Wetter-Karussell
Viele Wolken, etwas Sonne und schwüle Luft. Besonders im Osten Deutschlands wird es am Donnerstag, 23.07.09 noch einmal schwül-warm. Doch der Wechsel kommt, und er könnte gebietsweise recht ruppig ausfallen.
Denn nach wie vor liegt Deutschland unter einer südwestlichen Strömung, die bis in die kommende Nacht noch einmal an Stärke zulegt. Von Südwesten gelangt dabei auf der Vorderseite von Tief Wolfgang vor Schottland noch die schwül-warme Luft in weite Teile Deutschlands.
Innerhalb dieser strammen südwestlichen Strömung kann sich dabei immer wieder leicht ein kleinräumiges Randtief bilden. In unserem Fall beschäftigen uns von Donnerstag bis Freitagfrüh zwei dieser Tiefs. Das eine mit dem Namen Xystus sorgte bisher dafür, dass die Luftmassengrenze hin zu der kühleren Meeresluft noch über den Nordwesten Deutschlands verläuft und somit den großen Rest in der schwül-warmen Luft behält.
Gewitter mit Hagel und kräftigen Böen
In Abb. 2 sehen wir, dass dieses Tief schon am Nachmittag in der Lübecker Bucht angekommen sein sollte, wobei auf seiner Rückseite die kältere Luft und damit die Kaltfront nun allmählich ostwärts in Bewegung kommt. Nach kräftigem schauerartigen Regen am Donnerstagmorgen in Küstennähe kommen damit die Schauer und Gewitter ebenfalls ostwärts voran.
Im Vorfeld dieser Kaltfront kann sich dabei wieder eine Gewitterlinie bilden, wobei man mit kurzzeitigem Starkregen, aber auch großkörnigem Hagel und heftigen Gewitterböen rechnen muss. Die Windgeschwindigkeit nimmt dabei insbesondere in der Höhe zu. In 3 km herrschen teilweise über 55 Knoten (über 100 km/h, Abb. 3). Die kräftigen Oberwinde können dann bei starken Gewittern in Form von Böen auch die Erdoberfläche erreichen.
Achtung Bayern
Im Südosten Bayerns sieht es besonders brisant aus. Hier kann sich zunächst eine enorme Menge Energie ansammeln, da sich die Luft noch einmal auf bis zu 34°C erhitzt. Hier herrscht nämlich anfangs noch ein starker Föhn, es kann auf den Alpengipfeln und nahen Tälern auch zu Föhnsturm kommen. Mit Annäherung der Kaltfront bricht der Föhn in sich zusammen. Die für Gewitter zur Verfügung stehende Energie kann man dabei der CAPE-Prognose (Abb. 4) entnehmen.
Aber das ist noch nicht alles. Denn es gibt noch ein zweites Randtief, das sich im Laufe des Donnerstags nähert. Es schiebt noch einmal eine "Zunge" sehr warmer und feuchter Luft in den äußersten Südosten Deutschlands. Die Luft ist also energiereich, und wenn sie jetzt noch in Bewegung kommt, dann kann es brenzlig werden.
Diese Bewegung erledigt das Tief selbst, in der Höhe (9 km) rauscht außerdem ein Maximum des Jetstreams, der so genannte Jetstreak, heran (Abb. 5 und 6), während der Wind am Boden zwischenzeitlich abflaut. Dies sorgt auch in den unteren 1000 Metern für eine deutliche Zunahme des Windes mit der Höhe, und diese so genannte Scherung kann für großkörnigen Hagel und örtlich extreme Windböen verantwortlich sein. Hier heißt es also besonders am Abend und in der Nacht aufgepasst und die Unwetterwarnungen verfolgt.