Die Müllstrudel der Ozeane

In den Wirbeln der Meeresströmungen sammelt sich immer mehr Plastikmüll und bedroht das Ökosystem.

In den Wirbeln der Meeresströmungen sammelt sich immer mehr Plastikmüll und bedroht das Ökosystem.

Die Meeresströmungen
Auch wenn das Wetter über den Ozeanen einmal ruhig ist, befindet sich das Wasser der Meere in ständiger Bewegung, nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Hauptsächlich durch die Temperaturunterschiede und den unterschiedlichen Salzgehalt existieren weltweit Strömungen, welche das Klima in entfernten Teilen der Welt maßgeblich beeinflussen können (siehe Golfstrom). An der Meeresoberfläche können sich dabei riesige Wirbel bilden. Eben diese riesigen Wirbel bilden den Schauplatz für riesige Müllansammlungen.

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Die Müllteppiche
In den Subtropen finden sich fünf große Wirbel (siehe Abbildung 2). Diese befinden sich im Nordatlantik, im Südatlantik, im Nord- und Südpazifik sowie im Indischen Ozean. Hier wurden bereits erhebliche Konzentrationen an Müll beobachtet, Schätzungen zufolge im Größenbereich zwischen 700.000 km² bis zu 15 Millionen km². Der größte Müllstrudel ist hierbei derjenige im Nordpazifikwirbel, welcher deshalb im englischen auch den schönen Beinamen „North Pacific Gyre“ oder „Great Pacific Garbage Patch“ erhalten hat. Dieser Müllteppich hat in etwa die doppelte Größe des US-Bundesstaates Texas. Trotz dieser fast unglaublichen Ausdehnung ist dieser müllbeladene Strömungskreis nicht auf Satellitenbildern zu sehen.

Umweltauswirkungen
Studien zufolge entstammt der Müll zu 80 Prozent dem landgebundenen Müll, die restlichen 20 Prozent dagegen von Schiffen auf hoher See. Anders als biologisch abbaubarer Müll, wird das Plastik, aus welchem der größte Anteil des Mülls besteht, durch Photodegradation abgebaut. Durch die Absorption von UV, sichtbarem sowie Licht im Infrarotbereich zersetzen sich die Teile in kleinere Plastikstücke, bis sie irgendwann als Moleküle vorliegen. Die daraus resultierenden Substanzen sammeln sich im oberen Teil der Meeresoberfläche, werden durch Meeresorganismen aufgenommen und gelangen somit in die Nahrungskette. Insbesondere Veränderung im Hormonsystem sind die Folge. Aber auch größere Plastikstücke stellen eine Bedrohung des Ökosystems dar, da Tiere wie Meeresschildkröten oder Albatrosse den Abfall mit Nahrung verwechseln und somit trotz vollem Magen an Hunger verenden. Die Plastikstücke sind zudem gute Absorber organischer Schadstoffe wie Chlorverbindungen oder Insektizide.

„Friendly Floatees“
Dass der Müll nicht nur negative Auswirkungen haben, zeigen die Spielzeuge, welche bei einem Frachterunfall 1992 zwischen Hong Kong und Tacoma im Bundesstaat Washington ins Meer gespült wurden. Von den 29.000 Quietscheentchen, grünen Fröschen, blauen Schildkröten und roten Bibern wurden acht Monate später die ersten an die Küste Alaskas gespült (Abbildung 5), später auch an die Strände Australiens, Indonesiens und Chile. Der Ozeanforschers Curtis Ebbesmeyer hatte sich derer angenommen und nutzte diese als Gegenstände seiner Studien, deshalb auch „Friendly Floatees“. 1995 wurde festgestellt, dass die Spieltiere vom Beringmeer durch die Beringstraße ins Packeis des Nordpolarmeers drifteten, was eine neue Erkenntnis über die Meeresoberflächenströmungen darstellte (Abbildung 4). Dennoch überwiegen die negativen Effekte des Mülls und Projekte wie „Project Kaisei“, welches im März 2009 gestartet wurde und Studien zu Recyclingmöglichkeiten durchführt, sind zu begrüßen.

Hinweis:
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