Örtlich, aber heftig

Wie räumlich begrenzt zurzeit Unwetter auftreten können, zeigt sich am besten am Beispiel von Berlin am 01.07.09

Während in einem Straßenzug das Wasser im Keller steht und Autos bis zur Stoßstange durch Seen auf der Straße fahren, muss man in der Nachbarschaft wegen tagelanger Trockenheit die Blumen gießen. So unterschiedlich ist zurzeit das Wetter in Deutschland. Wie groß diese Unterschiede auf engstem Raum sind, zeigt sich am Beispiel Berlin am 01.07.09. Woher kommen diese Unterschiede?

Enorme Unterschiede in der Hauptstadt
Sehr eindrucksvoll zeigten sich diese sehr lokalen Unwetter am 30.06. und 01.07.09 in Berlin. Bereits am Morgen konnte man am Himmel mächtige Quellwolken ausmachen (Abb. 1), die um die Mittagszeit die berühmte Amboss-Form bekamen (Abb. 2 und 3). Diese entsteht, wenn die Wolke bis an die Inversion wächst, dort nicht weiter steigen kann und wie an einem unsichtbaren Deckel auseinander läuft.

An beiden Tagen traf es dabei den Südosten der Stadt besonders heftig. Am Dienstag, den 30. Juni 2009 musste die Berliner Feuerwehr sogar den Ausnahmezustand ausrufen. Besonders betroffen waren die Stadtteile Altglienicke, Bohnsdorf und Rudow.

Am Mittwoch, 01.07.09,  traf es erneut den Südosten, besonders Grünow: Die Berliner Wasserbetriebe meldeten 81 Liter auf den Quadratmeter in nur 75 Minuten, das ist mehr als hier üblicherweise im gesamten Monat an Niederschlag fällt. Dementsprechend stand man hier teils knietief im Wasser, Feuerwehren mussten Dutzende Keller leer pumpen und undichte Dächer absichern. Es kam auch zu Schäden durch die zahlreichen Blitze (Abb. 4). Am südwestlichen Stadtrand jedoch blieb es an beiden Tagen trocken. Ähnliche Effekte gab es auch in anderen Städten wie etwa in Magdeburg:

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Wie kommt es zu solch lokalen Effekten?
Die Lage wurde sehr schön von der Zeitung Der Tagesspiegel beschrieben: "Das Unwetter tobt gleich nebenan". Wieso also gibt es auf engem Raum solch große Unterschiede (vgl. auch Abb. 5)?

Grund hierfür sind die sehr geringen Luftdruckgegensätze über Deutschland, die sich zwischen einem Hoch über dem Nordosten und einem Tief über dem Südosten Europas eingestellt haben. In Abb. 6 sehen wir eine Bodendruckdifferenz von gerade einmal rund 2 hPa über Deutschland.

Ohne diese Druckunterschiede weht auch nur ein äußerst schwacher Wind (Abb. 7), dessen östliche Komponente höchstens noch die Funktion hat, noch etwas feuchtere Luft aus Polen nach Ostdeutschland einsickern zu lassen (Abb. 8).

Die Gewitter entstehen daher in der schwülen Luft meist vor Ort, besonders nachmittags, wenn die Sonne den Boden aufgeheizt hat und besonders häufig dort, wo ein Gebirge die Luft zum Aufsteigen zwingt (Abb. 9). Am Beispiel von Berlin sehen wir aber, dass hügeliges Terrain höchstens eine hinreichende Bedingung für die Auslösung von Schauern und Gewittern ist.

Aus diesem Grund kann solche ein Gewitter quasi am Entstehungsort seinen gesamten Wassergehalt vor Ort abregnen, und dieser ist in der schwülen Luft erheblich. Optisch und von der Seite betrachtet ist dies ein ansprechendes Naturspektakel, kann man doch häufig bilderbuchreife Gewitterwolken fotografieren. Für diejenigen, die sich unter solch einem Gewitter befinden, wird es jedoch gefährlich.

Gewittergefahr sinkt im Norden
Immerhin ist die Gewittergefahr morgen in der Norddeutschen Tiefebene verschwindend gering, weiter südlich bleibt sie aber nach wie vor bestehen. Man sollte hier also weiter die Augen offen halten und sich nach aktuellen Unwetterwarnungen erkundigen.