildenden Randtief verursacht, zu sehen an der "Ausbuchtung" über der Biskaya. Dadurch würde dann die wärmste nur mögliche Luft nach Deutschland geführt, die sich - weit genug von diesem Trog entfernt - noch stark erhitzen kann, bevor Schauer und Gewitter für die Abkühlung sorgen. Es käme also zu einem schwül-heißen und nicht sehr ausdauernden Hochsommer-Intermezzo.
Wie wahrscheinlich ist die Vorhersage?
Um die Wahrscheinlichkeit dieser Prognose zu bewerten, werfen wir in diesem zeitlichen Abstand einen Blick in das Ensemble. Ensembleprognosen sind mehrere Vorhersagen vom gleichen Zeitpunkt aus, die mit leichten Störungen berechnet werden. Auf diese Weise wird das chaotische Verhalten in der Physik der Atmosphäre simuliert. Deuten dennoch alle Prognosen in eine ähnliche Richtung, so wäre die Prognose recht wahrscheinlich. Auf unserer Seite gibt es jetzt auch für einige Orte frei verfügbare Ensembleprognosen.
Doch dies sieht in diesem Fall nicht so aus. Jedenfalls die extrem schwüle Hitze ist nur zu etwa 2% wahrscheinlich. Dies soll am Beispiel der Ensembleprognose in Abb. 5 für Berlin deutlich werden. Rot gezeichnet ist die Linie der operationelle Lauf des ECMWF, die "Hauptprognose", die auch bei den Profikarten zu sehen ist. Der graue Bereich stellt dabei die Gesamtheit der anderen Testprognosen dar. Wir sehen, dass sich der operationelle Lauf an der oberen Kante des grauen Bereichs befindet, am Samstag, dem 22.08.09 mit maximal um 35°C sogar noch darüber. Bei rund 50 Berechnungen ergibt sich so eine Wahrscheinlichkeit für 2% für einen derartigen "Ausreißer".
Was ist also wahrscheinlicher?
Betrachten wir die wahrscheinlichste Entwicklung des Wetters. Diese ist durch das gewichtete Mittel, den Median, aller Berechnungen in der Abb. 5 in weiß schon etwas besser dargestellt. Die beste Orientierung erhält man allerdings mit der Prognose des Multi-Model MOS, einem statistischen Verfahren, das sowohl die Hauptläufe des ECMWF, seiner Ensembles, und des anderen "großen" Vorhersagemodells GFS/NCEP zur Grundlage hat.
Demnach können wir in der Tat noch einmal mit einer hochsommerlichen Phase im Laufe der kommenden Woche rechnen, wahrscheinlicher sind für den 21.08.09 allerdings Höchsttemperaturen zwischen 25 und 30°C (vgl. auch Abb. 6). Das mittlere Diagramm in Abb. 5 zeigt dann auch, dass nach einer ruhigen Phase zur Wochenmitte die Niederschlagsneigung wieder zunimmt. Neben heiteren Abschnitten sind also Schauer und Gewitter mit Unwettergefahr sind also in Richtung übernächstes Wochenende durchaus möglich.
Woher diese kommen, erkennt man in den Karten, in denen die Testprognosen, die zu ähnlichen Ergebnissen führen, zu so genannten Clustern zusammengefasst werden, sie sind in Abb. 7 zu sehen. Die meisten hiervon zeigen uns auf der Vorderseite des Trogs über dem Ostatlantik, wodurch die Wahrscheinlichkeit für überdurchschnittlich warmes und auch schwüles Wetter durchaus gegeben ist. Sind wir jedoch weit genug von diesem Trog entfernt, können wir uns zunächst über hochsommerliches Wetter mit viel Sonnenschein freuen, bevor dann im Verlauf des Wochenendes 22./23.8. wohl Schauer und Gewitter auf uns zukommen werden.
Egal, ob nun 25 oder 30°C: Es lohnt sich, den Hochsommer kommende Woche noch einmal zu genießen, danach wird es für Höchsttemperaturen im 30er-Bereich doch sehr, sehr schwierig.